Königin ohne Krone

Seit einem Monat hätte Sottrum mit Lühr Klee einen neuen Bürgermeister haben sollen. Der Grüne sollte das Amt nach zwei Jahren von SPD-Frau Christa Kirchhof übernehmen, wie die beiden Parteien im Koalitionsvertrag vereinbart hatten. Der Deal schien fair, schließlich erhielten SPD und Grüne damals bei der Wahl fast gleich viele Stimmen.

Doch Kirchhof, ältestes Ratsmitglied der SPD und erste weibliche Bürgermeisterin von Sottrum scheint Gefallen am Amt gefunden zu haben. So sehr, dass sie es nun nicht abgeben möchte. Zur geplanten Übergabe-Sitzung mit den Grünen Ende April erschien nur ein SPD-Abgeordneter, der den Grünen den Koalitionsvertrag kündigte. „Die Zusammenarbeit im Rat war schon länger schwierig“, sagt Kirchhof.

Klee sieht das anders. „Es ist sicher nicht immer einfach gewesen“, sagt er. „Aber es gehört zu einer Koalition, dass man Probleme ausdiskutieren muss.“ Er ist sich sicher: Kirchhof will Bürgermeisterin bleiben und hat deswegen den Vertrag gekündigt. Für ihren Schritt hat er kein Verständnis. Er sei ein Vertrauensbruch gegenüber den grünen Koalitionspartnern und eine Missachtung des Wählerwillens. „Menschlich bin ich maßlos enttäuscht.“

Aber nicht nur bei den Grünen wunderte man sich: „In 40 Jahren Kommunalpolitik habe ich so etwas noch nie erlebt“, sagt Klaus-Dieter Klotz, Kreisvorsitzender der SPD Rotenburg/Wümme. „Wir erwarten, dass Vereinbarungen eingehalten werden“, sagt er. Aber: Abtreten kann Frau Kirchhof letztendlich nur selbst. „Wir können nur an sie appellieren.“

Die Grünen versuchen währenddessen zu retten, was noch zu retten ist. So forderten sie, dass Kirchhof ihre Ämter als Fraktionsvorsitzende und Sprecherin der Gruppe SPD/Grüne auf Samtgemeindeebene abgibt, und die SPD sich offiziell von Kirchhofs Verhalten distanziert.

Die Ämter hat Kirchhof diese Woche abgegeben. Doch den Thron will die Königin nicht hergeben: „Ich werde Bürgermeisterin von Sottrum bleiben.“  MEM