DAS PROBLEM MIT DEM SAMSTAGABEND : Schnell ins Konzert!
Andreas Schnell
Ärgerlich: Da sind an einem, dem heutigen Samstagabend nämlich, gleich zwei interessante Modelle von Sprechgesang in Bremen zu begutachten – und dann treten sie mehr oder weniger zeitgleich an verschiedenen Orten auf. Immerhin liegen diese Orte nicht weit auseinander, es ließe sich also pendeln, aber es ist ja auch eine ökonomische Frage, ob man für zwei Konzerte voll bezahlen will, um keins davon ganz sehen zu können.
Sichten wir also die Argumente. Für den Besuch der Friese spricht, dass dort gleich zwei Acts zu sehen sind: Die Sleaford Mods und Aardvark. Erstere haben überdies einen gewissen Hype-Vorteil, mancherorts drohen die Säle bereits aus allen Nähten zu platzen, die hippe Presse überschlägt sich geradezu. Zu hören gibt es bei dem sehr britischen Duo eine vorwiegend aus nicht abdruckreifem Vokabular bestehende Lyrik, die sich vehement gegen alles und jeden verwahrt, in Verbindung mit maximal reduzierten Beats aus dem Rechner. Der Punk von heute. Die zweite Band des Abends in der Friese bezeichnet ihre Musik als „party noise“ und rabaukt sich zwischen Avantgarde und schmutzigen Techno durch die Gegend. Könnte auch unterhaltsam werden. Beginn hier wohl kaum vor 21.30 Uhr, wobei bis dahin das Konzert von Astronautalis in der Lila Eule vielleicht schon vorbei ist. Hinter dem Namen Astronautalis verbirgt sich der amerikanische Musiker Charles Andrew Bothrell, der zwar schon etliche Male im legendären Kellerclub gastierte, heuer aber zum ersten Mal eine zweiköpfige Band dabei hat. Musikalisch wie lyrisch ist Astronautalis weniger offensiv, zeigt sich auch mal nachdenklich, gönnt sich ein breites stilistisches Spektrum und ist damit auch ästhetisch umarmend, wo die Sleaford Mods Verweigerung signalisieren. Obendrein ist Bothwell auch ein beachtlicher Freestyle-Rapper. Beides interessant, wobei die Mods vielleicht doch ein wenig aufregender weil neuer und radikaler sind.