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Archiv-Artikel

Theaterzentrum für Ottensen

Bezirk bereitet Ausbau der Schauspiel-Einrichtungen auf dem Gelände des Thalia an der Gaußstraße vor. In der Nachbarschaft schreitet die Verwandlung von Gewerbe- in Wohngebiet fort

von Gernot Knödler

Der Nordrand Ottensens verändert sich rasch. Das Areal des Thalia an der Gaußstraße soll vagen Plänen zufolge zu einem Kulturzentrum ausgebaut werden. Südlich davon sind mondäne Wohn- und Bürohöfe geplant. Eine neue S-Bahnstation soll die vielen kleinen Wohn- und Gewerbequartiere, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, anschließen.

Auf dem Thalia-Areal zwischen der S-Bahnstrecke Wedel-Altona und der Gaußstraße gibt es schon heute mehrere Probebühnen des Thalia-Theaters und des Schauspielhauses, außerdem die Studiobühne des Thalia und neuerdings ein Café. Dazu kommen Lagerhallen, ein paar Wohnhäuser und Betriebe. Mit der Vorbereitung eines neuen Bebauungsplans für das Gelände hat das Bezirksamt Quartiersbewohnern aus der Nachbarschaft einen Schrecken eingejagt: In der Rohfassung erlaubt er über fast den gesamten, 120 Meter langen Thalia-Block hinweg eine achtstöckige Bebauung.

Es sei aber keineswegs geplant, das Grundstück mit einem massiven, hohen Riegel zuzuklotzen, versichert Otto Eikenbusch, der die Altonaer Stadtplanungsabteilung leitet. „Wir machen das in der Plandiskussion lieber etwas plakativ, damit es auch jeder sieht“, sagt er.

Tatsächlich gehe es darum, sicherzustellen, dass die Theater auf dem Gelände auch in Zukunft günstige Bedingungen vorfinden. Die Schnürböden der beiden neuen Probebühnen des Thalia erreichten schon heute diese Höhe. Der Plan solle es ermöglichen, dass weitere Bühnen und Lager, insbesondere eine Lagerhalle für die Requisiten-Container errichtet werden könnten. Zudem wolle der Bezirk verhindern, dass sich auf der Fläche Geschäfte ansiedelten. Eikenbusch: „Wir sind daran interessiert, dass die Theater dort bleiben.“

Der Plan soll auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die 2005 gegründete Theaterakademie mit ihrer Schauspiel- und Regieschule von den Zeise-Hallen auf das Gelände ziehen könnte. Für den kaufmännischen Geschäftsführer des Thalia, Ludwig von Otting, wäre es eine „Traumidee“, damit ein Kulturzentrum entstehen zu lassen.

Die Staatstheater – Thalia, Schauspielhaus und Oper – sind ohnehin Kooperationspartner der Theaterakademie. Diese könnte direkt auf die Einrichtungen der Theater zugreifen. Die Schauspiel- und Regieschüler würden das Gelände beleben und auch die Thalia-Bühne in der Gaußstraße.

Größtes Projekt des Thalia auf dem Gelände ist eine Halle für mehr als 100 Container. „Unser ganzes Repertoire lagert in den Containern“, sagt Otting. Derzeit gammelt es, weil die Boxen unter freiem Himmel stehen. Einen sechsstelligen Betrag müsste der Senat dafür dem Theater zur Verfügung stellen, schätzt Otting.

Das Grundstück, auf dem sich die Theater langfristig eingemietet haben, soll laut Eikenbusch an die S-Bahn angeschlossen werden. Schon seit Jahren wird ein zusätzlicher Halt an der Bahrenfelder Straße diskutiert. Nirgends sonst ist der Abstand zwischen zwei S-Bahnhöfen so groß wie zwischen Altona und Bahrenfeld.

Die S-Bahn könnte das Gebäude des gescheiterten Nachhaltigkeitszentrums Ö beleben und dem benachbarten Phönixhof neue Kundschaft verschaffen. Zudem würde er die im Bau befindlichen Wohn- und Geschäftsquartiere Kühnehöfe (Stresemannstraße) und Westend-Ottensen (Borselstraße) beleben. Das Westend ist für Ottensen etwas Neues, landet damit doch leicht historisierende City-Architektur zwischen Mietwohnungszeilen und Kleinstadthäusern.