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Archiv-Artikel

Indisch-pakistanisches Gefecht in Kaschmir

Zwei indische Soldaten verwundet. Erster Schusswechsel seit 2003 bedroht die Entspannung zwischen beiden Ländern

BOMBAY taz ■ Zum ersten Mal seit 2003 ist es an der indisch-pakistanischen Demarkationslinie in Kaschmir zu einem Feuerwechsel gekommen. Ein indischer Militärsprecher erklärte gestern, eine Militärpatrouille sei beschossen worden, als sie am Dienstag kaschmirische Untergrundkämpfer am Grenzübertritt hindern wollte. Die Schüsse seien von pakistanischen Soldaten gekommen, welche der Gruppe Begleitschutz gegeben habe. Zwei indische Soldaten seien verletzt worden. Das Feuer sei erwidert worden, erklärte Prem Singh in Delhi, aber ob es auch auf pakistanischer Seite Opfer gab, ließ sich bisher, in Abwesenheit einer Stellungnahme aus Islamabad, nicht sagen.

Von größerer Bedeutung als der Zwischenfall selber sind möglicherweise die Begleitumstände. Falls die indische Version korrekt ist, zeigt sie, dass Pakistan weiterhin aktiv Infiltration auf indisches Staatsgebiet betreibt.

Der Zwischenfall scheint jedoch nicht eine Eskalation in den Beziehungen zwischen beiden Ländern zu signalisieren. Nach der Hochspannung im Gefolge eines von Kaschmir-Rebellen verübten Attentats gegen das indische Parlament am 13. Dezember 2001, für den Indiens Regierung Pakistan verantwortlich machte, war es zu einem massiven Aufmarsch beider Armeen entlang der Grenze gekommen. Die Feuerpause zwischen beiden Ländern im November 2003 hat dann wesentlich zu einer Entkrampfung nicht nur entlang der Waffenstillstandslinie, sondern im Gesamtbild der bilateralen Beziehungen beigetragen.

Seitherige Gespräche haben allerdings bisher wenig konkrete Resultate gebracht, auch in Bereichen, in denen beide Seiten ein großes Interesse zu einer Übereinkunft haben. Dies gilt etwa für die Reduktion der kostspieligen Truppenbestände im Gebiet des Siachen-Gletschers. Dennoch standen bisher die Zeichen eher auf Entspannung. So erklärten Indiens Premierminister Manmohan Singh und Pakistans Präsident Pervez Musharraf im September am Rande des Blockfreien-Gipfels in Kuba, sie wollten den Terrorismus gemeinsam bekämpfen – nur zwei Monate nach einer blutigen Anschlagsserie in Bombay mit 180 Toten, die von indischer Seite auf Terroristen mit Unterstützung aus Pakistan zurückgeführt worden war.

Die Waffenruhe entlang der Grenze in Kaschmir war bisher ein Garant, dass auch Misserfolge oder langsame Fortschritte nicht eine neue Abwärtsspirale gegenseitiger Nadelstiche in Gang setzen. BERNARD IMHASLY