Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Und dann steht plötzlich Weihnachten vor der Tür! Durch die Flure des Berliner Ensembles streift als Peynachtsmann der Intendant höchstpersönlich mit Rauschebart und jahresendzeitlicher Verkleidung, wie man der BZ entnehmen kann, reißt mit lautem „Ho, ho, ho!“ die Türen der Büros auf und droht den Mitarbeitern mit der Rute. Dann geht’s weiter in den Zuschauerraum, wo (immer noch dem BZ-Bericht zufolge) der Schnee leise rieselt und die Zuschauer beschenkt werden. Mit Karten für eine Eisler-Revue im Januar etwa, was dem jüdisch-kommunistischen Komponisten gewiss die Tränen ins Auge triebe, erführe er davon in seinem schneebedeckten Grab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Wohin wenden sich Weihnachtsflüchtlinge, die dem Harmoniediktat entkommen möchten? Die Volksbühne ist ja inzwischen auch zu den Revisionisten übergelaufen und feiert am Heiligabend mit Wladimir Kaminer russische Weihnachten. Und sonst? In der Bar jeder Vernunft serviert das Chansontrio Malediva in dieser Woche „Lebkuchen“, also Gesungenes (Gutes & Böses) zu den Besonderheiten dieser Jahreszeit. Immer um 20 Uhr. Heiligabend erst um 22 Uhr, falls Sie sich nicht früher vom Weihnachtsbaum losbinden können. Märchenhaft und wild romantisch geht es in der Märchenhütte vom Hexenkessel Hoftheater im Monbijoupark zu, einem alten Holzhaus, das angeblich einst in einem polnisch-jüdischen Stettl stand. Nun beherbergt es als Weihnachtsdiorama eine neapolitanische Holzkrippe und vor allem lauter Märchenstücke. „Hans im Glück“, „Rapunzel“ oder das Märchen vom „Teufel mit den drei Goldenen Haaren“ zum Beispiel, die hier in den Tagen um Weihnachten aufgeführt werden. Und im Ballhaus Ost wird am 24. Dezember „Das Krippenspiel“ gegeben, stündlich zwischen 11 und 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

■ Russische Weihnacht: Volksbühne, Fr., 21 Uhr

■ „Lebkuchen“: Bar jeder Vernuft, Mi.–So.

■ Märchenhütte, Info + Termine: www.maerchenhuette.de

■ „Das Krippenspiel“: Ballhaus Ost, Fr., 11/12/13/14/15 Uhr