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Archiv-Artikel

„Das Filmemachen muss der Kern bleiben“

UNIVERSITÄT Die Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen wird Universität. Die Vermittlung von Praxis soll zentral bleiben – doch Forschung macht das Bild reicher, sagt Präsidentin Stürmer

Susanne Stürmer

■ Seit Oktober 2013 ist die promovierte Volkswirtschaftlerin Präsidentin der HFF Konrad Wolf – jetzt Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.

INTERVIEW ANNA BORDEL

taz: Frau Stürmer, seit heute leiten Sie nicht mehr die Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf, sondern die Filmuniversität Babelsberg. Was ist das für Sie, eine Universität?

Susanne Stürmer: Da ist einmal die Breite, mit der ein Thema an einer Universität behandelt wird: die Interdisziplinarität der Befassung und auch der Forschungsaspekt. Diese Merkmale kann man tatsächlich für die HFF als erste Filmuniversität in Anspruch nehmen. Wenn Sie es vergleichen mit anderen Filmhochschulen, wird bei uns am breitesten gelehrt. Wir haben elf Bachelor- und Masterstudiengänge in allen Gewerken des Films. Wir sind auch immer schon eine forschende Filmhochschule gewesen, zum Beispiel zu technologischer Forschung, 3-D-Forschung, zu medienwissenschaftlicher Forschung oder auch zu inhaltlicher Erzählforschung.

Wieso braucht es dann überhaupt eine Filmuniversität?

Film ist als Leitmedium so wichtig für die Gesellschaft, dass man sich damit auch auf universitärem Niveau beschäftigen kann. Gleichzeitig finden im Film große Veränderungen statt. Kino ist sicherlich die schönste und emotionalste Vertriebsform des Films, die auch nicht wegzudenken ist – aber Filmkonsum findet mittlerweile auf den unterschiedlichsten Wegen statt. Digitalisierung, Verbreitung von Bildern auf allen Bildschirmen, neue Genrezuschnitte und Formate, mit denen man sich beschäftigen kann. Durch die Digitalisierung gibt es keinen Bereich des Films, der nicht neu gedacht werden muss.

Reicht es nicht, sich mit dem Thema digitaler Wandel in der Praxis zu beschäftigen?

Man muss natürlich nicht forschen, aber es macht das Bild reicher. Der eine interessiert sich nur für die Entwicklung von Kinofilmen – wunderbar. Trotzdem gibt es auch Menschen, die über das Wesen des Films nachdenken wollen. Und dann ist man schon im Bereich des Forschenden.

Für die Studierenden verändert sich also nicht viel?

Nein, und das ist wichtig. Es ändert sich nichts für die Bedeutung des Filmemachens an der Hochschule. Das muss der Kern auch einer Filmuniversität bleiben.

Bekommen Sie als Universität mehr Gelder vom Land Brandenburg?

Unser Finanzierungsrahmen bemisst sich nach dem, was wir mit dem Ministerium vereinbart haben – für die nächsten fünf Jahre, unabhängig vom Status. Die Erwartung ist natürlich, dass wir die Drittmittelakquise verstärken und dafür auch bessere Ausgangsvoraussetzungen haben.

Man kommt als Universität einfacher an Drittmittel?

Ja, zu bestimmten Forschungstöpfen hat man als Universität einen besseren Zugang – einfach auch, weil es das wesentliche Merkmal einer Universität ist, forschend tätig zu sein.

Also ist das auch eine Prestigefrage, dieser Statuswechsel?

Das würde ja heißen, dass eine Fachhochschule oder eine Kunsthochschule weniger prestigereich ist. Das würden Sie von mir nicht hören, weil ich es auch so nicht sehe. Sondern es sind unterschiedliche Ausrichtungen, die bei dem einen Hochschultyp stärker sind als bei dem anderen.

Sie sprachen aber schon über das Alleinstellungsmerkmal „einzige Filmuniversität“.

Ich will den wettbewerblichen Aspekt unter den Filmhochschulen gar nicht so hoch stellen. Jede der Filmhochschulen in Deutschland hat sehr stark ihr eigenes Profil. Mir kommt es auf die Ausprägung dieser Unterschiedlichkeiten an und durchaus auch auf eine gute Kooperation zwischen den Schulen. Natürlich versuchen wir in dem, was wir machen, exzellent zu sein, das steht für sich.

„Man darf auch mal sagen: Toll, jetzt feiern wir uns so richtig“

Als Sie im Oktober 2013 ins Präsidentenamt kamen, war der Statuswechsel zur Universität da schon beschlossene Sache?

Als ich hier anfing, war das Thema auf der Agenda, aber es fehlte in dem Moment tatsächlich ein bisschen die Dynamik. Das ist ja manchmal die Gunst des neuen Besens, dass man dann vielleicht noch mal frischer an ein Thema herangehen kann. Der neue Besen war in diesem Fall ich. Dass es zu dieser Änderung kommt, haben wir Ende des letzten Jahres mit dem Ministerium konkret vereinbart.

Was ändert sich durch den Statuswechsel für Sie im Präsidialamt?

Das ist für mich persönlich eine ganz wunderbare Situation: Wann kann man schon mal so viel gestalten, moderieren und nach außen hin wirken? Genau an dieser Schnittstelle zu sein, die ich so interessant finde, kreative Filmkunst, der forschenden Befassung damit und der Ausbildung der Studierenden, das ist für mich persönlich ein großes Glück.

Wie haben Sie für den heutigen Tag geplant?

Am Abend haben wir einen klassischen Festakt mit Reden und unterhaltender Untermalung. Aber mit einem Augenzwinkern: Ich möchte es nicht staatstragend. Ich möchte vor allen Dingen stolz innehalten: Wenn man von außen kommt, ist die Hochschule bescheiden im Auftritt. Das ist ja wahnsinnig sympathisch, aber alle paar Jahre darf man auch mal innehalten und sagen: Toll, jetzt feiern wir uns so richtig.