: Geheime Absprachen zum Walfang
WIKILEAKS USA wollten Japan zum Verzicht auf Jagd in Schutzzonen bewegen und dafür Aktivisten behindern
BERLIN taz | Die USA und Japan hatten sich im letzten Jahr im Vorfeld eines zentralen Treffens der Internationalen Walfangkommission auf ein Vorgehen gegen die Anti-Walfang-Aktivisten der „Sea Shepherd Conservation Society“ geeinigt. Dies geht aus vier vertraulichen Depeschen der US-Botschaft in Tokio hervor, die Wikileaks veröffentlichte. Im Gegenzug sollte Japan seinen Walfang im antarktischen Schutzgebiet reduzieren und dafür das gesetzliche Recht erhalten, Wale vor seiner eigenen Küste zu jagen.
Aus den diplomatischen Absprachen geht hervor, dass die Aktivistengruppe der SSCS um Kapitän Paul Watson für Japans Walfänger zu einem ernstzunehmenden Problem geworden ist. Die Gruppe steht in dem Ruf, Walfangschiffe aggressiv zu konfrontieren: Zu ihrem Repertoire gehören der Gebrauch von Stinkbomben, Rammversuche und das Durchtrennen von Treibnetzen. Die Depeschen dokumentieren die Handlungsaufforderung von Shuji Yamada, dem japanischen Vizeminister für internationale Beziehungen, an die USA: „Es wäre einfacher für Japan, Zugeständnisse in den IWC-Verhandlungen zu machen, wenn die USA etwas gegen die Sea-Shepherd-Organisation unternehmen würden.“
Das US-Außenministerium kam daraufhin nach einer Untersuchung zu dem Schluss, dass die Gruppierung aufgrund „ihrer aggressiven Aktionen kein Anrecht auf einen steuerlich vorteilhaften Gemeinnützigkeitsstatus besitzt“. Da finanzielle Angelegenheiten nicht in den Zuständigkeitsbereich der US-Behörde fallen, blieb es aber bei diesen diplomatischen Lippenbekenntnissen.
Anti-Walfang-Aktivist Watson sagt nun, die wichtigste Information der Depeschen sei, „dass die japanische Walflotte ihre Fangquoten in den letzten Jahren nicht erfüllen konnte“. ELIAS SCHNEIDER