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Archiv-Artikel

Gekentertes Säureschiff im Rhein ist schwer zu bergen

UNFALL Schiff rutscht immer tiefer in den Grund. Im Notfall wird Säure in den Fluss gepumpt

Die Gefahr, dass das Schiff auseinanderbricht, ist gering

BINGEN dpa | Der verunglückte Säuretanker blockiert weiter die Rhein-Schifffahrt in Höhe der Loreley. „Wir müssen zunächst alles tun, um den Havaristen festzuhalten und zu verhindern, dass er uns entgleitet“, sagte gestern der Vizechef des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen, Florian Krekel. Vorbeifahrende Schiffe könnten die ohnehin instabile Lage weiter gefährden. Die Suche nach den beiden noch vermissten Bootsmännern lief auch gestern weiter. Bei dem Unglück am vergangenen Donnerstag konnten zwei Männer leicht verletzt gerettet werden.

Um das Schiff zu halten, war gestern ein zweiter Sicherungsponton an der Unglücksstelle bei St. Goarshausen eingetroffen. „Wir haben die Lage noch im Griff, aber es ist kritisch“, sagte Krekel. Unter der havarierten „Waldhof“ mit rund 2.400 Tonnen Schwefelsäure an Bord habe sich im sandigen Flussbett inzwischen eine zweite Mulde gebildet. Zudem sei das erste, etwa sechs Meter tiefe Loch breiter und größer geworden. „Es ist ein bisher einzigartiger Fall.“

Der rheinland-pfälzische Innenstaatssekretär Roger Lewentz (SPD) sagte, das Schiff rutsche derzeit mit dem Bug etwa 25 Zentimeter pro Tag in das Loch. Drei Schwimmkräne, die zur Bergung des 110 Meter langen Tankers angefordert seien, würden am Wochenende an der Unfallstelle erwartet. Ziel sei es, die „Waldhof“ leerzupumpen. Wenn dies nicht gelinge, soll die Schwefelsäure kontrolliert in den Rhein abgelassen werden. Die Genehmigungen für „diesen schlimmsten Fall“ lägen vor. Die Säure werde dann mit 50 Litern pro Sekunde aus den insgesamt sieben Kammern fließen. Da an jener Stelle 4 Millionen Liter Wasser pro Sekunde im Rhein fließen, würde die Säure so verdünnt, dass sie einige Meter weiter kaum mehr messbar sei. „Die Situation ist beherrschbar“, sagte Lewentz. Rund 250 Schiffe warten derzeit zwischen Mainz und Burgbrohl auf die Weiterfahrt.

„Die Gefahr, dass das doppelwandige Schiff ganz auseinanderbricht, ist gering“, sagte Uwe Gilberg-Rindsfüßer von der Einsatzleitung. Insgesamt sei die ganze Situation aber „keine ungefährliche Sache“. Die Bergung des Tankers werde Wochen dauern. Allein die Vorbereitungen zum Abpumpen des Havaristen nähmen eine ganze Woche in Anspruch, sagte Gilberg-Rindsfüßer.

Das gekenterte Schiff zieht inzwischen reichlich Schaulustige an. Lewentz bat die „Havaristen-Touristen“ um Verständnis, sich nicht in die direkte Nähe des Unfallortes zu stellen. Wenn die Bergung beginne, müsse die Stelle weitläufig abgesperrt werden.