HIER SPRICHT BRASILIEN : Keine Spiele, keine Wahlen
PROTEST Warum ich weder Fußball schaue noch einer politischen Partei meine Stimme geben werde
VON JULIO TAVARES
Es ist nur eines von vielen Problemen, aber es betrifft mich: die Gesundheitsversorgung. Meine Gewerkschaft Sindsprev, die die Angestellten im Gesundheitsbereich vertritt, nimmt an den Protesten gegen die WM teil, weil die Lage dramatisch ist. Sollte es zu einem größeren Unglück kommen, wäre die Versorgung der Verletzten nicht gesichert. Es fehlt an alles Enden und Ecken. Das betrifft auch die Touristen, sie bekämen es am eigenen Leib zu spüren.
15 Milliarden Dollar wurden für die WM investiert, doch der Gesundheitssektor ist chronisch unterfinanziert. Und von den versprochenen positiven Auswirkungen der WM wird nichts für die sozialen Bereiche übrig bleiben. Deswegen gehe ich lieber demonstrieren, als mir die Spiele anzuschauen. Und danach wird der Kampf weitergehen.
Schuld daran ist die Präsidentin und in Rio der Gouverneur. Egal welche Partei, für mich gibt es bei der kommenden Wahl keine Option, da keine der großen Parteien die Probleme im Gesundheitsbereich wirklich thematisiert. Ich werde ungültig wählen. Und nehme an der Kampagne teil, die angesichts der Wahlpflicht dazu auffordert, ungültige Stimmen anzugeben. Je mehr Menschen sich anschließen, um so weniger wird die Wahl als Legitimierung eines politischen Systems dienen, das im Endeffekt nichts verändern wird.
■ Der Autor ist Biologe und Mitglied der Gewerkschaft Sindsprev