In Johannes Nabers zweitem Spielfilm „Zeit der Kannibalen“ ist Devid Striesow in der Rolle eines skrupellosen Unternehmensberaters zu erleben. Produktionsmittel im Wert von 120 Millionen Dollar sollen über Nacht von Indien nach Pakistan verschoben werden – alles nur, um einen Großkunden zu beeindrucken. Eigentlich aber geht es um reine Selbstlegitimation, das Kapital muss sich ständig behaupten. Öllers (Striesow) und sein Kollege Niederländer (Sebastian Blomberg) sitzen in anonymen Hotelzimmern irgendwo auf der Welt (Indien, Nigeria, egal) und spielen Herr über dieses Kapital. Doch obwohl in „Zeit der Kannibalen“ unentwegt geredet wird, bleibt das Setting abstrakt. Die Präzision der Sprache verlagert sich von genauen Beobachtungen zu verbalisierten Affekten. Die Dialoge des ehemaligen Werbetexters Stefan Weigl legen nicht das System offen, bloß die Temperamente der Figuren. Nabers Film fehlen für eine Farce die exzessiven Momente, für eine schwarze Komödie Einsichten in die Figuren und für eine ernsthafte Kritik am Finanzkapitalismus schlichtweg die Begriffe. In 12 Kinos