Betr.: kinotaz nord

A

Alice’s Restaurant USA 1969, R: Arthur Penn, D: Arlo Guthrie, Patricia Quinn

„Verfilmung einer Ballade, in der der Folk-Sänger Arlo Guthrie eigene Erlebnisse besingt: Die Geschichte von Alices Restaurant, einer Hippie-Kommune, und die Ereignisse um seine Einberufung zum Militär und den Marschbefehl nach Vietnam. Ein tragikomischer Film über die im Zerfall begriffene Protestbewegung der 60er Jahre und ihre vielschichtigen Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit. Zwar in wehmütigem Tonfall erzählt, aber witzig, originell und mit sanftem anarchistischem Humor inszeniert.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Am Anfang war das Licht Österreich 2010, R: P.A. Straubinger

„P.A. Straubinger hat Menschen getroffen, die seit Jahren ohne Essen und Trinken überleben und sich nur von Licht ernähren, lässt aber auch Schulmediziner, Biologen und Physiker zu Wort kommen. Die ebenso spannende wie facettenreiche Reportage betrachtet das jahrtausendealte Phänomen der Lichtnahrung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und liefert dabei verblüffende Einsichten und Erklärungen.“ (Cinema) HB, HH

Auf der anderen Seite der Leinwand – 100 Jahre Moviemento Deutschland 2009, R: Bernd Sobolla

„Materialreiche Rückschau auf die Geschichte des Kreuzberger „Moviemento“-Kinos, einem Treffpunkt der Berliner Subkultur, mit dem Namen wie Manfred Salzgeber, Wieland Speck, Blixa Bargeld und Tom Tykwer verbunden sind. Die Dokumentation lässt Macher und Zeitzeugen zu Wort kommen und verdichtet ihre O-Töne zu einem spannenden Protokoll über kulturelle Veränderungen, die sich aus der Kreuzberger Nische in die Mitte der Gesellschaft verlagerten, spart aber auch nicht die Rückschläge und Fehlschlüsse der damaligen Macher aus.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Der Auftragslover Frankreich 2010, R: Pascal Chaumeil, D: Romain Duris, Vanessa Paradis

„Paare auseinanderbringen, wenn Freunde oder Angehörige vom katastrophalen Ausgang einer Beziehung überzeugt sind, das ist der Job von Alex . Als er auf Juliette stößt, gerät er handwerklich an die Grenze seiner Kunst und emotional in tiefste Verwirrung. Restlos vorhersehbare und zutiefst uncharmante Komödie mit professionell agierenden Schauspielern.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

B

Banksy: Exit Through the Gift Shop Großbritannien 2010, R: Banksy

„Banksy - Exit Through the Gift Shop“ zeigt den berühmtesten Street-Art-Künstler der Welt, dem es sogar gelungen ist, die Grenzmauer im Westjordanland im Nahen Osten mit seinen Graffiti zu verzieren, ohne seine wahre Identität preiszugeben. Der Film, bei dem (der mutmaßlich in Großbritannien geborene) Banksy Regie führte, ist das Selbstporträt eines Phantoms, das sich bei seinen tollkühnen Aktionen gern über die Schulter, aber nie ins Gesicht schauen lässt. Zugleich erweist sich das Werk als eine amüsante Satire über einen hypertrophen Kunstmarkt. Weil Banksy bei seinen Aktionen oft die Grenze zur Kriminalität überschreitet, funktioniert der Film streckenweise wie ein Thriller.“ (Der Spiegel) BHV, GÖ, HH, OL

Burlesque USA 2010, R: Steven Antin, D: Cher, Christina Aguilera

„Christina Aguilera spielt ein einfaches Landmädchen, das in Hollywood zum Star aufsteigt. Als Kulisse dient ihr ein plüschiges Revuetheater, mit Cher in der Rolle der Chefin. Der Wert der arg schlichten Story liegt allenfalls in den opulenten Shownummern voller hübscher Retro-Kostüme und attraktiver Choreografien.“ (tip) BHV, BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

C

Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte Großbritannien/USA 2010, R: Michael Apted, D:Ben Barnes, Skandar Keynes

„Während Teil 1 von der märchenhaften Landschaft Narnias mit seinen fantastischen Kreaturen und endlosen Weiten lebte und „Prinz Kaspian“ eher auf düsteres Schlachtengetümmel setzte, versucht Michael Apted in der Adaption von Lewis‘ fünftem Buch (“Morgenröte“ wurde als drittes Buch geschrieben, in der Erzählfolge aber an Platz fünf eingeordnet), beides zu verbinden. Mit durchwachsenem Erfolg. Zwar besticht „Die Reise auf der Morgenröte“ durch opulente Bilder und fulminante Actionsequenzen - doch die Geschichte dazwischen scheint nur als roter Faden zum nächsten Schlagabtausch zu dienen. Zwar sind die Animationen die bislang besten im Narnia-Kinouniversum, das uninspiriert heruntergespulte Effektegewitter aber torpediert das Märchenhafte der Story und erschwert Kindern das Eintauchen in die Zauberwelt.“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

D

Devil USA 2010, R: John Erick Dowdle, D: Joshua Peace, Chris Messina

„Fünf Menschen, eingeschlossen in einem stekkengebliebenen Fahrstuhl. Jeder von ihnen hütet ein dunkles Geheimnis - und einer von ihnen ist der Fürst der Dunkelheit höchstselbst.Glücklicherweise haben die Macher erkannt, dass sie mit ihrem Albtraumszenario dem Zuschauer genug abfordern, und nicht noch Blut eingesetzt. Hier schockieren keine abgerissenen Gliedmaßen, hier entsteht das Grauen allein in der Fantasie des Betrachters.“ (Cinema) FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Django Italien/Spanien 1966, R: Sergio Corbucci, D: Franco Nero, Jose Bodalo

„Im Grenzstreifen zwischen Mexiko und den noch jungen USA bekämpfen sich unerbittlich zwei Banditenbanden. Eines Tages kommt ein Fremder in die Gegend, wortkarg und in zerlumpter Kleidung. Django schleppt einen Sarg hinter sich her, in dem er ein Maschinengewehr aufbewahrt. Mit dessen Hilfe wird er den Kampf gegen die Banditen aufnehmen und blutig zu Ende führen. Der eigentümlich konstruierte, überaus spannende und brutale Italowestern erwies sich als ein so überragender kommerzieller Erfolg, dass er eine wahre Django-Flut auslöste.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Drei Deutschland 2010, R: Tom Tykwer, D: Sebastian Schipper, Sophie Rois, Devid Striesow

„Tykwer ist schon immer ein Mann der Versuchsanordnungen gewesen, in denen er auch erzählerisch durchdekliniert, wie dem Leben mit dem Kino beizukommen wäre. Im Falle von „Drei“ heißt das, dass er das alltägliche Glück zu zweit quasi filmisch auf die Probe stellt, als wollte er sehen, wie weit sich jene Illusion dehnen lässt, die das Erzählen zusammenhält. So gibt es schwarzweiße Traum- und farbige Tanzeinlagen, das Sterben der Mutter als Scherenschnitt und ihre Erscheinung als Engelsgestalt, es gibt Split Screen und Fotoromansequenzen, und man hat den Eindruck, die Erzählung suche noch nach einer Form, in der sie sich wohlfühlt. Diese Uneinheitlichkeit hat System, bei Tykwer allemal, weil das Kino bei ihm schon oft ein Labor war, in dem er dieses seltsame Ding namens Liebe untersuchte.“ (Frankfurter Allgemeine) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

E

Ein Mann von Welt Norwegen 2010, R: Hans Petter Moland, D: Stellan Skarsgard, Bjørn Floberg

„Er saß zwölf Jahre im Knast, weil er den Geliebten seiner Frau umgebracht hat. Jetzt öffnen sich für den wortkargen Streuner Ulrik die Gefängnistore, und er muss sich im Leben wieder zurechtfinden. Ob es da so eine gute Idee ist, gleich als erstes seinen alten Gangsterboss aufzusuchen? Der vermittelt Ulrik eine Bleibe bei seiner hässlichen, sexhungrigen Schwester und drängt ihn zur Rache an dem Mann, dem er seine Haftstrafe zu verdanken hatte. Die Ganovengroteske „Ein Mann von Welt“ atmet den spröden Geist der Filme der finnischen Kaurismäki-Brüder, ist angenehm versaut und mit den skurrilsten Galgenvögeln besetzt.“ (Cinema) H, HH, KI

Ein Mann wird gejagt USA 1965, R: Arthur Penn, D: Marlon Brando, Jane Fonda

„Ein texanischer Sheriff versucht ohne Erfolg, einen ausgebrochenen Sträfling vor der Lynchjustiz zu bewahren. Streckenweise dichter und packender Versuch, ein aufrüttelndes Bild der von Rassenhaß und Vorurteilen beherrschten amerikanischen Südstaaten in den 60er Jahren zu zeichnen; jedoch mangelt es dem Drama an geistig-ethischer Entschiedenheit.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Das Ende ist mein Anfang Deutschland 2009, R: Jo Baier, D: Bruno Ganz, Elio Germano

„Tiziano Terzani liegt im Sterben. In langen Gesprächen mit seinem Sohn nimmt der Südostasien-Korrespondent Abschied vom Leben. Nach dem Tod seines Vaters hat Folco Terzani diese letzte Begegnung zu einem bewegenden Bestseller verarbeitet. Dass Jo Baiers Verfilmung auf Rückblenden verzichtet und sich ganz auf das Charisma von Hauptdarsteller Bruno Ganz verlässt, ist ebenso gewagt wie konsequent - hätte der eitle Terzani tatsächlich etwas zu sagen. Doch so flüchtet sich der Film immer wieder in idyllische Naturaufnahmen und sentimentale Stimmungen.“ (Cinema) H, HH, SN

Enter the Void Frankreich 2010, R: Gaspar Noé, D: Nathaniel Brown, Paz de la Huerta

„Ein Junkie, der mit seiner Schwester zusammenlebt, stirbt nach einem Schusswechsel auf der Toilette eines Clubs. Seine Seele verlässt den Körper und schweift in Erinnerungen zu den Menschen, die er kannte. Mit den Mitteln des Experimentalfilms, einer subjektiven Kamera, optischen Verfremdungen, einer die Chronologie aufbrechenden Erzählstruktur und surrealen Einschlägen umgesetzte Reise in physische und psychische Grenzbereiche. Obwohl die Filmsprache und ihre Provokationen alle Konventionen herausfordern, entpuppt sich der narrative Kern des Films als vergleichsweise banal.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Eyyvah Eyvah 2 Türkei 2010, R: Hakan Algül , D: Demet Akbag, Ata Demirer

„Sequel der äußerst erfolgreichen Komödie „Eyyvah Eyvah“. In Teil 2 will Hüseyin seine geliebte Krankenschwester Müjgan aus Geyikli wiedersehen und ihr Herz erobern. Mit seiner besten Freundin, der Schwester Firuzan, seinem Vater Ali Riza Seker und dem Schneider Remzi macht sich Hüseyin auf den Weg nach Geyikli.“ (kino-zeit) HB

F

Fair Game USA 2010, R: Doug Liman, D: Naomi Watts, Sean Penn

“Fair Game“ beruht auf dem realen Fall der früheren CIA-Agentin Valerie Plame, die von der Bush-Administration durch gezielte Indiskretionen diffamiert wurde, nachdem ihr Mann Joe Wilson, ein früherer Botschafter, behauptet hatte, im Irak gebe es höchstwahrscheinlich keine Massenvernichtungswaffen. “Fair Game“ ist ein packender Thriller über zwei Geheimnisträger, die plötzlich mitten ins Licht der Weltöffentlichkeit gerissen werden.“ (Der Spiegel) H, HH

Fasten auf Italienisch Frankreich 2010, R: Olivier Baroux, D: Kad Merad, Valérie Benguigui

„Dino Fabrizzi hat alles, was man sich wünschen kann: einen super Job, einen schnellen Flitzer und eine tolle Frau. Ein Problem gibt es dennoch für den in Nizza lebenden Italiener: Er ist gar keiner. Dino heißt eigentlich Mourad Ben Saoud. Das weiß aber weder sein Chef noch seine Freundin. Seine arabische Familie glaubt wiederum, dass er in Italien an seiner Karriere feilt. Mourads Lüge droht aufzufliegen, als sein Vater von ihm verlangt, den Ramadan zu begehen. Doch mehrmals täglich das Fasten und die Gebete vor seinen ahnungslosen Mitmenschen zu verbergen, gestaltet sich schwieriger als gedacht. Auf ebenso eindringliche wie amüsante Weise zeigt „Fasten auf Italienisch“, wie weit Menschen gehen, um akzeptiert zu werden.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OL, OS

Das Fest Dänemark 1997, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Thomas Bo Larsen

Thomas Vinterbergs mit Handkamera nach den Dogma-Regeln gedrehter Film steht in einer langen Reihe von Romanen, Theaterstücken und Filmen, bei denen eine Familienfeier im Mittelpunkt steht, auf der schön langsam und dramatisch die schlimme Wahrheit über die Familie ans Licht kommt. Aber so radikal wie hier wurde ein Clan selten seziert, so aufwühlend traute sich bisher kaum ein Regisseur, den Witz neben die Tragödie zu setzten. (hip) HB

Der Freischütz Schweiz 2010, R: Jens Neubert, D: Juliane Banse, Michael König

„Rein filmisch erinnert die Produktion an einen der üblichen Kostümfilme - mit dem Unterschied, dass eben gesungen wird. Zum prominenten Sängerensemble zählen Juliane Banse, Franz Grundheber, René Pape, Michael König und Michael Volle. Als Film muss sich die Inszenierung dennoch anderen Kriterien stellen und in diesem Punkt kann die Leistung nicht vollends überzeugen. Bild- und Szenenmontage wirken oft holprig. Die üblichen Stilmittel, wie das Spiel mit der Tiefenschärfe, Perspektivwahl, Schnitt und der Wechsel zwischen Halbtotalen und Closeups, wirken manchmal wie aufs Geratewohl eingesetzt. Gleich so, als würde man aus einer Liste wählen und das eine oder das andere ausprobieren. Der Clou ist aber der Einsatz von Special-Effects-Mitteln, die unfreiwillig an Disney-Produktionen der 1980er Jahre erinnern. Davon hätte man besser ganz die Finger gelassen.“ (moviemaze) H, HH, KI, OS

Fünf Tage ohne Nora Mexiko 2009, R: Mariana Chenillo, D: Silvia Mariscal, Fernando Luján

„Eine jüdische Frau nimmt sich das Leben und wird in ihrer Wohnung aufgebahrt. Ihr Ex-Mann wacht fünf Tage bei der Toten und organisiert das Begräbnis, erinnert sich an die Verstorbene und begegnet diversen Menschen. Die Frage, ob die Tote als Selbstmörderin ein traditionelles jüdisches Begräbnis haben darf, provoziert schließlich eine Krise. Zunächst mit schwarzhumoriger Situationskomik entwickelt, schwenkt der Film bald zu ernsteren Tönen, ohne als Komödie oder als Drama zu überzeugen. Die komischen Passagen haben zu wenig Biss und Witz, zu pflichtschuldig werden die „gewichtigen“ Themen abgearbeitet.“ (Lexikon des internationalen Films ) H

G

Goethe! Deutschland 2010, R: Philipp Stölzl, D: Alexander Fehling, Moritz Bleibtreu

„Er ist nationales Kulturgut, trotzdem befassen sich Jugendliche heute nur ungern mit Goethe, wenn sie im Deutschunterricht mit dem „Werther“ oder dem „Faust“ traktiert werden. Vielleicht hilft dieser erfrischende Film, den „Dichter und Denker Nummer eins“ neu für sich zu entdecken. Ohne sich zwanghaft an die historischen Details zu klammern, zeigen Stölzl und sein Hauptdarsteller Alexander Fehling Goethe als „jungen Wilden“ des 18. Jahrhunderts und erzählen mitreißend die Geschichte seiner (unerfüllten) ersten Liebe. An Tiefgang und einer Einordnung Goethes in seine Zeitgeschichte lässt es dieses Porträt leider etwas fehlen.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH

The Green Hornet USA 2010, R: Michel Gondry, D: Seth Rogen, Cameron Diaz

„„The Green Hornet“ geht auf eine Hörspielserie aus den dreißiger Jahren zurück und erzählt von dem nichtsnutzigen Sohn eines Zeitungsmoguls, der sich zum Kämpfer gegen das Verbrechen aufschwingt. Regisseur Michel Gondry und Hauptdarsteller Seth Rogen machen aus dem Stoff eine entspannte Superheldenfilmparodie. Leider geht es dem Film wie seinem etwas zu entspannten Helden: Es fehlen ihm der rechte Antrieb und die nötige Zielstrebigkeit, um in Schwung zu kommen. Christoph Waltz, der in seinem ersten Film nach dem Oscar-Gewinn für „Inglourious Basterds“ mit Selbstironie einen fiesen Gangsterboss spielt, läuft als Bösewicht über weite Strekken neben der Handlung her.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

H

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil I USA 2010, R: David Yates, D: Daniel Radcliffe, Emma Watson

„Durch die zeitbedingte Möglichkeit, alles ein bisschen ausführlicher zu erzählen, wird „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1“ zum etwas zähen Start ins grosse Finale. Wenn man bedenkt, was noch alles passieren sollte, dürfte die Fortsetzung ein Actionknaller erster Güte werden. Hier werden die Weichen gestellt und vor allem im Mittelteil die Langsamkeit zelebriert. Ist gut, aber hätte Potenzial für etwas viel Grösseres gehabt.“ (outnow.ch) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

He’s my girl Frankreich 2009, R: Jean-Jacques Zilbermann, D: Antoine de Caunes, Medhi Dehbi / Originalfassung mit Untertiteln

„Simon Eskenazy, schwul, charmant und Single, ist ein weltbekannter Klezmer-Musiker. Privat eher ein passiver Mensch, hält er Liebe und Familie auf Distanz. Als er sich mit Naim, einem jungen Transvestiten, auf einen One-Night-Stand einlässt, gerät sein Leben in Bewegung. Naim schmuggelt sich als Pflegerin ins Haus, als Simons lebenslustige Mutter Bella, eine Auschwitz-Überlebende mit schwachen Herzen, zu ihm zieht. Als dann noch Simons jüdisch- orthodoxe Ex-Frau mit seinem Sohn auftaucht, scheint das Chaos perfekt.“ (Kino 46) HB

Howl - Das Geheul USA 2010, R: Rob Epstein, Jeffrey Friedman, D: Kad Merad, Valérie Benguigui

„Allen Ginsberg zählt neben Jack Kerouac (“On the Road“) und William S. Burroughs (“Naked Lunch“) zu den berühmtesten Vertretern der „Beat Generation“, die Anfang der 50er-Jahre Tabus brechen und Grenzen überschreiten - im Leben, in der Liebe und in der Kunst. 1955 trägt Ginsberg, mit 29 Jahren der jüngste und introvertierteste des wilden Zirkels, „Howl“ zum ersten Mal öffentlich vor. Das Gedicht wird zur Beat-Hymne, ein mitreißender Bewusstseinsstrom und Wortrausch, den man eher fühlt als begreift - damals wie heute. Der Text ist mit Animationssequenzen des Zeichners und Ginsberg-Gefährten Eric Drooker unterlegt, die an Pink Floyds „The Wall“ erinnern. Parallel erzählt der Dichter aus seiner Biografie, während im Gerichtssaal Intellektuelle - für den Zuschauer höchst amüsant - mit einem völlig überforderten Staatsanwalt über die Definition von Literatur streiten.“ (Cinema) HH

I

I Am Love Italien 2009, R: Luca Guadagnino, D: Tilda Swinton, Flavio Parenti

„Tilda Swinton als schöne Industriellengattin, die aus dem goldenen Käfig ausbricht. Impressionistische Neuinterpretation des klassischen Melodramas, voller schöner und entrückter Bilder.“ (tip) GÖ, HL

Ich – einfach unverbesserlich USA 2010, R: Chris Renaud

„Auch die Universal Studios haben es also neuerdings auf ein Stück vom grossen Animationsfilmkuchen abgesehen. Diesen Platz beanspruchen sie zu Recht, denn bereits die erste 3D-Produktion Despicable Me überzeugt auf ganzer Linie! Die perfekt sitzenden Animationen und die abgedrehte Story um einen Fiesling, der zum Kinderfreund mutiert, sind grossartig. Hauptfigur Gru gerät wird im Laufe der Handlung zunehmends in den Hintergrund, denn nicht nur seine gelben Zwergenkameraden stehlen ihm die Show, auch die drei Waisenmädchen sind herzallerliebst. Nicht zu vergessen: der verrückte Professor und die toughe, alte Mum von Gru (Stimme: Julie Andrews). Dieses Sammelsurrium von skurrilen Persönlichkeiten und Erfindungen tragen sehr zum Gelingen des tollen 3D-Animationsspasses bei, der seine Moral nicht altbacken oder aufdringlich, sondern immer kindgerecht und mit sehr viel Wärme verpackt.“ (groarr.ch) H, HB

Ich sehe den Mann deiner Träume USA/Spanien 2010, R: Woody Allen,D: Antonio Banderas, Anthony Hopkins

„Eine Frau, deren Ehemann nach der schönen Nachbarin schielt, verliebt sich ihrerseits in ihren Chef. Derweil wird ihre Mutter vom Vater sitzen gelassen und sucht Lebenshilfe bei einer Wahrsagerin. Einmal mehr lässt Woody Allen seine Figuren bei der Jagd nach Lebens- und Liebesglück an allerlei perfiden Wendungen genüsslich scheitern. Dabei gelingt ihm dank amüsanter Dialoge, einiger schöner Szenen und prominenter Darsteller eine unterhaltsame Farce. Dabei wird die Verzweiflung am Dasein freilich mit so viel Behagen zelebriert, dass Biss und Verve etwas zu kurz kommen.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HH, KI

Immer Drama um Tamara Großbritannien 2010, R: Stephen Frears, D: Gemma Arterton, Roger Allam

„„Immer Drama um Tamara“ wirkt so, als habe man die Zeitschrift „LandLust“ verfilmt, mit der Betonung auf „Lust“, und dabei einigen bösen britischen Humor beigemischt. Regisseur Stephen Frears (“Gefährliche Liebschaften“) erzählt in seiner bukolisch-erotischen Komödie, wie in der englischen Grafschaft Dorset treulose Schriftsteller, pubertierende Teenager und eifersüchtige Popstars plötzlich nicht mehr wissen, wohin mit ihren Begierden. Gemma Arterton spielt eine schöne junge Frau, die aus London in ihr Heimatdorf zurückkehrt und dort große sexuelle Verwirrung stiftet. Frears verlegt das urbane Genre des Liebesreigens in die Provinz und inszeniert eine Salonkomödie unter freiem Himmel, die sich an allem erfreut, was schmutzig ist.“ (Der Spiegel) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN

In ihren Augen Argentinien 2009, R: Juan José Campanella, D: Ricardo Darín, Soledad Villamil

Auf den ersten Blick scheint „In ihren Augen“ ein Polizeithriller zu sein, in dem gezeigt wird, wie Polizei und Staatsanwaltschaft im Argentinien von 1974 einen Fall von brutaler Vergewaltigung und Mord untersuchen und schließlich aufklären. Aber der Film zwingt das Publikum von Anfang an dazu, genauer hinzusehen. Dabei wirkt er nie überladen oder konstruiert, denn Campanella entpuppt sich auch als ein Meistererzähler, dem es gelingt, dass das Publikum immer gespannt bleibt, was als nächstes passiert. Dabei kann es laufend neue Leidenschaften und Geheimnisse entdecken, durch die es ein tieferes Verständnis der Charaktere bekommt. Solch ein ambitionierter, origineller und humaner Film gelingt einem Regisseur selten. (hip) HH

K

Kent Nagano – Montreal Symphony Kanada/Deutschland 2010, R: Bettina Ehrhardt

„Dokumentarfilm über den Dirigenten Kent Nagano, das von ihm geleitete Orchestre symphonique de Montréal sowie deren Versuch, auf unkonventionellen Wegen neue Zuhörerschaften für ihre Musik zu gewinnen, etwa durch Konzerte in Schulen oder Sportarenen. Da primär die Star-Persona des Dirigenten im Vordergrund steht, wirkt der Film mehr wie ein PR-Projekt, nicht wie eine Auseinandersetzung mit dem Versuch des Orchesters, einen kreativen Ausweg aus dem Dilemma des Publikumsrückgangs zu erarbeiten.“ (filmdienst) H, HB, HH, LG

Kinshasa Symphony Deutschland 2010, R: Claus Wischmann, Martin Baer

„Armut und Bürgerkrieg prägen unsere Vorstellung von der Demokratischen Republik Kongo. Ein ganz anderes Bild zeichnet diese lebendige Doku über das einzige Symphonieorchester Zentralafrikas und den entbehrungsreichen Alltag seiner Musikerinnen und Musiker, die ihre Instrumente zum Teil selbst bauen. Eine Ode an die Freude aus den Slums von Kinshasa!“ (Cinema) HH

Der kleine Nick Frankreich 2009, R: Laurent Tirard, D: Maxime Godart, Valerie Lemercier

“Der kleine Nick“ ist kein Porträt von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, sondern die Geschichte des - weit populäreren - Helden aus den Bestsellern von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé. Rund fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung verwandelt der Regisseur Laurent Tirard das Kinderbuchidol in einen Kinostar. Tirard, vertraut im Umgang mit französischen Nationalheiligtümern (“Molière“), bewahrt den fröhlich-nostalgischen Charme der Vorlage, indem er die Freuden und Dramen der Kindheit konsequent aus der Sicht des Jungen zeigt, komische Missverständnisse eingeschlossen. Nicks größte Sorge: Seine Mutter könnte schwanger sein und ein kleiner Bruder ihm zu Hause den Rang ablaufen.“ (Der Spiegel) HH, LG

Konferenz der Tiere Deutschland 2010, R: Reinhard Klooss, Holger Tappe

„Neue Filmadaption von Kästners klassischem Kinderbuch, in der die Tiere sich zum Kampf gegen die Vernichtung ihrer Lebensräume zusammentun und bis zur UN nach New York ziehen. Putziger und kindgerechter Öko-Agitprop in moderner 3D-Animation.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI

L

Das Labyrinth der Wörter Frankreich 2010, R: Jean Becker, D: Gérard Depardieu, Gisèle Casadesus

„Gérard Depardieu spielt einen gutmütigen Schrat im Blaumann, den alle so lange für einen Trottel halten, bis eine kluge alte Dame ihm das Lesen sowie die Literatur nahebringt - und er eine patente junge Busfahrerin als Liebhaberin gewinnt. Der 1938 geborene Regisseur Jean Becker (“Ein mörderischer Sommer“) macht hier aus einer schlichten Romanvorlage ein Fest der französischen Lebensart, bei dem die Weintrinker am Bistrotisch derb und besonders herzensgut sind, das Liebesleben der Schankwirtin gern vom halben Dorf miterlitten wird und die Natur stets eine Augenweide ist. Eine charmante und nur manchmal überkandidelte Kleine-Leute-Komödie.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

La Danse - Das Ballett der Pariser Oper Frankreich/USA 2009, R: Frederick Wiseman

„Frederick Wiseman bleibt sich treu: Wie die meisten seiner Filme ist auch „La Danse - Le Ballet de l‘Opéra de Paris“ eine Dokumentation über eine Institution. Kommentarlos sieht er zweieinhalb Stunden lang den Tänzern und Choreografen bei ihrer Arbeit zu, dazwischen gibt es kurze Einblicke in die Kantine, in Werkstätten, in Businessmeetings. Dabei arbeitet er heraus, wie diese Institution funktioniert und wie die Protagonisten in ihren Handlungen davon geprägt werden.“ (tip) GÖ, HB, HH, KI, OL

Last Night USA/Frankreich 2010, R: Massy Tadjedin, D: Keira Knightley, Sam Worthington

„“Last Night“, das Regiedebüt der Drehbuchautorin Massy Tadjedin (“The Jacket“), erzählt eine kleine, alltägliche Geschichte über Treue in der Ehe, Versuchung und Misstrauen. In der Ehe zwischen Michael und Joanna läuft es nicht mehr so gut, und ausgerechnet in der nächsten Nacht bekommen beide die Gelegenheit zum Seitensprung: Michael auf Geschäftsreise mit der schönen Kollegin Laura die eifersüchtige Joanna nach einer zufälligen Begegnung mit ihrem Exfreund Alex. Wer von beiden wird nicht widerstehen können? Auf dieser Frage baut die gesamte Spannungsdramaturgie des planmäßig fabrizierten Beziehungsvierecks auf, aber trotz durchweg guter Schauspielleistungen dreht sich das endlose Gefühlspalaver auf Dauer im Kreis.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL

Leichen pflastern seinen Weg (Il grande Silenzio) Frankreich/Italien 1968, R: Sergio Leone, D: Klaus Kinski, Jean-Louis Trintignant

„Wenn ein Racheengel schon Silenzio heißt, weiß man bereits, daß es gegen dieses große Schweigen keine beruhigenden Worte gibt. Zumal Silenzios Revolver an der Stirn ist eben immer das treffendere Argument. Das müssen auch die Huren des Gewerbes, eine Horde Kopfgeldjäger, in Leichen pflastern seinen Weg einsehen. Sergio Corbucci hat mit diesem Western das Kunststück vollbracht, Baller-Reigen ins Groteske zu kippen und all die Einstellungs-Manierismen, die dem Italo-Western eigen sind, ins Zynische zu steigern. Eine brilliante Parodie, in der Angeschossene mit den Bergpanoramen um die Wette delirieren.“ (taz) HH

Love and other Drugs – Nebenwirkung inklusive USA 2010, R: Edward Zwick, D: Jake Gyllenhaal, Anne Hathaway

„Ein aalglatter Vertreter der Pharmaindustrie und eine junge Frau, die an Parkinson im Frühstadium leidet, beginnen eine Affäre. Trotz der festen Absicht, die Liaison im Unverbindlichen zu belassen, erwächst daraus bald mehr. Zwischen einer Satire auf die Pharmaindustrie, flotter Erotik-Farce, spätpubertärer Klamotte und sentimentalem Melodram schwankender Film, dessen unstimmige Handlungsfäden nur mühsam zusammengehalten werden und mitunter so wenig zusammenpassen wie die Protagonisten, deren Liaison unglaubwürdig wirkt.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

M

Machete USA 2010, R: Ethan Maniquis, Robert Rodiguez, D: Robeet de Niro, Jessica Alba

„Der narbengesichtige Danny Trejo kämpft an der Seite von Michelle Rodriguez gegen die korrupte Latinohasser der USA (Robert De Niro und Don Johnson), für das Existenzrecht der Migranten und schneidige Macheten-Action. Ein unerwartet amüsanter Ausflug ins Fabelland der Exploitation.“ (tip) H, KI, LG

Megamind USA 2010, R: Tom McGrath

„Irgendwie schafft man es bei den Animationsfilmern von DreamWorks immer wieder, in Bezug auf künstlerischen Anspruch und Originalität nur als zweiter Sieger durchs Ziel zu gehen. Dabei findet der Film von Tom McGrath immerhin einen durchaus amüsanten Twist in der Superschurken-Parodie, wenn Megamind versucht, selbst einen Superhelden-Nachfolger auszubilden, nachdem ihm seine Nemesis, der strahlende Metro Man, abhanden gekommen ist. Das reicht für ein paar lustige Momente und viel hektische Action.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

Meine Frau, unsere Kinder und ich USA 2010, R: Paul Weitz, D: Robert De Niro, Ben Stiller

„Wie schon in den beiden Vorgängerfilmen sorgt auch im dritten Teil das Zusammenspiel des zweifachen Oscarpreisträgers Robert De Niro und Kalauerspezialist Ben Stiller für die meisten Lacher. Wenn sich Stiller beim Truthahnessen den halben Finger absäbelt und seinen Schwiegervater mit Blut vollsudelt oder Jack sich an einem Potenzmittel vergreift und „Krankenschwester“ Greg ihn mit einer Adrenalinspritze ins Gemächt vor einem Blutstau retten muss, wird das Fremdschämen zum Lachmuskeltraining. Da stört es wenig, dass Paul Weitz seine Familienfarce mit den üblichen vorhersehbaren Storywendungen gespickt hat und man viele Gagvarianten bereits aus den früheren Filmen kennt.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Monga - Gangs of Taipeh Taiwan 2010,R: Doze Niu Chen-Zer,D: Mark Chao, Ethan Ruan / Originalfassung mit Untertiteln

„Der siebzehnjährige Mosquito kommt an eine neue Schule, mitten in Monga, dem ältesten Stadtviertel der Metropole Taipeh. Hier herrschen Gangs und das Recht des Stärkeren, und Mosquito findet bald in der Tempelplatz-Bande Freunde. Nach einem furiosen, gekonnt inszenierten Auftakt ist „Monga“ zunächst einmal ein ebenso sentimentales wie nostalgisches Buddy-Movie. Aber dann bricht die harte böse Welt der Erwachsenen ins unbeschwerte Kleinkriminellendasein, und in diesem radikalen Umschwung der Gefühle erinnert das Regiedebüt des Schauspielers Niu Chen-zer an Scorseses „Mean Streets“. Insgesamt ein sehr gelungenes Drama über den Verlust der Jugend und der melancholische Abgesang auf eine verlorene Zeit.“ (Frankfurter Allegemeine) HH

Morning Glory USA 2010, R: Roger Michell, D: Rachel McAdams, Harrison Ford

„Eine junge Fernsehproduzentin gerät in eine Lebenskrise, als sie ihren Job verliert. Das Angebot, eine erfolglose Frühstückssendung aus dem Quotentief zu holen, bietet ihr zwar ein neues Beschäftigungsfeld, birgt aber auch viele Herausforderungen. Ihre Vorstellungen von der Sendung als buntes Unterhaltungsformat kollidieren mit den Ideen eines altgedienten, aber anmaßend-arroganten Moderators. Mit einem Star-Ensemble aufwartende Komödie, die mehr Märchen als Mediensatire sein will; entsprechend oberflächlich sind die Auseinandersetzungen um den Konflikt zwischen seriöser Fernsehunterhaltung und deren Boulevardisierung.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Mutant - Das Grauen im All USA 1982, R: Allan Holzman, D: Jesse Vint, June Chadwick

„1982 - das Jahr, das uns „Blade Runner“, „E.T.“, „Das Ding“ und „Tron“ schenkte. Und „Mutant - Das Grauen im All“! Absurd, hart und ziemlich eklig lässt Produzent Roger Corman (“Frankensteins Todesrennen“) Scotts „Alien“ (1977) als B-Film-Trash nacherzählen: Kommandant Colby soll ein Forschungsteam finden, das auf dem Planeten Xarbia verschollen ist. Aber die selbst gezüchtete Lebensform „Subjekt 20“ macht sie alle tot. Billige Kulissen, grauenhafte Monster und kranke Effekte - ein unvergessliches Hochlicht für alle Bizarros!“ (b-movie) HH

N

Nostalgia de la luz Frankreich 2010, R: Patricio Guzman

„Poetischer Dokumentarfilm, der Astronomie, Archäologie und Zeitgeschichte miteinander verknüpft: in der chilenischen Atakama-Wüste begegnen sich Wissenschaftler und Menschen, die nach den Überresten ihrer Angehörigen forschen, die unter der Militärdiktatur ermordet und hier verscharrt wurden.“ (tip) GÖ

Nowhere Boy Großbritannien/Kanada 2010, R: Sam Taylor Wood, D: Aaron Johnson, Kristin Scott Thomas

„Die Jugend des späteren Beatle John Lennon in Liverpool, zwischen zielloser Rebellion und der Suche nach einem Ventil für seine Kreativität, zwischen Tante Mimi und Mutter Julia. Konventioneller, aber in sich stimmiger Film.“ (tip) BS, HB, HH, HL

O

Otto‘s Eleven Deutschland 2010, R: Sven Unterwaldt Jr., D: Max Giermann, Otto Waalkes

„Intellektuelle mosern gern über den Stillstandskomiker Otto Waalkes, der seit Ottifantengedenken stets nur die gleichen Witze erzählen könne. In „Otto‘s Eleven“ werden sie widerlegt: Im Kampf gegen einen von Sky du Mont genialisch hölzern gespielten Oberschurken formt der Held Otto eine Helfertruppe von ganz neuer Durchschlagskraft. Die Trottelbande soll ihm ein wertvolles Gemälde wiederbeschaffen. Der gemächliche Witz dieser „Ocean‘s Eleven“-Parodie ist grundsympathisch, Darsteller wie Jasmin Schwiers und Mirco Nontschew lächeln nett und halten die Story nicht durch übertriebene Schauspielerei auf. Der Regisseur Sven Unterwaldt hat es geschafft, dem legendär erfolgreichen Kinoscherzbold Otto (“7 Zwerge“) ein paar verstörende Grimassen abzuluchsen: Das ist neu, der ewig infantile Humortitan witzelt nun über sein Alter.“ (Der Spiegel) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

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Plein Sud – Auf dem Weg nach Süden Frankreich 2009, R: Sébastien Lifshitz, D: Yannick Renier, Léa Seydoux

„Ein trampendes Geschwisterpaar, ein Autofahrer, der die beiden mitnimmt, und ein weiterer junger Mitfahrer machen sich zusammen auf eine Reise Richtung Süden, in deren Verlauf sich das ungleiche Quartett näher kommt. Mit Anleihen beim Road Movie sowie beim Western gestricktes Porträt einer Fahrgemeinschaft, das von den Genrevorbildern primär deren Charakterklischees übernimmt, sodass die Entwicklungen der Figuren recht trivial bleiben.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

R

Rapunzel: Neu verföhnt USA 2010, R: Nathan Greno & Byron Howard

„Anders als der Trailer vermuten lässt, ist „Rapunzel - Neu verföhnt“ kein freches Trickabenteuer à la „Küss den Frosch“ oder ein Anarchospaß wie „Shrek“ geworden. Stattdessen setzen die Regisseure Nathan Greno und Byron Howard (“Bolt - Ein Hund für alle Fälle“) auf klassische Disney-Motive wie einen drolligen Sidekick - in diesem Fall das Chamäleon Pascal - und eine liebevoll erzählte, aber überraschend unoriginelle Lovestory. Dafür peppen sie ihr märchenhaft schön animiertes 3D-Märchen mit rasanten, kindgerechten Actionsequenzen auf, in denen Rapunzels Mähne das Wort „haarig“ ganz neu definiert.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

R.E.D. - Älter, Härter, Besser USA 2010, R: Robert Schwentke, D: Bruce Willis, John Malkovich

„„RED“, das für „Retired Extremly Dangerous“ (deutsch: pensioniert und extrem gefährlich) steht, basiert auf einer dreiteiligen Comicbuchserie und erzählt vom CIA-Rentner Frank Moses (Bruce Willis), der nach seiner Entlassung aus dem aktiven Dienst mysteriöserweise auf einer Todesliste landet. Fazit: Launige Actionkomödie, die dem Zuschauer ein Dauergrinsen ins Gesicht zaubert und den Kopf nicht überfordert.“ (Cinema) GÖ, H

Das rote Zimmer Deutschland 2010, R: Rudolf Thome, D: Katharina Lorenz, Seyneb Saleh

„Ein unscheinbarer, frisch geschiedener Kussforscher gerät an ein lesbisches Liebespaar. Zu Forschungszwecken tun sich die drei in einem sommerlichen Landhaus zusammen und experimentieren mit ihren Empfindungen, Lüsten und Beziehungen, bis sie über Eifersüchteleien und Spannungen hinweg einen Pakt zum weiteren Miteinander aushecken. In perfekt austarierter Gelassenheit changiert der Film zwischen sanft-ironischem Schäferroman in arkadischer, wirklichkeitsferner Idylle und frech-lustvollem Spiel mit den Geschlechterrollen. Ebenso schwebend wie lakonisch entwirft er eine märchenhafte Liebes- und Lebensutopie.“ (filmdienst) H, HH

Russland – Im Reich der Tiger, Bären und Vulkane Deutschland/Russland 2010, R: Jörn Röver

„Ein visuell atemberaubender Dokumentarfilm über Flora und Fauna sowie imposante Naturschauspiele in Russland, der von der Halbinsel Kamtschatka bis in den Kaukasus führt. Die Kinoversion einer sechsteiligen Fernsehserie vermittelt mit technisch brillanten Bildern dramaturgisch geschickt gestaltete Einblicke, krankt jedoch an einem substanzlosen, die Tiere vermenschlichenden Kommentar sowie an der allzu hymnischen Musik.“ (filmdienst) GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OS

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Sammys Abenteuer : Die Suche nach der geheimen Passage Belgien 2010, R: Ben Stassen

„Der belgische Regisseur Ben Stassen legt mit diesem Film um die Abenteuer einer kleinen Wasserschildkröte bereits seinen zweiten 3-D-Animationsfilm vor – und zeigt einmal mehr, wie sehr sich diese dreidimensionale digitale Tricktechnik dafür eignet, um in die Natur einzutauchen und fremde Lebensräume zu erkunden. Erzählerisch mag die unterhaltsame, aber allzu heiter-harmlose Geschichte von einer langen Reise, die die kleine Schildkröte Sammy unternimmt, um eine liebe Freundin wiederzufinden, nicht allzu originell sein, jedoch werden kleine Kinofans an den gelungenen Bildwelten ihre Freude haben, die diese filmische Weltreise zu Wasser erkundet.“ (Rheinischer Merkur) BHV, GÖ, H, HB, HH, OS

Satte Farben vor schwarz Deutschland/Schweiz 2009, R: Sophie Heldman, D: Senta Berger, Bruno Ganz

„Zwischen einem seit Jahrzehnten glücklich verheirateten Ehepaar tun sich Gräben auf, als die Frau herausfindet, dass sich ihr an Krebs erkrankter Mann heimlich eine Zweitwohnung gemietet hat. Drama um ein gutsituiertes Paar, das sich nach einem ausgefüllten, materiell sorgenfreien Leben mit dem Tod auseinander setzen muss. Der Film besticht durch das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller, blendet aber die schmerzhaften Untiefen seines Themas weitgehend aus und konfrontiert allzu unvermittelt mit einem fragwürdigen Schluss.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL

Saw 3D - Vollendung Kanada/USA 2010, R: Kevin Greutert, D: Tobin Bell, Betsy Russell

„Selbst die Gewinnformel der „Saw“-Reihe um Ritualmörder „Jigsaw“ und dessen neo-mittelalterlichen Foltermaschinenpark hat ihre Halbwertzeit. Das Gore-Fest, das im Lauf der Jahre vor allem drastische Folterfantasien auf der Leinwand ausgemalt hat, schleppt sich nun seinem Ende zu - in 3D.“ (tip) BHV, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN

Shotgun Stories USA 2007, R: Jeff Nichols, D: Michael Shannon, Douglas Ligon / Originalfassung mit Untertiteln

„Drei Brüder, die als Kinder von ihrem versoffenen Vater misshandelt wurden und nun ein Leben in desolaten Umständen fristen, geraten bei der Beerdigung des Vaters in eine Fehde mit dessen Söhnen aus zweiter Ehe. Familiendrama im Stil eines lakonischen, in der Gegenwart angesiedelten Westerns, dem es eindrucksvoll gelingt, eine von Gewalt geprägte Lebenswelt fast ohne explizite Szenen allein durch ihre Auswirkungen in den Gesichtern und den Verhaltensweisen der Figuren darzustellen.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Skyline USA 2010, R: Greg Strause, Colin Strause, D: Eric Balfour, Scottie Thompson

„Science-Fiction-Kammerspiel. Während Los Angeles von einer außerirdischen Invasion heimgesucht wird, versucht eine kleine Gruppe von Menschen in einem Hochhaus sich zu verstecken. Sympathischer kleiner Film mit guten Effekten, der allerdings dadurch verliert, dass er die Personenzeichnung vernachlässigt.“ (tip) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Small World Frankreich/Deutschland 2010, R: Bruno Chiche, D: Gérard Depardieu, Alexandra Maria Lara

„Kriminalistisches Drama nach einem Roman von Martin Suter: Ein eng mit einer reichen Familie verbundener Mann erkrankt an Demenz. Während sein Kurzzeitgedächtnis leidet, kann er sich jedoch immer weiter in die Kindheit zurückerinnern. Und offenbar fürchtet man in der Familie genau dies. Regisseur Bruno Chiche entwickelt aus dieser Geschichte ein sehr gediegenes Panorama der Verwerfungen eines verdorbenen Großbürgertums.“ (tip) BHV, H, HB, HL, KI, OL

Somewhere USA 2010, R: Sofia Coppola, D: Stephen Dorff, Elle Fanning

„Längst hat sich die Tochter von Regie-Legende Francis Ford Coppola selbst zur vielbeachteten Regisseurin mit eigener Handschrift entwickelt; ihr neuer Film gewann bei den letzten Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen. Darin geht es um den Alltag eines jungen Hollywoodstars, der in eine handfeste Sinnkrise schlittert. „Somewhere“ entfaltet sich als elegischer und lakonisch-komischer Blick hinter die Fassaden der Traumfabrik und der westlichen Konsum- und Promikultur. Der Film offenbart dabei eine tiefe innere Leere. In entschleunigtem Tempo, mit präzisem Timing und wohldurchdachten Bildern entsteht dabei ein ebenso kluges wie berührendes Werk.“ (Rheinischer Merkur) FL, H, HH

Soul Boy Kenia/Deutschland 2010, R: Hawa Essuman, D: Samson Odhiambo, Leila Dayan Opollo

„In Nairobi wendet sich Abi an eine Geisterfrau, um die Seele seines verrückt gewordenen Vaters zu retten. Wenn der Teenager sieben Aufgaben löst, kann sein Papa geheilt werden. Unter der Aufsicht von „Lola rennt“-Regisseur Tom Tykwer ist mit lokalen Nachwuchsfilmemachern und Laiendarstellern eine moderne Fabel entstanden, die zugleich die ärmlichen Verhältnisse in Afrika beleuchtet.“ (Cinema) HH

Sounds and Silence Schweiz 2010, R: Peter Guyer, Norbert Wiedmer “Ein bisschen gediegen aber schön, das ist ECM. Der Musikproduzent Manfred Eicher ist der Gründer des Musiklabels, und er ist es, der für die einzigartige Identität ECMs verantwortlich ist. Die Dokumentaristen Peter Guyer und Norbert Wiedmer sehen Eicher bei der Arbeit zu, entzaubern können sie sein Geheimnis nicht. Gelungene Einführung in den ECM-Kosmos.“ (tip) OL

So weit und groß - Die Natur des Otto Modersohn Deutschland 2010, R: Carlo Modersohn

„“So weit und groß“ erzählt die Lebensgeschichte des Malers Otto Modersohn. Der Dokumentarfilm verzichtet vollständig auf moderne Quellen sondern verwendet zeitgenössische Filme, Fotografien, Reproduktionen von Gemälden, Zeichnungen und Schriftdokumente. Die Texte entstammen Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Texten von Otto Modersohn selbst, Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke.“ (Bremer Filmkunst Theater) HB

Stalker UdSSR 1979, R: Andrej Tarkowski, D: Alexander Kaidanowski, Nikolai Grinko

„Lange Einstellungen, eine langsame Erzählweise, dazu melancholische Bilder: Das sind in etwa die Markenzeichen des russischen Regisseurs Andrej Tarkowski. Mit dieser Ästhetik stellte er sich konträr zu anderen Filmemachern des sowjetischen Kinos, wie etwa Sergej Eisenstein, die den Schnitt als das entscheidende Moment der filmischen Arbeit begriffen. Besonders ausgeprägt lässt sich das an „Stalker“ beobachten. Der Film zeigt die Reise dreier Männer in eine verbotene Zone. Und das praktisch in Echtzeit, ohne viele Schnitte.“ (taz) HH

Stichtag USA 2010, R: Todd Philipps, D: Robert Downey Jr., Zach Galifianakis

“Iron Man“ Robert Downey Jr. und „Hangover“-Shootingstar Zach Galifianakis sind in diesem Roadmovie als unfreiwillige Reisegefährten auf dem Weg von Atlanta nach L. A. und hinterlassen dabei ein Fährte der Verwüstung. Was den Film dennoch unbedingt sehenswert macht, sind seine Darsteller. Unvorstellbar, dass jemand anderes als Robert Downey Jr. (“Iron Man“) und Zach Galifianakis (“Hangover“) die gegensätzlichen Reisegefährten hätten spielen können. Auf wunderbare Weise gelingt es beiden Darstellern mit todernster Miene, für die größten Lacher zu sorgen.“ (Cinema) FL, H, HB, HH, HL, OL, OS

Still Walking Japan 2009, R: Hirokazu Koreeda, D: Yui Natsukawa, Kirin Kiki

“Ein strahlender Sommertag in einer japanischen Kleinstadt am Meer und Feststimmung bei den Yokoyamas: Im Haus des alten Doktors und seiner Frau treffen Tochter und Sohn samt Ehepartnern und Enkeln zum alljährlichen Familientag ein. Doch über Wiedersehensfreude und spielerische Vergangenheitsbeschwörung legt sich, wie jedes Jahr, nachmittags der Schatten der Erinnerung an den ältesten Sohn, der an diesem Tag vor vielen Jahren, als er ein Kind aus dem stürmischen Meer rettete, selbst den Tod fand. Der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda, 48, ein wunderbar genauer Menschenbeobachter, entfaltet im Prisma dieses einen Tages einen vielschichtigen, detailreichen Familienroman; er braucht weder hochdramatische Zuspitzungen noch Enthüllungen, sondern vertraut mit seiner zarten Erzählkunst ganz der Lebendigkeit des Augenblicks.“ (Der Spiegel) HH, KI, OL

Das Summen der Insekten: Bericht einer Mumie Schweiz 2009, R: Peter Liechti

“Faszinierender Essayfilm um einen Mann, der im Wald Selbstmord durch Verhungern begeht und dabei Tagebuch über sein Sterben führt. Diese wahre Begebenheit hat der japanische Autor Masahiko Shimada 1990 in eine fiktive Erzählung aus Tagebuchperspektive verwandelt, die der Schweizer Dokumentar- und Experimentalfilmer Peter Liechti zur Vorlage genommen hat für seinen assoziativ das „Tagebuch“ bebildernden und betönenden Film, der die Wahrnehmung für den sich verändernden Bewusstseinzustand des (nie im Bild zu sehenden) Protagonisten schärft.“ (tip) HH

Die Superbullen Deutschland 2010, R: Gernot Roll, D: Axel Stein, Thomas Heinze

„Knapp eine Million Menschen sahen die Komödie „Voll Normaaal“ im Kino, gut zweieinhalb Millionen die Fortsetzung „Ballermann 6“. Ein Riesenerfolg. Dennoch ließ sich Comedian Tom Gerhardt dreizehn Jahre Zeit, bis er jetzt mit „Die Superbullen“ seinen Anhängern eine weitere Folge vorsetzt. Möglicherweise hat Gerhardt die Zeichen der Zeit erkannt und steuert deswegen mit „Die Superbullen“ jetzt einen etwas höheren Kurs. So ganz ohne Kotz- und Furzszenen geht es zwar auch hier nicht. Aber die Ekelabteilung hält sich im Vergleich erstaunlich zurück. Tatsächlich erzählt die Polizeikomödie so etwas wie eine Story und reiht nicht nur einen Schockgag an den anderen.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

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The Circus USA 1927, R: Charles Chaplin, D: Charly Chaplin, Merna Kennedy / Stummfilm mit live-Begleitung

“Charly, der Tramp, schließt sich einem Wanderzirkus an, wo er sich als Clown, Seiltänzer und unglücklicher Liebhaber betätigt. Chaplins zweites Großprojekt (nach „Goldrausch“) markiert das Ende seiner Stummfilmperiode. Deutlicher als zuvor mischt sich in das virtuos entfesselte Feuerwerk grotesker Gags ein Unterton der Melancholie: Ein Balanceakt zwischen Komik und Tragik mit dem Geschmack der Bitterkeit.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

The Kids Are All Right USA 2010, R: Lisa Cholodenko, D: Julianne Moore, Annette Bening

„Ein lesbisches Paar, das gemeinsam zwei Kinder großzieht, gerät in eine Krise, als die Tochter nach ihrem 18. Geburtstag von ihrem Recht Gebrauch macht, ihren biologischen Vater kennen zu lernen. Dessen Eindringen ins Leben der Familie bringt schlummernde Konflikte an die Oberfläche. Mit Sinn für Situationskomik und spitzem Wortwitz lässt die erfrischende und zugleich berührende Familien- und Liebeskomödie die teils paradoxen, stets aber menschlich glaubwürdigen Sehnsüchte und Bedürfnisse der Beteiligten aufeinander prallen. Vorzüglich gespielt, thematisiert der Film dabei ebenso unterhaltsam wie klug gutbürgerliche und „alternative“ Lebensmodelle.“ (filmdienst) GÖ, HH, KI

The Tourist USA/Italien/Frankreich 2010, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Johnny Depp, Angelina Jolie

„Er wollte einfach Schönheit, Eleganz, Venedig, Samt und Seide. Und dazu Angelina und Johnny, die beiden derzeit begehrtesten Filmstars der Welt. Das sagt Donnersmarck jetzt in jedem Interview. Der Rest war als Etüde in Leichtigkeit geplant. Ein altmodisches Gentleman-Gaunerstück, ein Identitäts-Verwirrspiel, eine Liebesgeschichte. Wozu man sagen würde: Aber bitte, ganz unbedingt, vollkommen richtiger Instinkt. Nur müsste man das eben handwerklich dann auch können. Daran fehlt es hier in erschreckenden Maße.“ (Die Süddeutsche) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

22 Bullets Frankreich 2010, R: Richard Berry, D: Jean Reno, Kad Merad

„Ein ehemaliger Mafiaboss, der sich mittlerweile zur Ruhe gesetzt hat und als Familienvater lebt, wird von einstigen Verbündeten schwer verletzt. Als auch noch sein bester Freund gefoltert und seine Familie entführt wird, reaktiviert dies in ihm noch einmal die alte kriminelle Energie, und er startet einen blutigen Rachefeldzug. Fulminant inszenierter Actionfilm, dessen stilistische Brillanz jedoch nicht über die Unreflektiertheit hinweg täuscht, mit der die archaische Rache-Geschichte serviert wird.“ (filmdienst) H, HB, HH, OS

U

Umständlich verliebt USA 2010, R: Josh Gordon, D: Jennifer Aniston, Jason Bateman

„Wally ist heimlich in seine beste Freundin, die nachwuchsvernarrte Kassie, verliebt und tauscht das Sperma ihres Premiumsamenspenders gegen seines aus. Dünne Rom-Com mit allzu offensichtlichen Genpoolverwirrungen und gar nicht so umständlichen Herzensangelegenheiten - aber einem tollen Bateman als sarkastisches Neurosenbündel.“ (tip) H

V

Vergissmichnicht Frankreich 2010, R: Yann Samuell, D: Sophie Marceau, Marton Csokas

„Das Pendeln zwischen den Lebensaltern scheint Sophie Marceaus filmisches Schicksal zu werden: In „LOL“ sah sie sich als Mutter mit ihrer „La-Boum“-Vergangenheit konfrontiert, hier spielt sie eine gehetzte Karrierefrau, die widerwillig von ihren Kindheitsträumen in die Pflicht genommen wird. Eine kunterbunte Sinnsuche mit kitschig- erhebendem Ausgang.“ (tip) BS, H, HH, KI, LG

Verschwörung im Berlinexpress Schweden 2003, R: Peter Dalle, D: Gustaf Hammarsten, Robert Gustafsson

“Es ist 1945, und der schwedische Lektor Gunnar Wern besteigt in Stockholm den Berlin-Express, um die zerbombte Reichshauptstadt mit aufbauen zu helfen. Doch im Zug kommt es nach einem Mordkomplott zu einer absurden Kettenreaktion aus gut gemeinten Absichten und boesen Konsequenzen. Eine rabenschwarze Komödie, die Regisseur Peter Dalle geschickt in das Film-Noir-Ambiente der 40er eingebettet hat und respektlos die großen Klassiker des Zug-Komplott-Genres wie „Mord im Orient-Express“ zerfleddert“. (tip) HB

Von Menschen und Göttern Frankreich 2010, R: Xavier Beauvois, D: Lambert Wilson, Michael Lonsdale

„Im Jahr 1996 wurden im Altasgebirge in Algerien sieben Trappistenmönche ermordet, was den Islamisten zugeschrieben wurde, die das Land in den 1990er-Jahren mit fundamentalistischem Terror überzogen. Spirituelles Drama, das das Leben der Mönche und ihr intensives Ringen darum nachzeichnet, ob sie ihr Kloster aufgeben und fliehen oder aus Solidarität mit den Menschen bleiben und damit ihren Tod riskieren sollen. Obwohl in CinemaScope und mit ästhetischem Gespür gedreht, ordnet sich die Filmsprache dem Rhythmus des klösterlichen Lebens unter, gewinnt dadurch aber den Raum, sich auf die christlich-theologischen Dimensionen der Entscheidungsfindung einzulassen.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI,OL, OS

W

We Want Sex Großbritannien 2010, R: Nigel Cole, D: Miranda Richardson, Sally Hawkins

„“We Want Sex““ heißt im britischen Original „Made in Dagenham“ - was viel besser passt, denn die Heldinnen in diesem nach einer wahren Geschichte von 1968 erzählten Erbauungsfilm von Nigel Cole (“Kalender Girls“) fordern keine körperliche Zuwendung, sondern schlicht bessere Bezahlung. Als Autositzenäherinnen im englischen Dagenham schuften die Frauen so hart wie die Männer, bekommen aber nur einen Bruchteil des Lohns. Damit sich das ändert, lehnen sie sich mit viel Leidenschaft und Arbeiterin Rita (zum Liebhaben: Sally Hawkins) an der Spitze gegen das Management, die männliche Kollegenschaft und die Gewerkschaft auf. Eine erfrischende Mischung aus Sozialdrama und Komödie, gekrönt vom Sieg der Gerechtigkeit.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS

Wir sitzen im Süden Deutschland 2010, R: Martina Priessner

„Martina Priessner begleitet in ihrem Dokumentarfilm „Wir sitzen im Süden“ vier Menschen türkischer Herkunft, die in Call-Centern deutscher Unternehmen in Istanbul arbeiten. In Deutschland aufgewachsen, sind die Beweggründe in die „Heimat“ zurückzukehren vielschichtig.“ (daskleinefernsehspiel) H

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Yogi Bär USA/Neuseeland 2010, R: Eric Brevig

„Der clevere Bär Yogi lebt zusammen mit seinem Freund Boo Boo glücklich im Jellystone Park. Sein einziges Lebensziel: das Erhaschen lukullischer Genüsse durch das Stehlen der Picknick-Körbe von Besuchern. Doch eines Tages droht die Schließung des Parks durch den Bürgermeister, einem korrupten Fiesling. Yogi, Boo Boo und der Parkranger müssen sich schnell etwas einfallen lassen, um das zu verhindern. Bereits seit den 60er Jahren erfreuen die gezeichneten Abenteuer des Yogi Bär die kindliche Fangemeinde. Nun endlich darf der sympathische Yogi in einem gelungenen Mix aus digitaler Animation und Spielfilm sein Unwesen treiben. Auch die jüngsten Zuschauer werden ihre Freude an den vielen Streichen von Yogi haben, die amüsant in Szene gesetzt werden. Handlung und Sprache sind kindgerecht, die Erwachsenen sind ganz klar den schlauen Bären unterlegen.“ (fbw) BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Z

Zwischensaison Schweiz/Deutschland/Frankreich 1992, R: Daniel Schmid, D: Sami Frey, Carlos Devesa

“Nach langer Zeit kehrt ein Mann in das Hotel in den Schweizer Bergen zurück, in dem er als Kind lebte. Der Gang durch das leerstehende Gebäude läßt die lange verschüttete Vergangenheit in einer Folge von Erinnerungen wachwerden. Liebevoll gearbeitete ironisch-wehmütige Miniaturen fügen sich zu einem wunderbaren Film zusammen, der die Geheimnisse und den Zauber der Kindheit in die Gegenwart rettet und zugleich die heilsame Kraft der Erinnerung beschwört.“ (Lexikon des internationalen Films) H