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Archiv-Artikel

Deutschland bleibt Windenergie-Weltmeister

Fast ein Viertel mehr installierte Leistung, fast doppelt so viel Strom wie vor drei Jahren. Und der Weltmarkt boomt

BERLIN taz ■ Unerwartet gute Zahlen stellte gestern die Windkraftbranche in Berlin vor: 1.208 Windkraftwerke mit einer Leistung von 2.233 Megawatt wurden 2006 in Deutschland aufgestellt. Das sind 23,5 Prozent mehr als im Vorjahr. „Damit investierte die Branche 2,9 Milliarden Euro in neue Windparks“, so Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbandes für Windenergie (BWE). Insgesamt waren Ende 2006 in Deutschland 18.685 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 20.622 Megawatt installiert. „Damit liegt Deutschland nach wie vor an der Weltspitze“, sagte Thorsten Herdan, Geschäftsführer des Verbandes Maschinen- und Anlagenbau.

Den größten Zuwachs gab es in Brandenburg (509 Megawatt), Niedersachsen (378) und Sachsen-Anhalt (340). Niedersachsen bleibt mit knapp 4.600 Windrädern Spitzenreiter.

Nicht nur mit der installierten Leistung, auch mit der Windernte ist die Branche zufrieden. „Die Monate August bis Dezember waren überdurchschnittlich windreich“, urteilt Ahmels. Trotz eines insgesamt schwachen Windjahres produzierten die Anlagen 30,6 Milliarden Kilowattstunden Strom – ein neuer Rekord. 2003 waren es noch 18,7 Milliarden. „Die Windenergie deckt damit 5,7 Prozent des deutschen Stromverbrauchs“, so Ahmels. Laut eines Berichtes der EU-Kommission könne Deutschland das 12,5-Prozent-Ziel für erneuerbare Energien am Stromverbrauch bis 2010 erreichen. Nach einer Prognose des Verbandes der Netzbetreiber (VDN) soll die Strommenge aus Windenergie bis 2012 auf 52 Milliarden Kilowattstunden steigen.

Zwar bleibt der Inlandsmarkt weiterhin Standbein für die Industrie. „Wegen anhaltenden Genehmigungshindernissen kommen neue Projekte nur schwer voran“, so der Windkraft-Präsident. Insbesondere das Repowering – der Ersatz alter, kleiner durch moderne, leistungsfähigere Anlagen – bleibe hinter den Möglichkeiten zurück.

Mit 30 Prozent wuchs der Weltmarkt aber stärker als der deutsche Windmarkt. 15.000 Megawatt wurden weltweit neu installiert. Davon profitieren auch die Hersteller und Zulieferer, die ihre Fertigung in Deutschland letztes Jahr um 50 Prozent steigern konnten. Wachstumstreiber waren Nordamerika und Asien. Insgesamt sind jetzt weltweit 75.000 Megawatt installiert.

Und dieser Trend wird sich verstärken: Nach einer Studie der HSH Nordbank ist bis 2010 mit einem durchschnittlichen Wachstum der Windenergiekapazitäten von 17,4 Prozent pro Jahr zu rechnen. Dabei wird nicht mehr Deutschland das wachstumsstärkste Land sein, sondern Nordamerika, Spanien und Großbritannien. Und natürlich China. MIRJAM NEEBE