: Domplatz bleibt weiter unbebaut
Senat verzichtet auf den umstrittenen Glaskubus mitten in der Innenstadt. Er würde schlicht zu teuer werden. Nun soll aus dem Parkplatz ein würdiger Platz werden, hofft Kultursenatorin von Welck, am besten ein Park
Der gläserne Kubus auf dem Domplatz in der City ist zerplatzt. „Einhellig“ habe der Senat beschlossen, das Projekt „zu den Akten zu legen“, teilte Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) gestern im Rathaus mit. Der Grund sei „die Kostenexplosion“.
Die Baubehörde hatte vor einem Jahr in einem Wettbewerb einen „kristallinen Solitär“ ausgewählt, der den seit Kriegsende brach liegenden Platz schmücken solle. Der futuristisch wirkende Glaswürfel sollte eine Wundertüte sein: Die Öffentlichen Bücherhallen sollten hier residieren, Büros für die Bürgerschaft waren gewünscht, ein Archäologiezentrum sollte entstehen sowie Wohnungen und Geschäfte. Architekten entwarfen folglich einen gläsernen Riesenbau, über den ein heftiger öffentlicher Streit entbrannte.
Deshalb sollte der Bau in einem zweiten Entwurf deutlich verkleinert werden – aber das macht ihn, wie der Senat nun einsehen muss, nur noch teurer. Die Bürgerschaft verzichtete bereits vor zwei Wochen wegen der hohen Kosten auf einen Umzug. Auch die Kulturbehörde kann die Miete für die Zentralbibliothek nicht aufbringen. „Zwei Millionen Euro im Jahr statt der geplanten einen Million“, sagte von Welck gestern, „das geht nicht.“
Nun soll in einem neuen Wettbewerb bis Ende 2007 eine neue Nutzung entworfen werden. „Ein schöner Platz“, schwebt der Senatorin vor, „eine Ruhezone in der Stadt, vielleicht ein archäologischer Park mit Wegen und Bänken.“ Schließlich haben Grabungen des Helms-Museums neue Indizien dafür geliefert, dass dort im 9. Jahrhundert die Hammaburg stand, die Keimzelle Hamburgs. „Damit müssen wir würdig umgehen“, sagt von Welck, „auf keinen Fall darf es ein Parkplatz bleiben.“
SPD-Fraktionschef Michael Neumann freute sich, dass der Stadt der Glaskubus „erspart“ bleibt. Es sei aber eine „persönliche Niederlage“ für CDU-Bürgermeister Ole von Beust, der das Projekt im Juni „zur Chefsache“ machte. Claudius Lieven (GAL) bedauerte das Aus. Er halte es weiter für richtig, die Zentralbibliothek und das Bürgerschaftsforum auf dem Domplatz zu bauen. Sven-Michael Veit