„Die meisten Blogger lassen sich nicht kaufen“

Für die PR-Branche sind Blogs interessant, weil man direkt auf sie Einfluss nehmen kann, sagt Blogger Don Alphonso. Der Erfolg blieb bisher aus

taz: Don Alphonso, woher kommt das Interesse der PR-Branche an Blogs und Nutzern des Web 2.0?

Don Alphonso: Innerhalb der normalen Medien gibt es relativ wenige Strukturen, auf die man so direkt Einfluss nehmen kann. Blogs sind außerdem eine Kommunikationsform – bisher gibt es ungefähr 250.000 in Deutschland –, die noch nicht von der Werbung beeinflusst wird und die eine für die PR-Branche äußerst wichtige Zielgruppe anspricht.

Wie versucht die PR-Branche, an die Blogger ranzukommen?

Die klassische Methode ist, den Bloggern etwas zu geben mit der Bitte, dass sie darüber schreiben. Eine andere Methode ist, sie mit Informationen zu versorgen, meistens mit E-Mails, in denen man darum gebeten wird, seine Meinung kundzutun. Das passiert laufend. Etablierte Blogger erhalten zwei- bis dreimal am Tag solche Mails. Andere Möglichkeiten sind Einladungen zu Veranstaltungen, auf denen neue Produkte vorgestellt werden. Die Methoden reichen hin bis zur Bestechung. Häufig werden auch von der PR-Branche selbst Fake-Blogs aufgesetzt.

Was macht denn vor allem Blogs so reizvoll?

Die PR-Branche steckt in einer gewissen Glaubwürdigkeitskrise, denn die Mediennutzer haben begriffen, dass man nicht alles glauben kann. Nun kommen die Blogs mit ihrem Anspruch: „Wir schreiben erst einmal nur über uns und nicht über Marketinggeschichten.“

Wie bekommt man als PR-Agentur einen Zugang zur Blogosphäre?

Eine PR-Agentur braucht einen guten Autor, um die Menschen zu erreichen. Solche Leute sind teuer. Und man weiß nicht, ob es sich auszahlt. Der Erfolg ist nicht so gut messbar. Bei Blogs ist es eben schwierig nachzuweisen, inwiefern sie zu einer besseren Positionierung des Produkts beitragen. Außerdem ist die Szene noch zu klein, als dass man da einen großen Einfluss haben könnte. Relevant sind Blogs erst, wenn sie in der Blogosphäre Vertrauen genießen. Einzelne Blogger sind ziemlich unbedeutend.

Und funktioniert die Einflussnahme?

Der Einfluss ist bisher relativ gering: Man kann diese vielen Blogs sowieso nicht kontrollieren. Wenn man es nicht ganz klug und ganz geschickt macht, drehen sich solche unorganisierten Attacken meist eher zum Negativen für die Firma.

Worauf werde ich mich als Otto Normaluser einstellen müssen?

Momentan erleben wir eine Zeit des Nachlassens. Die Menschen werden etwas vorsichtiger. Die meisten Blogger lassen sich nicht kaufen.

Wie kann man denn echte von als Blogs getarnten Marketinginstrumenten, so genannten Corporate Blogs, unterscheiden?

Prinzipiell zeichnet sich ein glaubwürdiges Blog dadurch aus, dass es nicht Produkte und Dienstleistungen in den Mittelpunkt stellt, sondern das Leben.

Interview: Lisa Rank