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Archiv-Artikel

„Man könnte eine Stellenanzeige schalten“

Bei der Schulverwaltung herrsche noch Unklarheit, wie die Einstellung von Lehrern für Vertretungen funktionieren soll, kritisiert Hartmut Blees, Leiter einer Gesamtschule. Genügend Bewerber gibt es seiner Meinung auf jeden Fall

taz: Herr Blees, hat Ihre Schule einen Hausmeister?

Hartmut Blees: Ja, einen. Wegen der EU-Arbeitszeitverordnung muss er aber künftig jeden Tag pünktlich um 16 Uhr Schluss machen. Abends sollen dann externe Firmen die Schule abschließen.

Dabei wollte der Senat doch die HausmeisterInnen und die Sekretariate stärken!

Das passt natürlich nicht zusammen. Bislang konnten die Hausmeister relativ viele Überstunden machen und somit mehr verdienen. Durch den Verdienstausfall können sich einige Hausmeister auch ihre Dienstwohnungen nicht mehr leisten und müssen ausziehen. Zwei Dinge könnten dann passieren: Der Kontakt zur Schule geht verloren. Und: Es wird mehr in Schulen eingebrochen, weil der Hausmeister nicht mehr nebenan wohnt und das Haus beschützt.

Ihre Schule ist eine so genannte „geköpfte Gesamtschule“, die nach der 10. Klasse endet. Wollen Sie, ausgehend vom Koalitionsvertrag, eine „richtige“ Gesamtschule werden, von Klasse 1 bis 13?

Ja, das haben wir auf einer Sitzung der Fachbereichsleiter einstimmig beschlossen. Dazu wollen wir mit einer Grundschule in der Nähe zusammenarbeiten. Die Aufstockung zur Oberstufe, also zum Abitur, sehe ich aber als schwierig an.

Wieso?

Bei uns schaffen maximal 15 Prozent der Schüler den Sprung in die Oberstufe. Ein großer Teil wechselt dann in die Friedensburg-Oberschule, auch eine Gesamtschule.Viele Schüler der dortigen Oberstufe waren vorher auf anderen Schulen.

Also doch eine Art der Aufgliederung der Schularten.

Das würde ich so nicht nennen. Die Schüler, die dort Abitur machen wollen, kommen ja aus dem Schulzweig Gesamtschule und bleiben auch in ihm. Die wenigsten Gesamtschulen können die Oberstufe aus dem eigenen Bestand füllen.

Warum?

Etwa 60 bis 80 Prozent der Gesamtschüler haben eine Hauptschulempfehlung. Da kann man nicht erwarten, dass daraus ganze Oberstufen entstehen.

Wieso sieht der rot-rote Senat in der Gesamtschule eine „Wunderwaffe“ der Bildungspolitik, wenn das Leistungsniveau ausweislich so niedrig ist?

Die Eltern entscheiden, in welche Schule sie ihre Kinder schicken. Kinder, die von der Grundschule eine Gymnasiumsempfehlung bekommen, gehen auch aufs Gymnasium, ganz einfach, weil Gesamtschulen in Berlin einen schlechten Ruf haben. In den 60er- und 70er-Jahren hat man leider darauf verzichtet, Gesamtschulen wirklich als Gesamtschulen von Klasse 1 bis 13 einzurichten. Die meisten Berliner Gesamtschulen enden nach der 10. Klasse.

Wie soll die Zusammenarbeit Ihrer Schule mit der Grundschule aussehen? Liegen die beiden Tür an Tür?

Das ist eines der Probleme, das sich grundsätzlich mit dem Gedanken der Gesamtschule verbindet: die Räumlichkeiten. Wir haben sechs Klassen pro Jahrgangsstufe. Würden wir mit einer Grundschule zusammenarbeiten, ginge das nicht mehr, weil uns dann die Räume fehlen. Ich stelle mir vor, dass ein Teil meines Kollegiums an die Grundschule wechselt und mit den Klassen nach oben wandert.

Als „Gemeinschaftsschule“ bekämen Sie ja auch mehr Geld, wovon Sie einen Teil künftig eigenmächtig für Vertretungslehrer ausgeben dürfen. Wie soll das funktionieren?

Ich habe versucht, bei der Schulaufsicht Klarheit zu bekommen. Aber da gibt es noch gar keine entsprechenden Vorstellungen.

Aber Sie haben doch bestimmt eine?

Man könnte natürlich eine Anzeige schalten oder bei der Senatsverwaltung in der Bewerberkartei suchen. Der Markt ist meinem Eindruck nach nämlich nicht leer.

INTERVIEW: DOMINIK SCHOTTNER