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Archiv-Artikel

Stelldichein in Bremen

LITERATURFESTIVAL Bei „poetry on the road“ sind neben Herta Müller internationale AutorInnen zu Gast

Die Gästeliste bei der Eröffnungs-veranstaltung kann sich sehen lassen

Wenn ein Literaturfestival mit einer Literaturnobelpreisträgerin aufwartet, dürfte ihm die Aufmerksamkeit gewiss sein. Und so ist Herta Müller wohl der Publikumsgarant für die 15. Auflage des Internationalen Literaturfestivals „poetry on the road“ in Bremen.

Ob dieses Festival überhaupt einen solchen Literaturstar benötigt, sei dahingestellt, denn in den vergangenen Jahren hat sich „poetry on the road“ als feste Größe im Kulturkalender der Hansestadt etabliert. Die meisten Veranstaltungen der letzten Festivalauflagen waren stets gut besucht oder gar im Voraus ausverkauft. Deshalb wird es in diesem Jahr erstmals Lesungen im Großen Haus des Theaters am Goetheplatz geben – unter anderem die von Herta Müller am 21. Mai. Die 1953 in Rumänien geborene und 2009 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnete Schriftstellerin wird aus ihrem Collagewerk „Vater telefoniert mit den Fliegen“ lesen.

Die Lesung Müllers ist genau genommen nicht Teil des Festivals, sondern ein sogenanntes „Prelaunch“: Eröffnet wird „poetry on the road“ erst zwei Tage später mit neun AutorInnen, die ebenfalls im Theater am Goetheplatz lesen. Die Gästeliste jenes Abends kann sich sehen lassen: Während mit dem 84-jährigen Tausendsassa Hans Magnus Enzensberger ein Grandseigneur der bundesrepublikanischen Literatur vertreten ist, gehört die vielfach ausgezeichnete Poetin Ulla Hahn zu den bekanntesten literarischen Stimmen Deutschlands. Gleiches gilt für den Dramatiker Franz Xaver Kroetz und für die Poetry-Slammerin Julia Engelmann, die mit dem Videomitschnitt ihres Beitrags „Eines Tages, Baby“ ein Millionenpublikum erreicht hat. Natürlich sind aber auch zur Eröffnung internationale Stimmen zu hören: Mit Connie Palmen aus den Niederlanden, Yang Lian aus China und Ben Okri aus Nigeria lesen weltweit anerkannte Literaten vor.

Überhaupt ist die Internationalität ein zentraler Aspekt von „poetry on the road“. Seit Beginn des Festivals im Jahre 2000 waren mehr als 400 renommierte Schriftsteller aus 65 Nationen zu Gast in Bremen. In dieser Hinsicht dürfte vor allem die Veranstaltung in der Shakespeare Company ein Höhepunkt sein, bei der neun Gäste aus acht Ländern Texte aus ihrem Oeuvre präsentieren. Mit dabei die Grande Dame der irischen Lyrik, Eiléan Ní Chuilleanáin, der junge jamaikanisch-US-amerikanische Lyriker Ishion Hutchinson und der deutsche Liedermacher Konstantin Wecker. Neben den genannten bietet das Festival noch über ein Dutzend weiterer Veranstaltungen mit einer Vielzahl von Poeten.  JENS LALOIRE

■ Herta Müller: 21. 5., ab 20 Uhr im Theater am Goetheplatz Eröffnung: 23. 5., 20 Uhr, Theater am Goetheplatz www.poetry-on-the-road.com