Thema der Woche

Rainer Langhans und die Haremsdamen

■ betr.: „So mies lief der Rainer-Rauswurf“, taz vom 27. 1.11

Endlich hat eure Wahrheitsseite das Titelblatt der taz erobert. Da sie schon seit Jahren meine Lieblingsseite ist, bin ich restlos begeistert. In den letzten Tagen wurden meine voyeuristischen Bedürfnisse dank Dschungelcamp voll befriedigt. Der Abend vor dem Fernseher wurde zum köstlichen Amüsement und der tägliche Kommentar zweier Haremsdamen gab noch ordentlich Zucker dazu. Jetzt weiß ich endlich, wie das echte Leben (im Falschen) läuft und glaube wieder an ungespielte, authentische Gefühle. Und natürlich auch wieder an investigativen und unbestechlichen Journalismus, der die wichtigen Dinge des Weltgeschehens auf den Punkt bringt. SYBILLE HAUPT, Göttingen

■ betr.: Die Haremsdamen, Kolumne tazzwei

Danke für die unterhaltsame Kolumne!

So einen „Harem“ von klugen, feinsinnigen, angeturnten Frauen hätte ich auch recht gern, dafür würd ich selbst ins Dschungelcamp gehen.

Und, die Damen fragen zu recht, „warum so viel Verachtung für die Menschen, die von der Unterhaltungsindustrie ausgespuckt wurden“. Ich sehe das genauso, obwohl ich kein Fan dieses Formats bin.

Den Zuschauern wird ein Spiegel vorgehalten, und die meisten merken es nicht, weil sich doch längst fast alle in dieser Gesellschaft prekär oder weniger prekär, auf irgendeine Art „prostituieren“.

JÜRGEN SCHIERHOLZ, Bremen

■ betr.: „So mies lief der Rainer-Rauswurf“, taz vom 27. 1. 11

Immer noch und immer wieder lese ich Eure / unsere Zeitung gern, schätze die Kommentare, Auslandsberichte und die Nähe zur Umwelt- und Anti-AKW-Szene.Umso empörter bin ich über das heutige Titelfoto von Rainer Langhans plus Kakerlaken!

Ich empfinde es als infantil und populistisch, die Ausgabe mit so einem Trashthema aufzumachen, während in Ägypten eine begeisternde, seit Jahrzehnten nicht da gewesene Freiheitsbewegung entsteht! Ich wünsche mir mehr Abgrenzung vom Boulevard!

ANTJE BRANDES

■ betr.: „verboten“, taz 20. 1. 11,

Das ist leserbindung à la taz:

wir bezahlen das teure abo, wir werben neue abonnent-inn-en, wir verschenken abos, wir kaufen genossenschaftsanteile … – und wir verschaffen der redaktion genugtuung, wenn wir auf knopfdruck anspringen: „Unsere Leserinnen und Leser sind halt verlässlich.“ („verboten“)

Mir wären „Die Haremsdamen“ ja keine zeile wert, aber offensichtlich sehen das manche anders: was mich ärgert ist, wie arrogant die redakteur-innen die leserbriefschreiber-innen zunächst ignorieren und sich dann auch noch über sie lustig machen („flimmern und rauschen“ v. 22./23. 1.).

Ist es wirklich zu viel verlangt, dass ihr uns einfach mal erklärt, warum ihr „Die Haremsdamen“ ins blatt nehmt?, statt auch noch mit „BigBrother“ zu drohen. ESTHER KUPKA, Waldbröl

■ betr.: Titelblatt, taz vom 27. 1. 11

Liebe Leute, damit habt Ihr dem Fass nahezu den Boden ausgeschlagen.

Müsst Ihr jetzt auch an jeder Mülltonne schnuppern und das Ganze auch noch in FARBE? Glücklicherweise muss ich auf dem Dorf nicht täglich im Zeitungsständer die Bild-Zeitung bewundern, da ich die taz im Kasten habe, wobei mir heute aus meinem Briefkasten das Niveau der oben genannten Zeitung entgegensprang. Es sitzt mir noch im Nacken und klebte auf meinem Küchentisch.

Die erste Seite ist weder witzig noch ironisch noch irgendwie cool, sondern einfach nur megaflach und beispiellos niveaulos. Wenn Ihr glaubt, dass ein Teil Eurer Leserschaft unbedingt wissen möchte, was ein uninteressanter Y-Promi in seiner Geltungssucht anstellt, dann stellt das doch in eine Rubrik („Dinge, die die Welt nicht braucht“) ins Netz, die man (wenn mensch es braucht) auswählen kann.

Oder verweist auf die Bild-Zeitung, die haben schon länger als Ihr Übung im Waschen und Publizieren von kontaminierter Wäsche anderer Leute.

Besser ist das!

KATRIN vom Dorfe

■ betr.: Langhans und Wahrheit

Ich habe schon öfter vermutet, dass sich die Wahrheitsredaktion bei „verboten“ eingeschlichen hat, aber jetzt, wo Langhans fliegt, könntet ihr das Geheimnis lüften : es war eine klasse Idee, die Wahrheitsredaktion als Haremsdamen auszugeben und uns Leser/innen zu ermöglichen, auf diesem Wege echt Anteil am Abenteuer von Rainer zu nehmen. Danke dafür. WALTER LOCHMANN, Bad Vilbel

■ betr.: „Die Haremsdamen“

Alle drei Monate überlege ich, ob ich mein taz-Abo verlängern soll, und überlege, warum. Ich bin sicher kein typischer taz-Leser und mancher Bericht liegt mir gar zu fern. Letztlich genieße ich, und das gibt den Ausschlag für das nächste Abo, Eure skuril-schrägen titanischen Beiträge (von der göttlichen Burmeister bis zu den Wahrheits-Suchern). Und dazu gehört eben auch der Mut, den Langhans’schen Haremsdamen Platz zu schaffen. Bleibt dabei und ich bleibe bei Euch. Ist doch ein fairer Deal. WOLFGANG GLOCK, Nieder-Olm

■ betr.: Titelseite, taz vom 27.1. 11

Seit Wochen belästigen Sie Ihre Leserinnen und Leser mit diesem ollen APO-Langweiler. Selten habe ich mich aber so über die taz geärgert wie heute. Ihre Bild-Parodie ist keineswegs witzig. Zum Glück ist ja jetzt wohl Schluss mit dem Stuss. Bitte bleiben Sie bei Ihrem gewohnten Stil von intelligentem Humor!

ANNE MÜHLBERG-BREER, Meerbusch

■ betr.: Titelseite, taz vom 27. 1. 11

Für gewöhnlich bin ich immer ganz stolz, wenn ich morgens meinen Eltern die kritische Titelseite der taz präsentieren darf. Doch diesen Morgen ließ ich sie beschämt, aber unauffällig vom Tisch verschwinden. Liebe Redaktion! Ich kam mir vor wie eine Bild-Leserin! „So mies lief der Rainer-Rauswurf“ – wo bin ich denn gelandet? Gehört das auch zu dem provokativen Selbstverständnis der taz? Lasst das doch bitte in Zukunft. BETTINA VOLLMER, Reinheim

■ betr.: Titelseite, taz v. 27. 1. 11

wolltet ihr euren Lesern nochmal richtig eins „in die Fresse“ geben? Ich fand schon die ganzen Dschungelcamp-Kolumnen voll daneben – Gehype von Müll, als gäbe es keine anderen Probleme. Das ich bis jetzt noch nicht meinem Unmut Luft gemacht habe, lag daran, dass ich ja mit meiner Reaktion auch wieder Bestandteil der RTL/Bild/taz-Kampagne werde. Deshalb dachte ich, zu schweigen ist die angemessenste Reaktion. Aber mit diesem Titel habt ihr mich leider vor die Wand fahren lassen. Bitte, nie mehr wieder!

MARC SCHMITT-WEIGAND, Dortmund

■ betr.: Titelseite, taz v. 27. 1. 11

Musste der unsägliche Dschungelcamp-Langhans auf die Titelseite und der Artikel dazu auf S. 14, damit auch Bild-LeserInnen Christian Ströbeles ungehaltene Rede auf S. 12 lesen durften?

Wie immer, ich wünsche, dass Christian Ströbele den Grünen noch lange erhalten bleiben möge, damit die Marke wenigstens hin und wieder etwas autonomen Inhalt aufscheinen lässt. Darüber hinaus ist er für ein anderes Bild von alten Menschen gut: streitbar, nicht korrumpierbar und wahrnehmbar die gegebene Autonomie nutzend. Danke, Christian!

ELKE SCHILLING, Berlin

Rainer Langhans zog ins Dschungelcamp von RTL und die Haremsdamen Christa Ritter und Jutta Winkelmann begleiten ihn täglich vom 17. Januar bis zu seinem Abgang am 26. Januar in einer Kolumne auf tazzwei. Und am 27. Januar machte die taz mit der Schlagzeile „So mies lief der Rainer-Rauswurf“ auf.

Hatten schon die Kolumnenbeiträge heftige Reaktionen vieler LeserInnen hervorgerufen, so war offensichtlich die Titelseite vom Donnerstag für viele das „Tüpfelchen auf dem i“. Es gab in der vergangenen Woche viele andere interessante Themen, jedoch erreichten sie bei weitem nicht das Interesse wie die kleinen Kolumnen und das Titelblatt. Einen Teil dieser Rückmeldungen und eine Entgegnung der Redaktion drucken wir auf dieser Seite ab. In der nächsten Woche freut sich die LeserInnenbriefredaktion dann auf all die Zuschriften zu den wirklich „wichtigen“ Themen.