: 1.400 Bäume zu wenig
STADTGRÜN Längst nicht alle gefällten Bäume in Hamburg werden durch neue ersetzt. Grüne verlangen nun Geld, damit die Bezirke nachpflanzen können
MARTIN BILL, GRÜNE
Seinen Traum von Hamburg als grüner Stadt will Martin Bill nicht aufgeben. „Wir müssen den Baumschwund in unserer Stadt stoppen“, fordert der umweltpolitische Sprecher der grünen Fraktion in der Bürgerschaft. Deshalb bringen die Grünen zur Bürgerschaftssitzung am Mittwoch einen Antrag ins Landesparlament ein, mehr Geld ins Stadtgrün zu investieren.
Auf eine kleine Anfrage von Bill hatte der Senat kürzlich eingeräumt, keineswegs alle gefällten Bäume ersetzt zu haben. Allein im Jahr 2013 seien demnach 2.354 Bäume auf öffentlichem Grund gefällt, aber nur 949 neue gepflanzt worden. Daraus ergebe sich ein Defizit von 1.405 Bäumen, hat Bill errechnet. Da jede Baumpflanzung etwa 1.000 Euro koste, solle die Bürgerschaft flugs 1,4 Millionen Euro bereitstellen, um dieses Minus in der Pflanzenbilanz rasch auszugleichen.
Das Geld ist nach Auffassung der Grünen im „Sonderinvestitionsprogramm Hamburg 2010“ noch vorhanden und sollte den Bezirken zugewiesen werden. So sollte etwa der Bezirk Hamburg-Mitte 306.000 Euro zugewiesen bekommen. Er hatte besonders rabiat 473 Straßenbäume im vorigen Jahr abgeholzt, aber nur 167 ersetzt – eben 306 Bäume zu wenig.
Bereits vor zwei Jahren hatten die Grünen mehr Transparenz durch die Einrichtung eines Online-Baumkatasters gefordert. Danach sollten die Behörden im Internet alle Informationen über Zahl, Art, Standort und Zustand von Bäumen in Parks und Grünanlagen sowie auf städtischen Friedhöfen und an Straßen fortlaufen aktualisieren.
Nach einer Beratung im Umweltausschuss der Bürgerschaft im Mai 2014 – 25 Monate nach Einreichung des Antrags – wurde das Thema erneut vertagt. Von Behördenseite war erklärt worden, es müsse „ein extrem hoher Aufwand betrieben werden, wenn man alle Bäume aufnehmen wolle“. Realistischerweise sei dies nur für die rund 230.000 Straßenbäume möglich. Aber auch hier sei es „nicht umzusetzen, alle Baumfällungen festzuhalten“.
Martin Bill mag das nicht einleuchten. Wenn die Daten bei den regelmäßigen Inspektionen direkt eingegeben würden, „dürfte eine Synchronisierung mit einer Website kein Problem sein“, findet er. Bei der vom Senat angebotenen Minimalversion indes „ist der Mehrgewinn der Daten gleich Null“.
Mit dem neuen Antrag zur Nachpflanzung wollen die Grünen nun zumindest „den Baumschwund stoppen“. Wie lange dieser Vorstoß im Ausschuss vor sich hindümpeln mag, ist noch nicht absehbar. SVEN-MICHAEL VEIT