Völlig inakzeptabel

betr.: „So sieht unser Pflegealltag aus“, taz vom 15. 11. 06

Ihre Darstellung der Pflegepraxis ist in meinen Augen eine Beleidigung aller professionell Pflegenden und präsentiert sich in einer Geschmacklosigkeit, die mich ernsthaft an der Seriosität Ihrer Zeitung zweifeln lässt. Ich beziehe mich hier vor allem auf die Passage, die sich auf haarsträubende Weise mit der Intimpflege bei weiblichen Patientinnen durch einen männlichen Pfleger befasst. Zitat: „Wenn der ihnen zwischen die Beine fährt, sind das professionelle Handgriffe, Routine, wie das Desinfizieren der Schläuche einer Magensonde oder das Wechseln eines Urinbeutels. Einer Patientin, die nur noch die Augen bewegen kann, leert er den Darm.“ Eine solche Darstellung, die sich an der Grenze zur Pornographie bewegt (ein Mann/Pfleger fährt einer Frau/Patientin zwischen die Beine) und eine mechanistische Pflege des Menschen als Sache zeichnet (der weibliche Intimbereich ist gleichgesetzt mit einem Schlauch oder Beutel!) ist völlig inakzeptabel und hat nichts mit dem zu tun, was in der häuslichen Pflege durch professionelle Pflegekräfte mit einem ebensolchen Anspruch geleistet wird. Damit nicht genug!

Sie schüren die Ängste, stellen Patientinnen bloß, diskreditieren das Pflegepersonal und krönen dies noch mit einer Absage an die Professionalität weiblicher Pflegekräfte. Zitat: „Pfleger sind in der Regel besser strukturiert als Pflegerinnen (…) Frauen neigen eher als Männer zum Helfersyndrom. Sie lassen sich zu Diensten überreden, die nicht zu ihren Aufgaben gehören.“ Es ärgert mich immens, dass Sie Ihren LeserInnen und Lesern solche Aussagen präsentieren.

BIRGIT LOSCH, Bochum