Weihnachten unter den Top 10

Die neue Weihnachtslieder-CD des Bremer Domchors verkauft sich zu Recht wie geschnitten Brot: Statt Schnulzen gibt es ein anspruchsvolles und vielfältiges Programm

Keine Frage – der Bremer Domchor hätte zu seinem 150sten Jubiläum sicher lieber den Erfolg mit Monteverdis Marienvesper gehabt als mit Weihnachtsliedern. Aber der CD-Markt ist eine Welt für sich, und da muss man Erfolge nehmen, wie sie kommen: Seit Wochen steht die von dem cpo-Label produzierte CD des Domchores unter den Top 10 der Klassik-Verkäufe. So weit wie „Weihnachten im Bremer Dom“ kam bisher keine der vielen CD-Aufnahmen von Domchor-Kantor Wolfgang Helbich.

Die CD ist offenbar eine willkommene Alternative zu vielen eher schnulzig daherkommenden Einspielungen: 27 deutsche und internationale Weihnachtslieder, teils weniger bekannte wie „Freu dich, Erd und Sternenzelt“, natürlich auch „Stille Nacht“. Die meisten Lieder sind vom Domchor mehrstimmig und konzertant gesungen, aber auch der Mädchenchor der Domsingschule kommt zum Zuge und die SolistInnen Dorothee Mields, Waltraud Hoffmann-Mucher, Matthias Gerchen. Es spielt die Kammer-Sinfonie Bremen.

Helbich hat Erfahrung mit dem Genre: Alle Jahre wieder füllt er mit dem „Weihnachtsliederabend“ den Bremer Petri-Dom. Die Tradition geht 80 Jahre zurück, und Helbich bekennt sich dazu, seinen Hörern „ins Herz singen“ zu wollen.

Das tut er mit einem anspruchsvollen und durchaus vielfältigen Programm vom gregorianischen Hymnus über frühbarocke Liedsätze bis zu den romantischen Weihnachtsmelodien des 19. Jahrhunderts. Die CD beginnt mit dem einstimmigen Hymnus „Veni Redemptor gentium“, aus dem Luther das Adventslied „Nun komm der Heiden Heiland“ geformt hat. Und auch Klassiker wie „Es ist ein Ros entsprungen“ lassen sich mit Genuss hören, wenn es nicht von einer Gemeinde mit einjähriger Probenpause geschleppt, sondern von einem einigermaßen professionellen Chor nach dem Notensatz von Praetorius vorgetragen wird. Anstelle von „O du fröhliche, o du selige“ hören wir die Original-Melodie der sizilianischen Volksweise „O Sanctissima“, bevor dann Dorothea Mields (Sopran) und Waltraud Hoffmann-Mucher (Alt) mit Tim Fischer (Gitarre) die Herzen mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ erweichen. kawe

CD „Weihnachten im Bremer Dom“: ca. 10 €; Konzerttermine des Domchors: Händels Messiah am 17.12., 20 h; Weihnachtsliederabend am 22.12., 20 h; Weihnachtsoratorium am 24.12., 23 h