Selling England By The Pound : The Musical Box
So beknackt, dass es gelingen muss: 30 Jahre nachdem „Genesis“ „The Lamb Lies Down On Broadway“, das letzte Album mit Peter Gabriel, aufnahmen und in beispielloser, finanziell ruinöser Materialschlacht auf die Bühne brachten, um dann – musikalisch immer öder – zu einer der erfolgreichsten Rock-Bands der Welt zu werden, unternahmen „The Musical Box“ – auch der Titel eines alten „Genesis“-Stücks – aus Kanada im vorigen Jahr die Wiederbelebung. Dieses Jahr ist ein weiterer Klassiker der Artrock-Legende dran: „Selling England By The Pound“, 1974 erschienen und der direkte Vorgänger von „The Lamb Lies Down On Broadway“. Delikates Detail: Hier erhob „Genesis“-Schlagzeuger Phil Collins zum ersten Mal als Lead-Sänger der Band die Stimme, wenn auch nur bei einem Song. Ein Vorbote jener schlimmen Zeiten, in denen er sang, dass er nicht tanzen könne, und ein Automodell nach der Gruppe benannt wurde. Nichts davon am Freitag in der Glocke. Dafür eine grandios ausstaffierte Show und eine ausladende Musik, die sich – anders beispielsweise als bei den „Genesis“-Zeitgenossen von „Yes“ – nie in solistische Exzesse verliert. „The Musical Box“ haben nur ein Ziel: möglichst nah an die Vorbilder zu kommen. Und wie letztes Jahr zu sehen, gelingt ihnen das auf beeindruckende Weise. Ob allerdings ihr Sänger fliegen wird, bleibt abzuwarten – immerhin haben sie auch diesen Effekt aus der Original-Show schon mehrmals nachgestellt. Das sollten sie nicht verpassen. ASL
Freitag, 20 Uhr, Glocke