: Repression verschärft
IRAN Dschafar Panahi soll im Gefängnis bleiben
Der iranische Filmemacher Dschafar Panahi darf an den Berliner Filmfestspielen im Februar nicht teilnehmen. Der Direktor der Filmfestspiele, Dieter Kosslick, hatte Panahi offiziell am 6. Dezember eingeladen, als Mitglied der Jury dem Festival beizuwohnen. „Ich hoffe sehr, dass Dschafar Panahi unserer Einladung zur Teilnahme an den 61. Berliner Filmfestspielen folgen wird“, sagte Kosslick. Der Filmemacher sei auch im vorigen Jahr als Ehrengast eingeladen gewesen, habe jedoch keine Ausreiseerlaubnis bekommen.
Die iranische Botschaft in Berlin hatte Kosslicks Einladung an das Ministerium für Kultur nach Teheran weitergeleitet. Das Ministerium teilte inzwischen mit, dass Panahi aufgrund eines Gerichtsurteils das Land nicht verlassen könne. Es gebe jedoch andere bekannte iranische Filmemacher wie Kiarostami, Jozani, Hatamikia und weitere, die Panahi ersetzen könnten!
Panahi, der schon für viele Filme, unter anderem „Offside“ über weibliche Fußballfans, mit Preisen ausgezeichnet wurde, war am 20. Dezember zu sechs Jahren Gefängnis und zwanzig Jahren Berufs- und Reiseverbot verurteilt worden. Ihm wurde Versammlung und Propaganda gegen die islamische Staatsordnung vorgeworfen. Laut dem Urteil darf Panahi in den kommenden zwanzig Jahren keine Filme drehen, keine Drehbücher schreiben, keine Interviews geben und das Land nicht verlassen.
Der 49-jährige Panahi, der zu den bekanntesten Filmemachern Irans zählt, hatte nach eigenen Angaben den Plan, einen Film über die Unruhen nach den umstrittenen Wahlen im Juni vergangenen Jahres zu drehen. Im vergangenen Sommer hatte er beim Filmfestival in Montreal öffentlich seine Sympathie für die Opposition bekundet. Seitdem durfte er das Land nicht mehr verlassen. Anfang März wurde er gemeinsam mit sechzehn Personen, darunter seiner Frau und seiner Tochter, festgenommen.
Prominente Filmemacher, Schauspieler und Kulturschaffende wie Robert Redford, Steven Spielberg, Robert De Niro, Martin Scorsese und Ang Lee protestierten gegen Panahis Einkerkerung. „Wir verlangen die unverzügliche und bedingungslose Freilassung des Filmemachers“, forderten sie. Panahis Kollegen in Cannes ließen demonstrativ einen Stuhl für ihn frei.
Neben Dschafar Panahi wurde auch sein jüngerer Kollege Mohammed Rasulow ebenfalls zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Seit dem Ausbruch der Proteste im Iran gegen die manipulierte Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad wurden die Repressionen gegen Künstler, Filmemacher, Schriftsteller und Journalisten erheblich verschärft. Dutzende Kulturschaffende wurden inzwischen zum Teil zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
BAHMAN NIRUMAND
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