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Archiv-Artikel

Der Jugendflüsterer

Auf einmal geht alles ganz schnell. Nachdem in der letzten Woche die ausgegliederte Fußball-Profiabteilung des Hamburger Sportvereins als HSV AG ins Handelsregister eingetragen und Dietmar Beiersdorfer zwei Tage später als ihr neuer Vorstandsvorsitzender ernannt wurde, hat es nun weitere personelle Wechsel gegeben. Zunächst wurde an diesem Montag der bisherige Sportdirektor Oliver Kreuzer von seiner Arbeit freigestellt. Schon bei seiner Ankunft in Hamburg im Juni 2013 sah sich Kreuzer vielen Kritikern gegenüber. Zu seinem Rauswurf sagte Beiersdorfer: „Wir haben gewisse Vorstellungen einer Neuausrichtung des sportlichen Bereiches. Diese Entscheidung ist ein Teil davon.“

Der Job des Sportdirektors soll nun aufgeteilt werden in einen „Direktor Profifußball“, der den Kader zusammenstellt, und einen „Direktor Sport“, der sich mit der Koordinierung des Nachwuchsbereiches beschäftigt. Der „Direktor Sport“ ist bereits gefunden: Der neue Hoffnungs- und Würdenträger heißt Bernhard Peters und wechselt von der TSG 1899 Hoffenheim mit unbekannter Vertragslaufzeit zum Hamburger SV. Dort freut sich Dietmar Beiersdorfer, mit dem 54-jährigen Peters einen „Experten in den Themen Fußballstruktur, konzept und Nachwuchsentwicklung für den HSV zu gewinnen“.

Peters war zuvor acht Jahre lang für die Sport- und Nachwuchsförderung in Hoffenheim zuständig, gewann mit der U17 und U19 jeweils eine Jugendmeisterschaft und bereicherte die Jugendnationalmannschaften mit Spielern. Er entwickelte ein Konzept für die Jugendarbeit des Vereins und half beim Aufbau eines modernen Nachwuchszentrums. Beim HSV soll er nun den HSV Campus mit aufbauen, ein zum Teil durch Fananleihen finanziertes Leistungszentrum direkt am Stadion.

Bundesweit bekannt wurde der ehemalige Hockey-Bundestrainer Peters, als er in Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 von Jürgen Klinsmann als DFB-Sportchef vorgeschlagen wurde. Dies löste öffentliche Proteste aus mit Kommentaren wie „Schnapsidee“ (Jürgen Kohler) und „Karnevalsscherz“ (Berti Vogts). Daraufhin erhielt der mit dem nötigen Stallgeruch gesegnete Matthias Sammer den Posten.

Wer den Posten „Direktor Profifußball“ bekleiden wird, ist noch unklar. Es gibt Gerüchte über Gespräche mit dem ehemaligen St. Pauli Spieler und jetzigen technischen Direktor des Schweizer Fußballverbandes Peter Knäbel.

Bei allen Änderungen gibt es beim HSV eine Konstante: Der finanziell angeschlagene Klub muss mal wieder eine Abfindung zahlen – der Vertrag von Oliver Kreuzer lief ursprünglich bis 2016.  JAN STAU