Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Es ist eine Woche des politischen Theaters. Im HAU 3 bringt Hans-Werner Kroesinger seinen neuen Abend heraus, der sich der Katastrophe im sudanesischen Darfur zu nähern versucht, wo in den letzten Jahren über 400.000 Menschen ihr Leben verloren. „Was ist das für ein Konflikt?“, will Kroesinger wissen. Ein ethnischer oder ökonomischer? Geht es um territoriale Interessen oder handelt es sich gar um den ersten Klimakrieg der Geschichte? Mit den Methoden seines sehr speziellen Dokumentartheaters geht Kroesinger ab Freitag in „Darfur – Mission incomplete“ den widersprüchlichen Fragen nach. Mit einem anderen signalhaften Ortsnamen ist am Potsdamer Hans Otto Theater ein weiterer dokumentarischer Theaterabend überschrieben. „Potsdam – Kundus“ untersucht Aspekte des deutschen Engagements in Afghanistan und nutzt dafür auch eine Art Genus Loci. Denn in Geltow, sozusagen ein Dorf weiter also, befindet sich die militärische Einsatzzentrale für die Koordination der deutschen Afghanistan-Truppe. Regisseur des Abends ist Clemens Bechtel, der am HOT schon den gefeierten dokumentarischen Abend „Staatssicherheiten“ und „Vom Widerstehen“ präsentierte. Von politischen Autoren handelt der neue Doppel-Abend der Kompanie Lubrikat, der, am Ballhaus Ost produziert, am Wochenende in der „Vierten Welt“ am Kottbusser Tor herauskommen wird. Es geht um Formen der Radikalität und die Frage, wie radikal das Radikale eigentlich ist. „Wunderblock I und II“ heißen die Abende rund um Autoren wie Thomas Brasch, Ronald M. Schernikau, Matias Faldbakken, Dietmar Dath und die ewigen Fragen nach dem Verhältnis von Leben und Schreiben. Und dann wäre das noch die Hanns-Eisler-Revue von Manfred Karge, die am Samstag am Berliner Ensemble Premiere hat, das einst so etwas wie die Urzelle des politischen Theaters war.

■ „Darfur – Mission Incomplete“: HAU 3, 14.–18. 1.

■ „Potsdam – Kundus“: Hans Otto Theater Potsdam, ab Mi.

■ „Wunderblock I & II“: Vierte Welt, Fr.–So.

■ „Eisler-Revue“: Berliner Ensemble, ab Sa.