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Archiv-Artikel

Fluglotsen blasen Streik ab

Im letzten Moment stimmen Gewerkschaften und Deutsche Flugsicherung einem Schlichtungsverfahren zu. Für die nächsten Wochen gilt damit eine Friedenspflicht

BERLIN taz ■ Die Frage „Was macht eigentlich …“ braucht man sich bei Herta Däubler-Gmelin in den nächsten Wochen nicht zu stellen. Die frühere sozialdemokratische Bundesjustizministerin arbeitet als Schlichterin: Sie vermittelt im Tarifstreit zwischen der Deutschen Flugsicherung (DFS) und der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF). Nach einem monatelangen Hin und Her hatte die DFS gestern Morgen formal die Schlichtung beantragt. Die Gewerkschaft stimmte zu – und sagte die zuvor angekündigten Warnstreiks ab. Während der Schlichtung gilt eine Friedenspflicht.

Die Schlichtungsvereinbarung sieht vor, dass der erste Verhandlungstermin binnen einer Woche benannt wird. Zwei Wochen nach diesem ersten Treffen soll die Schlichterin einen Termin zur Verkündung des Schlichtungsspruchs nennen. Sollte dieser von einer Seite abgelehnt werden, sind Streiks wieder möglich. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass die Friedenspflicht mindestens zwei, eher drei Wochen dauert.

Verhandelt wird über die künftigen Entgelte und Lohnstruktur der rund 5.300 Beschäftigten der DFS, die derzeit noch komplett dem Bund gehört. Die Fluglotsen, Techniker, Ingenieure, Flugberater und Verwaltungsangestellten – zu 80 Prozent Männer – befürchten Einbußen bei einer möglichen Privatisierung. Deshalb wollen sie auch die operative Zulage tarifvertraglich absichern, die je nach Standort unterschiedlich ausfällt und bis zu einem guten Drittel des Gesamtentgelts ausmacht. Dieses beträgt nach Angaben der DFS 98.000 Euro brutto im Jahr, die GdF spricht von jährlich 55.000 bis 110.000 Euro. Damit gehört die Flugsicherung in Deutschland bislang zu den besser bezahlten Tarifbereichen.

Grund ist die besondere Verantwortung der Fluglotsen für die Sicherheit des Flugverkehrs, die mit der von Piloten vergleichbar ist. Sie kontrollieren täglich mehr als 1.000 Überflüge. Im internationalen Vergleich bewege sich das Tarifgehalt zudem „bestenfalls im oberen Mittelfeld“, heißt es bei der GdF. In Spanien, USA sowie bei der Europäischen Flugsicherung Eurocontrol werde mehr bezahlt.

Die Gewerkschaft fordert neben der Umstrukturierung vier Prozent mehr Lohn und Einmalzahlungen von bis zu 10.000 Euro, die Nachteile durch die neue Struktur ausgleichen sollen. Die DFS bietet eine Gehaltserhöhung von 3 Prozent sowie einmalig 1.750 Euro. BEATE WILLMS