spd für biermann : Wendehälse und Lampenputzer
Wolf Biermann hat seit gestern – mehr überraschend als bloß verständlich – neue Befürworter der Verleihung seiner Ehrenbürgerwürde gefunden: nämlich die SPD-Fraktion. Dass nun alles auch gut so wird in Sachen Biermann, ist dennoch zu bezweifeln, haben doch die Sozialdemokraten ihre Glaubwürdigkeit in dem Verfahren nicht nur aufs Spiel gesetzt, sondern verloren.
KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Erst war man strikt gegen die Ehrenbürgerschaft des Barden. Dann hieß es, Biermann und als Äquivalent gleich eine Handvoll toter Dichter könnten auf die Liste. Dann waren der Regierende Bürgermeister mal dagegen und Parteifreunde wieder dafür et cetera. Dass endlich Fraktionschef Müller Biermanns „herausragendes politisches Engagement und sein künstlerisches Schaffen“ als entscheidenden Grund wertete, stinkt nach Euphemismus. Die Sozis sind in der Causa Biermann das, was sie immer waren, nämlich Lampenputzer.
Nicht ihre Überzeugung, der Liedermacher, Lyriker und DDR-Dissident müsse geehrt werden, hat die SPD-Fraktion zum Umschwenken gebracht, sondern Anderes. Es waren die Stimmen aus der Bundes-SPD und der Parteibasis, denen man weichen musste. Der Kulturstaatsminister hat den Druck erhöht. Schließlich war die öffentliche Meinung klar für die Biermann-Würde. Dies alles hätten die Berliner Sozis erkennen und Haltung zeigen können: früher dafür oder konsequent dagegen.
Besonders perfide scheint, dass die SPD-Entscheidung sich noch zum Koalitionskrach ausweiten wird. Denn nun hat die PDS den Schwarzen Biermann-Peter. Ist es doch an ihr, den rot-roten Karren nicht gegen die Wand fahren zu lassen. Auch das ist typisch SPD.