der rechte rand
: Schulungen und Saufen

Die Molotow-Cocktails zündeten. Gegen 1.00 Uhr morgens warfen am 23. November 1992 die Neonazis Michael Peter und Lars Christiansen mehrere Brandsätze auf ein von türkischen Staatsangehörigen bewohntes Haus im schleswig-holsteinischen Mölln. Als der Eingang brannte, riefen die Täter bei der Feuerwehr an: „In der Mühlstraße brennt es! Heil Hitler!“ Die 51-jährige Bahide Arslan und ihre 10- und 14-jährigen Enkelinnen Yeliz Arslan und Ayse Yilmaz konnten sich nicht retten. Am 14. Jahrestag des Anschlags wird heute ab 19 Uhr vor dem Haus Mühlstraße 9 der Opfer Gedacht. Aus der Türkei reist die Mutter der verstorbenen Ayse an.

Seit Jahren erinnern die Stadt Mölln, der Verein „Miteinander leben e. V.“ und verschiedene Religionsgemeinschaften an die Opfer. „Die Menschen sollen nicht vergessen werden“, erklärt Mark Sauer, Vorsitzender von „Miteinander“, der seit 1995 die Begegnungsstätte „Lohgerberei“ trägt. „Wir wollen aber auch ein Zeichen gegen rechte Gewalt setzen.“ Er weiß, dass im Umland die Neonazis „verstärkt“ aktiv sind – „auch in Mölln“.

NPD und „Freie Kameradschaften“ (FK) bemühen sich schon länger, rechts orientierte Cliquen zwischen Geesthacht, Ratzeburg und Mölln einzubinden. „Die saufen“, erzählt ein Jugendlicher, „schlagen aber auch auf Antifas ein.“ In Breitenfelde kehren die Neonazis in den „Lindenhof“ ein, wo regelmäßig Veranstaltungen und Schulungen stattfinden. Häufiger Gast ist Heino Förster. Zu dem Ex-NPDler, der wegen „Geldgeschichten“ ausgeschlossen wurde, hatten auch die Täter von Mölln Kontakt. Wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt. Nun kümmert sich der fast 80-Jährige wieder um die „Jugend“: Bis zu 30 NPD- und FK-Angehörige, darunter Jörn Lemke und Thomas Wulff, kommen zu Treffen. Auf 50 feste Anhänger werden die regionalen Strukturen geschätzt. Zu ihrem Angebot an die Szene gehört auch ein Tattooladen in Ratzeburg. Dort, erzählen Jugendliche, werden auch Hakenkreuze gestochen.