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Archiv-Artikel

Ein Spalt in der Mauer von Nikosia

Türken demontieren Brücke: Neue Chance für Grenzübergang in Zyperns Hauptstadt

BERLIN taz ■ Wenn griechische Zyprioten ihre türkischen Nachbarn im Norden besuchen möchten, sind dazu gewaltige Umwege erforderlich. Bisher existieren in Nikosia, der letzten geteilten Hauptstadt der Welt, nur zwei Grenzübergänge, einer weit draußen in der Vorstadt, der andere am Hotel Ledra Palace. Doch jetzt steigen die Chancen auf eine dritte Grenzstation im Herzen der City, der Ledra-Straße.

Im Norden Nikosias kündigte der zyperntürkische Präsident Talat am Donnerstag an, eine umstrittene Brücke abzureißen, die ursprünglich zur Einrichtung dieses Übergangs vorgesehen war. Doch weil die Konstruktion türkisches militärisches Sperrgebiet überspannt anstatt dieses aufzulösen, lehnte die griechische Seite die Öffnung des Übergangs vor einem Jahr ab. Dort, wo die Fußgängerzonen von Nord und Süd fast aneinanderstoßen, steht bis heute eine Mauer.

Gestern begann der Abriss der Brücke, mit dem Talat auch ein Friedenszeichen angesichts neuer Zyperngespräche im nächsten Jahr setzen will. Die zyperngriechische Seite konnte sich gestern nicht dazu durchringen, den Abriss zu begrüßen. Regierungssprecher Pascharidis sagte: „Nur die Brücke zu zerstören, reicht nicht aus.“ Die Griechen verlangen, dass an der Ledra-Straße auch die militärische Sperrzone der Türken verschwinden müsse – wohl wissend, dass diese Frage nicht in die Kompetenz der türkischen Zyprioten, sondern der türkischen Militärs fällt.

Ob die Grenze bald geöffnet werden kann, bleibt damit unklar. Doch zumindest die Möglichkeiten haben sich verbessert – für die tief zerstrittenen Zyprioten schon ein gewaltiger Fortschritt. KLAUS HILLENBRAND