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Archiv-Artikel

RAINER SCHÄFER RADIKALE WEINE

Kaum ein deutscher Winzer ist so weit herum gekommen wie Stefan Dorst. Der Pfälzer, Jahrgang 1966, war in den 1990er Jahren einer der ersten Flying Winemakers. Ein Kellermeister, der auf verschiedenen Erdteilen für mehrere Weingüter arbeitet und zwischen diesen hin- und herfliegt. Inzwischen ist er wieder in die Pfalz zurückgekehrt. Unter dem Label „Dorst & Consorten“ will er Weine erzeugen für „fortgeschrittene Genießer“. Er besitzt kein Weingut, keine Weinberge. „Grundbesitz würde meiner Kreativität schaden“, sagt er. Auch mit den Gepflogenheiten der Weinbranche kann er manchmal wenig anfangen: Das ewige Gerede vom Terroir zum Beispiel, sagt Dorst, nerve gehörig: Terroir, das ist das Zusammenspiel des Bodens, des Klimas und des Winzers – in privilegierten Lagen wie Richebourg im Burgund. In Deutschland zählen die Wehlener Sonnenuhr oder der Scharzhofberg dazu. Dort entsteht ein Riesling mit einem mineralischen Kern. Aber das T-Wort ist zur Marketingfloskel abgestumpft, von der sich mancher Weintrinker blenden lässt. Dorst hat einen „Anti-Terroir-Wein“ abgefüllt, den Spätburgunder „Le Dernier Cri“. Das bedeutet letzter Schrei, es ist auch eine Anspielung auf le dernier cru – die hintere, unscheinbare Lage. Sein Wein wächst auf einem „namenlosen und unterschätzten Weinberg“ bei Mühlhofen in der Pfalz, der seinem Kollegen Stefan Bietighöfer gehört. Dorst will damit beweisen, dass man mit handwerklichem Können auch erstklassige Weine erzeugen kann. „Le Dernier Cri“ überzeugt mit raffiniertem Bouquet von Waldbeeren und druckvoller Tiefe – auch wenn er in seiner Jugendlichkeit noch etwas ungestüm wirkt. Sein Preis von 35 Euro zeigt, dass er sich unter den großen deutschen Spätburgundern nicht verstecken will – und schon gar nicht vor großen Namen.

 Le Dernier Cri, Dorst & Bietighöfer, 2012 Spätburgunder, Bezug über www.dorstundconsorten.de