: Dortmund will doch nur Fußball spielen
Dortmunds Trainer Bert van Marwijk beschwert sich über destruktive Auswärtsteams – zu Recht: der BVB verliert gegen Hertha BSC Berlin mit 1:2 und manifestiert seinen Heimkomplex. Fünf Spiele ohne Sieg vor eigenem Publikum
DORTMUND taz ■ Bert van Marwijk hatte es schon vor der Partie gegen Hertha BSC Berlin gewusst: „Heimmannschaften haben es immer schwerer, weil die Gäste so defensiv spielen.“ Der BVB-Trainer sagte diesen Satz in der vergangenen Woche nach dem 3:1-Erfolg seines Teams bei Werder Bremen. Der BVB habe da einen Gegner gehabt, „der auch Fußball spielen“ wolle. Ein Attribut, das auf die Hertha wohl nicht zutraf. Die Hauptstädter gewannen am Samstag im Dortmunder Westfalenstadion mit 2:1 und sorgten damit für das fünfte sieglose Heimspiel der Borussen in Folge.
Kein Wunder, dass sich van Marwijk über den Auftritt der Berliner Fußballverhinderer enttäuscht zeigte: Er habe gehofft, dass die Hertha offensiver spiele – vergebens. Letztendlich war es den Dortmundern vorbehalten, dass Spiel zu diktieren, sich Möglichkeiten zu erspielen und diese, abgesehen von Alexander Freis Foulelfmeter in der 23. Minute, kläglich zu vergeben. „Wir haben uns in beiden Halbzeiten sehr viele Chancen herausgearbeitet. Deshalb ist der Sieg der Gäste nicht verdient“, so van Marwijk. Unterm Strich steht trotzdem: Ein Tor, null Punkte und Abzüge in der B-Note.
Eine andere Sichtweise hatte Berlins Stand-By-Profi Andreas Schmidt parat: „Die Dortmunder haben es nur mit langen Bällen versucht, das kam uns entgegen“. Vor allem ihm. In der 10. Minute traf er per Kopf zur 1:0-Führung und leitete dadurch den Niedergang des BVB ein. „Wenn wir in der zweiten Hälfte den einen oder anderen Konter besser abschließen, kehrt früher Ruhe ein“, sagte Hertha-Coach Falko Götz. Er sprach von einem verdienten Sieg. Die beiden Trainer blieben also im Widerspruch.
Wie gut, dass es auch einen Beobachter auf der Tribüne gab: „Es macht mich schon nachdenklich, dass wir in den letzten drei Heimspielen nur zwei Treffer erzielt haben“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke – beide resultierten aus Strafstößen. Historisch war auch ein anderer Fakt: 1972 hatte Dortmund das letzte Mal zuhause gegen die Hertha verloren.
Die Wünsche der Borussen dürften sich nunmehr einzig auf das Revierderby gegen den FC Schalke in drei Wochen richten. Der BVB darf auswärts antreten und Bert van Marwijk wird auf einen Gegner hoffen, der ganz selbstlos einfach nur Fußball spielen möchte. HOLGER PAULER