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DIE KLEINE WORTKUNDE

Niveaulimbo ist leicht zu verstehen. Was man nicht über jede kollektive Neuschöpfung sagen kann, die aus der Jugendsprache in die „Erwachsenenwelt“ überspringt. Das allgemeine „How low can you go?“ der Medien wird ja gern generell bemängelt.

Nur eben nicht so elegant in einem Wort: Niveaulimbo. Das „ständige Absinken des Niveaus“ vor allem im Fernsehen lässt sich damit exakt benennen. Deshalb hat eine Jury des Langenscheidt Verlags, zusammen mit Myspace und der Jugendzeitschrift Spiesser, das Wort einstimmig zum Jugendwort des Jahres 2010 gekürt.

Niveaulimbo ist ein junges Wort und seine Herkunft dementsprechend unklar. Es stammt wahrscheinlich von den Schulhöfen der späten Nullerjahre. Hier bezeichnete es ursprünglich die Auseinandersetzung, also – noch so ein Jugendwort – den „Battle“, zwischen zwei oder mehr Beteiligten. Ziel war es, sich gegenseitig niveaumäßig zu unterbieten, mit Sprüchen, Gesten oder Taten.

Inzwischen hat sich der Niveaulimbo aber auf gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge ausgedehnt und bezeichnet ein Phänomen, das die Medienwissenschaft sperrig „Konvergenzhypothese“ nennt, die Journalisten hochnäsig mit „Unterschichtenprogramm“ beschreiben: Angleichen von Medieninhalten auf niedrigem Niveau. Hier entfaltet Niveaulimbo seine volle Schlagkraft. Diese Einfachheit des Vergleichs mit dem karibischen Limbotanz! Das verstehen alle. Jugendsprache kann auch komplizierter: „Da kommt die Gazellenfraktion schon wieder. OMG, voll hlsm!“* CAJA

*Da kommen die dünnen Mädchen. Oh my god, voll Handy-Lipgloss-Shopping-mäßig!

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