: „Gutes tun passiert fast beiläufig“
AUSSTELLUNG Das Projekt „1.000 Drawings“ hat Werke von Hobbykünstlern und Profis gesammelt, um sie für einen guten Zweck zu verkaufen
■ 44, arbeitet als Flugbegleiterin und wohnt seit vier Jahren in Berlin. Vorher hat sie acht Jahre in Südafrika gelebt – und von dort die Idee der „1.000 Drawings“ mitgebracht.
INTERVIEW HANNAH KÖNIG
taz: Frau Mascia, am Samstag veranstalten Sie in Pankow Ihre erste „Night of a 1.000 Drawings“. Was für Bilder werden dort gezeigt?
Claudia Mascia: Den größten Teil haben wir bei sogenannten Doodle-Events gesammelt. Das sind Zeichenabende, die wir über ein Jahr in Berliner Bars und Cafés angeboten haben. Jeder, der wollte, konnte vorbeikommen und unsere Materialien benutzen. Dabei sind etwa 100 Bilder pro Abend entstanden.
Woher stammt die Idee?
Aus Südafrika. Dort wurde 2006 einer Suppenküche für Obdachlose der Transporter gestohlen. Die Helfer kamen deshalb auf die Idee, Bilder zu sammeln, auszustellen und von dem Erlös einen neuen Transporter zu kaufen. Mittlerweile gibt es die „1.000 Drawings“ nicht nur in Johannesburg, sondern auch in Kapstadt und Amsterdam.
Warum holen Sie die Ausstellung jetzt nach Berlin?
Ich habe acht Jahre in Johannesburg gelebt und war dort immer wieder Gast bei den Ausstellungen. Die Idee fand ich von Anfang an klasse, und als ich vor vier Jahren nach Berlin gezogen bin, hatte ich einfach Lust, auch eine Nacht der 1.000 Bilder zu organisieren.
Was ist das Ziel des Projekts?
Für mich ist das Schönste, dass die Leute etwas kreieren und dabei ihren Spaß haben. Dass sie damit auch noch etwas Gutes tun, passiert dann fast beiläufig. Der Erlös der Bilder wird gespendet und die Käufer können dafür ein Bild mit nach Hause nehmen.
Haben Sie die 1.000 denn tatsächlich geknackt?
Ja, das haben wir. Bis vor vier Wochen haben wir uns noch Sorgen gemacht, ob es wirklich klappt. Aber seitdem ist unheimlich viel passiert. Wir haben viele Events organisiert und noch in der letzten Woche jede Menge Zusendungen bekommen. Plötzlich ging alles ganz schnell.
Gab es irgendeine Vorauswahl?
Nein, wir wollten uns nicht anmaßen, Bilder auszusortieren. Wir sind zwar alle auf unsere Art kreativ, aber niemand in unserem Team hat etwas mit Kunst zu tun. Vielleicht ist gerade das der Reiz an dem Projekt: Der Abend ist auch eine kleine Jagd nach den Bildern, die einem gefallen.
An der Ausstellung konnte sich jeder beteiligen. Haben Sie nur Bilder von Hobbykünstlern bekommen oder sind auch einige Profis dabei?
Ich glaube, das ist relativ ausgeglichen. Bei vielen Bildern könnte ich es aber gar nicht sagen. Die Leute konnten ihre Werke ja auch anonym in unsere zwei Sammelboxen in Neukölln und Prenzlauer Berg einwerfen.
Haben Sie schon einen Favoriten, den Sie selbst gerne kaufen würden?
Nicht nur einen. Es gab zum Beispiel zwei Herren, die immer wieder zu unseren Doodle-Abenden gekommen sind und teilweise 30 Bilder in nur 15 Minuten gezeichnet haben. Da waren ein paar richtig tolle dabei.
Das Motto des Projekts war ja „Zeichne irgendetwas, mit irgendetwas, auf irgendetwas“. Die einzige Vorgabe: im A5-Format.
Genau. Einige waren sehr kreativ und haben auf Verpackungen oder eine DVD-Hülle gemalt. Die meisten sind aber beim Papier geblieben. Von Kohle über Aquarell, Öl oder Kugelschreiber ist fast alles dabei.
Die Bilder können am Samstag für 10 Euro pro Stück gekauft werden. Was passiert mit dem Erlös?
10 Prozent gehen zurück an die Suppenküche in Johannesburg, mit der alles angefangen hat. Die restlichen 90 Prozent werden zwischen der Berliner Tafel und dem Verein „One Fine Day“ geteilt, der sich für die Kunstförderung von Kindern und Jugendlichen in Nairobi einsetzt.
Und die Werke, die niemand haben will?
Über die haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Wenn es gut läuft, würden wir nächstes Jahr aber gerne wieder eine Ausstellung organisieren. Dann könnten die Bilder vielleicht eine zweite Chance bekommen.
■ Night of a 1.000 Drawings, Samstag, 24. Mai, in der Willner-Brauerei in Pankow. Einlass ist um 18 Uhr, ab 21 Uhr können die Bilder gekauft werden