: „Er hatte Angst“
YAGMUR Im Verfahren um totes Kind sagen eine Rechtsmedizinerin und der Onkel des Vaters aus
Im Prozess um den gewaltsamen Tod der kleinen Yagmur hat eine Rechtsmedizinerin von schweren Misshandlungsspuren an dem Kind berichtet. Die Sachverständige sagte gestern vor dem Landgericht aus, dass sie am 31. Januar 2013 – fast ein Jahr vor dem Tod des Mädchens – eine schwere Schädel- und Bauchverletzung sowie zahlreiche blaue Flecken am ganzen Körper entdeckt hatte. Ein Kinderarzt hatte die Medizinerin hinzugezogen.
Yagmur starb am 18. Dezember 2013 an inneren Blutungen. Die Staatsanwaltschaft wirft der Mutter Mord aus Hass vor. Der Vater soll tatenlos mitangesehen haben, wie seine Frau die Dreijährige misshandelte.
In ihrem Bericht kam die Rechtsmedizinerin zu dem Schluss, dass das Kind sich nicht bei einem Unfall verletzt habe. Das Mädchen wurde mehrmals mit einer entzündeten Bauchspeicheldrüse ins Krankenhaus gebracht; eine Infektion oder Vergiftung sei dafür allerdings nicht die Ursache gewesen.
Die Sachverständige ging davon aus, dass das Kind heftig getreten oder geschlagen wurde. Auch eine Einblutung unter der Hirnhaut, wegen der Yagmur sogar operiert wurde, stamme aus „sehr massiver äußerer Gewalt“. Eine Strafanzeige sei auf den Weg gebracht worden.
Zuvor berichtete der Onkel des mitangeklagten Vaters gestern von einem liebevollen Umgang seines Neffen mit dem Kind. Der 26 Jahre alte Vater habe sich von seiner Frau scheiden lassen wollen. Diese habe Yagmur vernachlässigt und sei fremdgegangen.
Wenige Wochen vor Yagmurs Tod sei sein Neffe bei ihm gewesen und habe weinend darum gebeten, dass der Onkel das Kind für ein paar Monate bei sich aufnehme. Er habe dem Neffen geraten, sich ans Jugendamt zu wenden. „Er hatte Angst um Yagmur.“
Während der Verhandlung weinte die Angeklagte immer wieder, sodass der Richter die Sitzung einmal unterbrach. (dpa)