Der Kaiser kann leider kein Englisch

LICHTGESTALT Ist Franz Beckenbauer in die katarische Korruptionsaffäre verwickelt? Entsprechende Fragen hat er nicht beantwortet

„Beim Thema Korruption bin ich der falsche Ansprechpartner“ – „Ermittler Garcia hat Fragebögen geschickt, die habe ich auch bekommen. Mein Englisch ist aber nicht so gut, dass ich die juristischen Sachen verstehe“

FRANZ BECKENBAUER

BERLIN taz | Ist der Kaiser bestechlich? In neuen Enthüllungen der Sunday Times zur WM-Vergaben nach Katar im Dezember 2010 wird doch tatsächlich Franz Beckenbauer erwähnt. Der war in jenem Jahr Mitglied der Fifa-Exekutive und durfte als solches darüber abstimmen, wo die Fußball-WM 2022 stattfinden soll. Vor der Wahl ließ er sich ebenso von Mohamed bin Hammam, dem katarischen Fußballfunktionär, der lange an der Spitze des Asiatischen Fußballverbands stand, einladen wie danach. Das geht aus geleakten E-Mails von bin Hammams Sekretär Najeeb Chirakal hervor.

Demnach reiste Beckenbauer im Juni 2011 nach Doha. Eine Dankbarkeitsgeste für den Kaiser? Offiziell soll er zu dem Tross einer Geschäftsdelegation der Schifffahrtsfinanzierer von E.R. Capital Holding gehört haben. Mit der WM-Vergabe soll der Trip nicht in Zusammenhang stehen, so behauptet es das Management des ehemaligen Fußballers, der zu jener Zeit einen Beratervertrag mit den Reedereispezialisten der E.R. Holding gehabt haben soll. „Beim Thema Korruption bin ich der falsche Ansprechpartner“, meinte Beckenbauer in der vergangenen Woche.

Beckenbauer scheint nicht gewillt zu sein, seine Rolle als international agierender Sportfunktionär transparent zu machen. Als solcher reiste er durch die Welt, als es darum ging, Stimmen für die deutsche WM-Bewerbung 2006 einzusammeln, und erwies sich dabei – angeleitet von seinem Intimus und Manager Fedor Radmann, einst Marketing-Chef von Adidas – als begabter Strippenzieher. Seit jener Zeit weiß Beckenbauer, wie es zugeht, wenn man eine Weltmeisterschaft ins Land holen will. In jenen Jahren des Marketings für die WM in Deutschland lernte er auch den nun der Korruption verdächtigen Mohamed bin Hammam kennen.

2007 wurde Beckenbauer in die Exekutive der Fifa gewählt, wo er den Katarer regelmäßig getroffen hat. Vielleicht wollte Michael Garcia, der ehemalige US-Bundesanwalt, der für die Fifa in Sachen WM-Vergabe 2022 ermittelt, von Beckenbauer wissen, was der Kaiser und der Katarer verhandelt haben. Wie allen Exekutiv-Mitgliedern schickte er Beckenbauer einen Fragenkatalog.

Antworten bekam er nicht. „Garcia hat an alle Exko-Mitglieder Fragebögen geschickt, die habe ich auch bekommen. Mein Englisch ist aber nicht so gut, dass ich die juristischen Sachen verstehe“, meinte Beckenbauer vergangene Woche. Auf Deutsch habe man ihm die Bögen nicht senden wollen, damit sei die Angelegenheit für ihn erledigt gewesen. ANDREAS RÜTTENAUER