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Archiv-Artikel

Brief an die Lästerer

über Heuchelei

CHRISTA RITTER & JUTTA WINKELMANN

Urkommunarde Rainer Langhans sitzt für „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ (RTL) wieder in einer Wohn- und Lebensgemeinschaft. Zwei seiner Gefährtinnen schreiben darüber.

Ja, wir sind parteiisch! Und JA! Uns gefällt, wie Rainer den Zirkus against all odds vermenschlicht. Zum Kotzen die ganze Scheinheiligkeit, dieses Vornehmgetue und die Gefühllosigkeit gegenüber Menschen, die weit mehr über sich zeigen, als die Kritiker es je wagen würden!!

Mehr als jeder Schlangenhodendrink ist diese Selbstgerechtigkeit eklig! Die ganze Nation heult wegen jämmerlichen 50.000 Scheißeuros für die Dschungelbewohner auf.

Wir lieben jeden einzelnen der Camper, die Ritter der Lächerlichkeit. Sie haben den Mut, sich für diese läppische Summe 16 Tage lang vor 7 Millionen (!!!) Zuschauern auf den Prüfstand zu begeben, um viel Menschliches zu zeigen, sich zu Deppen zu machen und noch Spaß daran zu haben! Es sind Utopisten, die an Selbstveränderung glauben.

An eine Karriere nach der Karriere, eine Chance. Das ist ein positives Modell! Sie sind jedem Meckerer moralisch überlegen.

Halb Deutschland will das sehen, fast wie bei der Fußball-WM. Und würde einer dieser Spieler für so eine läppische Summe auch nur ein Auge aufschlagen?!

Warum so viel Verachtung für Menschen, die von der Unterhaltungsindustrie ausgespuckt worden sind und sich nun rehabilitieren wollen – und auch ein bisschen verdienen?

Unsere Camper halten dem Zuschauer den Spiegel vor, und einige Kluge könnten Häme, Gier und Gemeinheit sehr wohl bei sich selbst erkennen.

Warum redet zum Beispiel ein Markus Lanz, der protestfrei das ZDF RTLisiert und nun so vornehm tut, nicht von seinem eigenen Geld, das er pro Sendung verdient? Von seiner Lust an Aufmerksamkeit, von seiner Angst, diese zu verlieren, davon, welche Ärsche er geküsst hat – und da waren sicher welche dabei, die sind fieser als alle Kakerlakenärsche zusammen!

Insofern ist jeder dieser armen Delinquenten uns tausendmal lieber als die usual suspects – und allen gehört eine Krone.

Zudem haben wir die Unterstellungen satt, weil wir uns für einen Mann interessieren, der radikal fragt: Wie kann man wirklich lieben? Jenseits vom zynischen Menschenbild, auf das sich viele geeinigt haben. Den Lästerern daher: Was man sagt, das ist man selber, lachen alle Kälber. Checkt jedes Kind.

■ Blog zum Harem: merah.de