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Archiv-Artikel

Eichhörnchen und Dachs machen durch

Die ungewöhnlich hohen Temperaturen bringen den Lebensrhythmus vieler Tiere und Pflanzen durcheinander. Säugetiere verzichten auf den Winterschlaf, Vögel auf die Reise in den Süden. Im Sommer droht eine Zeckenplage

Die milden Temperaturen bringen den natürlichen Lebensrhythmus von Tieren und Pflanzen durcheinander. Das zeigen Beobachtungen lokaler Naturschutzverbände. „Die Vögel beginnen jetzt schon zu brüten, denn sie werden von der Wetterlage gesteuert und stellen sich auf Insektenreichtum ein“, sagt der Biologe Krzysztof Wesolowski vom Naturschutzbund (NABU) in Hamburg.

Kraniche, die üblicherweise weit in den Süden ziehen, blieben nach Beobachtungen des Nabu in großen Scharen in der Region. Graugänse überwinterten entlang von Elbe und Weser auf ihren Rast- und Weidewiesen, weil diese nicht zuschneien, und auch die Amseln zögen nicht wie gewöhnlich im Winter aus dem kalten Umland nach Hamburg hinein. Wie die Deutsche Wildtier Stiftung berichtet, verzichteten Eichhörnchen und Dachse in diesem Jahr auf ihre Winterruhe. Der kommende Sommer verspricht eine Zecken- und Mückenplage.

Nach Einschätzung des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie passen die derzeitigen Temperaturen ins Bild der globalen Erderwärmung. Seit zehn Jahren verzeichnen die Forscher immer höhere Messwerte: Die Winter werden wärmer. Frostige Tage könnten zwar noch bis Ende Februar kommen, wie Sprecherin Annette Kirk sagt. Ihre Kollegen vom Deutschen Wetterdienst rechnen für die kommenden Wochen aber nicht mit „signifikanten Frosttemperaturen um -3 bis -5 Grad“.

Bräche die Kälte plötzlich doch noch ein, „dann können es auch die besten Überlebenskünstler nicht mehr schaffen“, warnt der NABU-Biologe Wesolowski. Ein Wetterumbruch wäre umso problematischer je später er geschieht. „Nachteilig wäre eine Verschiebung des Winters in das Jahr hinein für Vögel, die aus weiter entfernt gelegenen Winterquartieren zurückkehren.“ Diese kehrten pünktlich in ihre Brutgebiete zurück und wären auf eine kalte Witterung im April wegen des Insektenmangels nicht vorbereitet.

„Von dem verfrühten Frühling profitierten insbesondere die Überwinterer und Kurzstreckenzieher, da Insekten schon eher verfügbar sind“, so Wesolowski. Nach Ankunft der Langstreckenzieher sei aber die beste Zeit schon vorbei. Mart-Jan Knoche