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Archiv-Artikel

Keine Nulllösung bei der Stadtbahn

ÖFFENTLICHER NAHVERKEHR Hochbahn fordert weiterhin die Einführung der Stadtbahn. Planfestellung für die erste Linie läuft weiter. Eine neue Trassenführung am Winterhuder Markt ist allerdings möglich

Von SMV
Viel Platz

Eine Stadtbahn füllt beim Fahrgastaufkommen die Lücke zwischen Bus und U-/S-Bahn. Die Kapazitäten der einzelnen Verkehrsmittel betragen im Fünf-Minuten-Takt pro Stunde und Richtung:

■ Solobus: 850 Passagiere

■ Gelenkbus: 1.300

■ Doppelgelenkbus: 1.700

■ Stadtbahn 36 Meter: 2.900

■ Stadtbahn 50 Meter: 4.000

■ Stadtbahn 75 Meter: 5.800

■ U-/S-Bahn 120 Meter: 9.600

Günter Elste scheut ein klares Wort nicht: „Ja. Wir stehen zur Stadtbahn“, erklärt der Chef der Hamburger Hochbahn (HHA). Ihre Einführung in Hamburg sei ökologisch und verkehrspolitisch „unverzichtbar“, stellte er am Dienstag vor Journalisten klar. In allen Punkten sei die Stadtbahn komfortabler, schneller und betriebswirtschaftlich günstiger als Busse. In vielen europäischen Großstädten werde sie deshalb zurzeit wieder eingeführt oder ausgebaut: „Die Stadtbahn ist für den Verkehr in Metropolen der Maßstab der Zukunft.“

Über die jüngste politische Diskussion, ob die Stadtbahn sinnvoll und finanzierbar sei, zeigte sich Elste verwundert, „vorsichtig ausgedrückt“. Distanzierende Äußerungen sowohl von Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) wie auch von dessen Herausforderer Olaf Scholz (SPD) seien „wohl dem Wahlkampf geschuldet“, sagt Elste, der an das Politikgeschäft noch beste Erinnerungen hat: Von 1989 bis 1996 war er SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft.

Unsinnig seien Forderungen, die Planungen einzustellen, solange die Finanzierung nicht gesichert sei: „Andersherum wird ein Schuh daraus“, stellt Elste klar. Zuschüsse vom Bund kämen „nur bei präzisen und belastbaren Plänen“, Blankoschecks aus Berlin „gibt es nicht“.

Auch könne keine Rede davon sein, dass die Stadtbahn-Planungen auf Anweisung von Ahlhaus gestoppt worden seien. „Eine solche Order gibt es nicht“, sagt Elste. Auf der Sitzung des HHA-Aufsichtsrats in der kommenden Woche stehe das Thema nicht auf der Tagesordnung. Das Planfeststellungsverfahren für die erste Trasse von Bramfeld nach Eppendorf laufe „ganz normal weiter“, sagt der HHA-Chef. Lediglich die Planung weiterer Trassen sei aufgeschoben.

Vier Linien von mehr als 52 Kilometer Länge will die Hochbahn in den nächsten Jahren bauen. Die erste Linie soll von Bramfeld über Steilshoop, City Nord, Stadtpark und Winterhuder Markt zum U-Bahnhof Kellinghusenstraße führen. Etwa 7,8 Kilometer ist diese Etappe lang, gut 19 Millionen Euro Kosten sind pro Kilometer veranschlagt. Das ist nur etwa ein Viertel der Kosten für die U-Bahnlinie 4 in die Hafencity: Die kostet 75 Millionen je Kilometer.

Gesprächsbereitschaft signalisierte Elste bei der Trassenführung am Winterhuder Markt. Dort wehren sich Anwohner und Gewerbetreibende gegen die Stadtbahn. Sie befürchten Baulärm, den Verlust von Parkplätzen und die Vertreibung von Kaufwilligen. „Da können wir drüber reden“, sagt Elste, andere Trassenführungen seien „eventuell möglich“. Klar sei allerdings, dass die Stadtbahn kommen müsse: „Eine Nulllösung geht nicht.“

Vom nächsten Senat – „egal, welcher“ – erwartet Elste „ein klares Bekenntnis zum öffentlichen Nahverkehr“. Und „noch vor der Sommerpause“ definitiv grünes Licht für die Stadtbahn. SMV