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Archiv-Artikel

kommentar Worte des Glücks

Nun also Fußball. „Fanmeile“ ist neues „Wort des Jahres“ – das „Prekariat“ abgeschlagen.

„Fanmeile“ als Gewinner zu küren – darum kam auch der professorale Altherrenverein „Gesellschaft für deutsche Sprache“ nicht umhin. Es sei dem „ganz besonderen Lebensgefühl“ im Jahr 2006 geschuldet.

Das „ganz besondere Lebensgefühl“ Armut schaffte es dagegen nur auf die hinteren Plätze. „Generation Praktikum“, der verbindende Begriff der jungen Großstadtbohème, erhielt zwar noch Silber. Der logische Vorläufer „Bezahlstudium“ blieb dagegen abgeschlagen auf Platz sechs, das Nach-Praktikums-Schicksal „Prekariat“ auf Platz fünf. Der freie Fall in eine „Fanmeile“, vornehmlich in jene von Hansa Rostock, war bei einem typischen Leben 2006 vorgezeichnet – ein dumpfes „schwarz-rot-geil!“ (Platz 10) inklusive.

Dabei war es schon mal schlimmer. In den harten 90ern etwa: „Besserwessis“ (1991) nervten rum, „Politikverdrossenheit“ (1992) machte sich breit, „Sozialabbau“ (1993) drohte. Damals brannten auch die Ausländerheime, und Kohl sollte noch lange regieren. Dagegen 2006: Ein „Problembär“ frisst nichts außer Schafe, „Klinsmänner“ tanzen durch einen Sommertraum, der deutsche Grammatikkrieg wird im „Rechtschreibfrieden“ beigelegt. Glückliches Deutschland 2006. ROMAN SCHMIDSEDER