: „Hausbesetzer sind wie VHS-Rekorder“
HAUSPROJEKT Die Räumung der einst besetzten Liebig 14 hat zahlreiche Reaktionen aus- gelöst, auch auf taz.de. Leser debattierten über die Kosten, die Gewaltfrage und darüber, ob Haus- besetzung noch zeitgemäß ist. Eine Auswahl
Ich bin echt traurig […]! Es ist für unseren Kiez ein echter Verlust. Linke Projekte hier haben immer auch vor rechter Überhand und Übergriffen geschützt, das wird leider immer vergessen. Wir brauchen die Linken hier!
3. 2. von sanjo
Auch wenn die linksradikale und autonome Szene sogar in Berlin mittlerweile extrem marginalisiert ist, sie hat gezeigt, dass sie wenigstens noch ein bisschen unbequem und subversiv sein kann.
3. 2. von Richard
Ich werde es in diesem Leben nicht mehr verstehen, wie man, indem man andere beschimpft, ihnen die Autos und die Scheiben einschmeißt […], Verbündete gewinnen will. […] Es geht nur gemeinsam.
3. 2. von @Andre
Ich habe mal die beiden Hausbesitzer gegoogelt. Ich kann mir nicht helfen, aber besonders „kapitalistisch“ sehen sie nicht gerade aus. Spontan würde ich die als „Altlinke“, „irgendwie zu Wohlstand gekommen“ klassifizieren. Vielleicht wollten die beiden „zocken“; sie kannten die „linke Szene“ in Berlin und konnten daher dank Informationsvorsprung (im Kapitalismus stets ein Profitgarant) günstig solche Häuser erwerben. Den Verkäufern schienen sie dank ihres „linken“ Äußeren unverdächtig.
3. 2. von Graf Nitz
Wenn der „Hausbesitzer“ ein Haus kauft, von dem er weiß, dass es mal besetzt war und dass dort Menschen wohnen, die eine komplett andere Sicht der Dinge haben, und dann nicht im Geringsten auch nur ansatzweise darauf eingeht, sondern damit kalkuliert, dass jemand anders für ihn die Drecksarbeit macht und bezahlt und er dann die Früchte einfahren kann, wenn er mit offensichtlichen juristischen Winkelzügen die Leute kriminalisiert, dann ist das nix weiter als ein hervorragendes Symbol für das, was offensichtlich gerade ziemlich schiefläuft hier.
3. 2. von ausderasche
Wieder ist ein Stück Berlin verloren gegangen. Ein Armutszeugnis für unsere Stadt.
2. 2. von Kathi
Das Lächerliche an der „Anti-Gentrifizierungs-Bewegung“ ist doch, dass diese Typen vor ein paar Jahren selbst die alten Berliner verdrängt haben. Jetzt erklären Koblenzer, Hamburger, Bochumer und irgendwelche „Aktivisten“ aus Hintertupfing mit der roten Fahne in der Hand und dem Scheck vom Papa die faschistische Unterdrückungsmaschine, weil eben der 20 Jahre ältere „Aktivist“ der inzwischen sein Studium beendet und eine Beamtenstelle hat oder dank Papas Unterstützung Windkrafträder produziert, eben auch gerne „urban leben“ möchte.
3. 2. von Berliner
Ich stolperte friedlich aus einer Kneipe in Friedrichshain, hatte nichts Böses im Sinn, und plötzlich wirft so ein Vermummter eine Bierflasche auf mich. Jetzt habe ich eine Platzwunde. Voll Banane.
3. 2. von sander
Da kauft so ein Depp „vorsätzlich“ ein besetztes Haus und denkt sich, er könne es auf Kosten der Allgemeinheit räumen lassen. Geht’s noch? Ich hoffe, der Besitzer trägt die Kosten für die Räumung und nicht die Allgemeinheit!
2. 2. von Realitätnix
Ich würde gern mal das Geschrei der ganzen Spinner, die jetzt wegen der hohen Kosten heulen, hören, wenn der Staat sagt: Nee, lieber Eigentümer, die Durchsetzung gerichtlicher Entscheidungen ist uns zu teuer, kümmer dich selbst drum. Und der Beulker würde sich dann ein paar „Aufräumer“ engagieren, wahrscheinlich welche von dieser ekligen Sorte, kahl geschorene aus Lichtenberg usw., und die würden dann nicht ganz so zimperlich vorgehen wie die „bösen Bullen“. Ich weiß 100-prozentig, wer dann am lautesten nach dem Rechtsstaat rufen würde. Bei dieser ganzen Heuchelei wird mir schlecht.
3. 2. von Susi
Dies zeigt einmal mehr, dass die Interessen Einzelner weit über das Allgemeinwohl hinausgehen. Der lachende Dritte ist in diesem Fall der Investor. Gezahlt haben alle anderen. Die Bewohner der Liebig 14 haben kein Zuhause mehr, die Stadt hat weniger Geld, und ausgleichen wird es der Steuerzahler.
3. 2. von Tina Schubert
Wut gegen Luxusobjekte kann ich nachvollziehen, Zerstörung von Bushaltestellen nicht, da müssen wir im Wind frieren.
3. 2. von Radobert
„Die Fußball-Einsätze der Polizei kosten den Steuerzahler rund 100 Millionen Euro im Jahr. Die Zahl der Gewalttaten steigt permanent: 6.000 Strafverfahren gab es in der vorletzten Saison – Ein Zuwachs von 32 Prozent.“ (Quelle: dasErste.de) Also ich persönlich hab mit Fußball nix am Hut.
3. 2. von El.Lissitzky
Es geht aber doch um öffentliches Interesse, nämlich um „Gentrifizierung“ in der Stadt Berlin. Hat auch der Bürgermeister Schulz von Kreuzberg-Friedrichshain gesagt. Hat aber keiner richtig hingehört. Selbst der Berliner Mieterverein und die Berliner Mietergemeinschaft e. V. haben dieses „G-Wort“ schon seit Langem thematisiert und vor den Folgen und Auswirkungen gewarnt.
3. 2. von Gerda Fürch
Die Liebig 14 war selbst komplett durchgentrifiziert. Nicht einer der Bewohner war schon seit 1992 drin, wie immer gern suggeriert wird. Außerdem ein komplett unpolitischer Haufen, dem die Nachbarschaft komplett egal war. Von wegen Kiezbereicherung! Kein bisschen schade drum.
3. 2. von huev
Bislang habe ich den Eindruck, dass die hier in Rede stehenden „Freiräume“ von einem eher jüngeren, partyfreudigen Publikum genutzt werden, das seine Interessen notfalls auch mit Gewalt verteidigt. Ich würde mir die Freiräume eher für ältere Menschen und weniger betuchte Familien wünschen. Aber die haben ja keine pseudopolitische Krawallszene hinter sich.
2. 2. von zalog
Das Bedauern von Bürgermeister Schulz finde ich sehr seltsam. Die Räumung ist einfach nur die Durchsetzung geltenden Rechts. Wenn er diese alternative Wohnform für erhaltenswert hält, hätte er oder der Senat das Haus erwerben müssen. Jetzt gehört es einem anderen, und der hat was anderes damit vor. Kann man gut oder schlecht finden, auf alle Fälle ist es geltendes Recht. Punkt.
2. 2. von Christian
Hausbesetzer haben etwas mit VHS-Rekordern und Röhren-TV-Geräten gemeinsam: Sie sind überholt. Kein Mensch braucht das heute noch, nur sie selbst haben es nicht verstanden. Der ursprüngliche Zweck von Hausbesetzungen war es doch mal, leer stehende Altbauten in Eigenleistung wieder bewohnbar zu machen und dann eben meist ohne Genehmigung durch den Eigentümer zu bewohnen. Diesen Leerstand gibt es aber so nicht mehr, zumindest in Berlin nicht. In angesagten Stadtteilen wird heute auch noch die letzte Bruchbude saniert, modernisiert und […] vermietet.
3. 2. von 1. Mai-Freund
i really would like to know how exactly this squat was contributing to a better society and more freedom? i was there for a party once. yes, it was nice. but how could i be part of a place like that? for me it is always the feeling that i can join this club only if i share the same hatred, if i have the same enemy. if i am an anarchist, if i can say fuck you police etc.
3. 2. von Ausländer
Jetzt ist’s ja zum Glück vorbei, und in ein paar Tagen haben sich sämtliche Freizeitrevolutionäre in der Stadt auch wieder beruhigt. In einem halben Jahr ist das Haus entkernt. In zwei Jahren wohnen Familien drin und spielen Kinder im Hof.
2. 2. von Jonas
Ich schlage vor, einmal an der Brunnenstraße 183 vorbeizugehen. Die sieht immer noch genauso aus, wie die Polizei sie am 24. 11. 2009 zurückgelassen hat. Die Liebig wird in 2 Jahren nur vor sich hin gammeln, als „Spekulationsobjekt“. Nix „Kinder im Hof“, leider.
3. 2. von micha