DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL : Schoggi und Schadenfreude
SCHWEIZ Dank Stuttgart 21 werden die nur indirekt demokratischen Bundesdeutschen belächelt
Deutsche Möchtegern-Schweizer“ betitelt der Tagesanzeiger ganz unverfroren seinen Kommentar zum bekanntesten Bahnhofsprojekt der Welt: „Die direkte Demokratie ist ein bisschen wie ein Schlichtungsgespräch – mit dem Unterschied, dass erst danach entschieden wird“, schreibt Tagi-Berlin-Korrespondent David Nauer: „Dem eigenen Souverän traut man in Deutschland kaum mehr. Nicht im Traum käme es den deutschen Politprofis in den Sinn, grundsätzliche Fragen wie die Höhe der Steuern, die europäische Integration oder den Umgang mit Einwanderern an der Urne entscheiden zu lassen. Denn da, glaubt man in den Parteizentralen, verstünden die Wähler ohnehin nur Bahnhof.“
Der Bürger könne nun dank der schonungslosen Offenlegung „mündig und informiert sein Urteil fällen“, schreibt die Neue Zürcher Zeitung: „Doch was fängt er mit diesem Urteil an?“ Wer für eine Bahnreise nicht in ein Loch steigen will, dem bleibe „weiterhin nichts anderes übrig, als in den kommenden Wahlen eine Partei zu wählen, der er ansonsten das Wohl des Landes nicht unbedingt anvertrauen möchte“, so die NZZ. STG