Untersuchungsausschuss muss Folgen haben : Nur die Spitze des Eisbergs
In Hannover hätte der Fall Kevin so nicht passieren können. Diesen Eindruck erweckte gestern ein Mitarbeiter des Jugendamtes Hannover. Denn da gibt es einen „Krisendienst“, der sich rund um die Uhr bereit hält für akute Fälle. Und wenn es dringend ist, dann entscheidet der Sozialarbeiter vor Ort, ein Kind aus einer Familie herauszunehmen.
Kommentar von Klaus Wolschner
Kevin wäre diesem Krisendienst mehrfach begegnet. Dass ein offenbar überforderter Mitarbeiter des Amtes für Soziale Dienste über Monate alle Alarmzeichen ignorieren oder verdrängen und immer allein entscheiden kann, wäre in Hannover kaum vorstellbar. Eine Bremer Delegation wird demnächst nach Hannover pilgern, um sich das System des Krisendienstes erklären zu lassen. Dem Untersuchungsausschuss sei dank.
Aber was ist eigentlich mit der fachlichen Aufsicht im Bremer Amt? Wenn die „Akte Kevin“ so katastrophal geführt wurde – wie sehen die anderen Akten aus? Wenn viele im Sozialamt wussten, dass der Case-Manager von Kevin überfordert war von seinem Beruf – warum passierte nichts? Wie sieht es mit der Fachaufsicht aus? Wie kann es sein, dass so viele Hinweise an das Amt versickerten? Offenbar kommt im Untersuchungsausschuss Kevin nur die Spitze eines Eisberges ans Tageslicht.