S-Bahn schenkt ihren Kunden nur einen Monat

VERKEHR Vergünstigungen von 38,5 Millionen Euro lässt sich die S-Bahn das Winterchaos kosten

Die S-Bahn will 38,5 Millionen Euro als Entschädigung für Verspätungen und Ausfälle in diesem Winter ausgeben. Geschäftsführer Peter Buchner sagte am Freitag bei der Vorstellung des Pakets, die Vergünstigungen sollten „so schnell wie möglich an den Kunden weitergegeben werden“. Konkret heißt das: Abonnenten fahren im November gratis. Monatskarten sind im Mai 15 Euro billiger, gleitende Monatstickets, die im Mai beginnen, gelten eine Woche länger. Einzelfahrkarten gelten an den Februar-Wochenenden und am 5. Juni als Tageskarten.

Die Krise der S-Bahn reicht in den Sommer 2009 zurück, als ein guter Teil der Wagen wegen mangelhafter Wartung vom Eisenbahnbundesamt aus dem Verkehr gezogen wurden. in den vergangenen beiden Monaten fuhr die S-Bahn wieder stark eingeschränkt. Zeitweilig wurden vier Außenstrecken ganz stillgelegt. Als Grund wurde erst der Wintereinbruch im Dezember genannt, dann ein Wartungsrückstau bei den Zügen. Für die Pannen im Winter davor durften Abonnenten im November und Dezember 2010 kostenlos fahren, Monatskarten waren in diesen Monaten 15 Euro billiger. Dieses letzte Paket kostete die S-Bahn 70 Millionen Euro.

Seitens der Politik hagelt es Kritik: „Insgesamt ein enttäuschendes Ergebnis“ nannte Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) die Entschädigung. Obwohl sich nach zwei Jahren Ärger und Mehraufwand für die Kunden nichts verbessert habe, bleibe die S-Bahn sogar hinter ihren Leistungen vom letzten Jahr zurück. Am Donnerstag hatte die Senatorin gefordert, den Stammkunden wieder mindestens zwei Monate freie Fahrt zu gewähren.

Grüne: „Ein Witz“

Die Grünen fordern derweil, dass sich der rot-rote Senat unabhängig von der S-Bahn macht. „Die S-Bahn-Manager nehmen den Senat nicht ernst“, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Claudia Hämmerling: „Der eine Monat Entschädigung ist ein Witz.“ Sie forderte, dass Berlin einen eigenen Fuhrpark von 200 Zügen anschafft, um im Jahr 2017 unabhängig von der Deutschen Bahn den Betrieb des S-Bahn-Rings ausschreiben zu können. Der zukünftige Betreiber könnte dann die Züge von der Stadt mieten.

Ob der abgespeckte „Winterfahrplan“ über den 27. Februar hinaus gelte, wollte Geschäftsführer Peter Buchner nicht sagen. Das entscheide sich am nächsten Freitag. SIMON POELCHAU