unterm strich
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Gestern blieb der Ticker kalt, denn wir war’n beim Wienerwald. Nein, Schuld war nur Gabriele Goettle, deren Erkundungen zu ALG II, Freibetragsneuregelungsgesetz, Optimierungsgesetz und Fortentwicklungsgesetz im Gespräch mit einer Sozialanwältin den Text auf die enorme Länge von 928 Zeilen anwachsen ließen. Aber hätten Sie stattdessen lieber wissen wollen, dass sich Dieter Buroch als Leiter des Frankfurter Künstlerhauses Mousonturm darüber ärgert, dass zu viele Künstler nach Berlin abwandern, weil dort Bundesmittel winken?

Oder dass Bauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) angekündigt hat, dass der Neubau des Stadtschlosses in Berlin in drei Jahren beginnen soll – man müsse halt nur noch einen Architekturwettbewerb ausloben (und 400, 500 kleine Milliönchen zusammenkratzen)? Oder dass dpa-Redakteur Wilfried Mommert, die freie Hörfunkjournalistin Tamara Tischendorf und das FAZ-Feuilleton mit dem puk-Journalistenpreis für ihr besonders ausgeprägtes Gespür für die brandheißen kulturpolitische Themen ausgezeichnet worden sind?

Interessiert es Sie, dass Hannibal-Lecter-Darsteller Gaspard Ulliel für seine Rolle in „Hannibal Rising“ an echten Leichen im Obduktionssaal üben durfte? Dass die US-Schauspielerin Katie Holmes nicht noch einmal als Staranwältin Rachel Dewes in der nächsten „Batman“-Verfilmung auftreten wird, weil die 28-jährige Mutter und Tom-Cruise-Ehegattin derzeit „Terminkonflikte“ hat? Und dass die Cinemaxx-Kinos nun wieder Filme von 20th Century Fox zeigen, obwohl dessen US-Verleih zu früh die Zweitverwertung von Kinofilmen auf DVD erlaubt?

Ist es Ihnen zudem wichtig, dass Ulrich Rasches Inszenierung von Virginia Woolfs Roman „Die Wellen“ am Kammertheater des Staatsschauspiels Stuttgart eine ruhige Erstaufführung mit verhaltenem Applaus war? Und dass der Berliner Dramatiker Dirk Laucke für sein Stück „alter ford escort dunkelblau“, das am Osnabrücker emma Theater Premiere hatte, wegen seiner authentischen Charaktere, aber auch seines Witzes und des Tiefsinns wegen mit Beifallsstürmen bejubelt wurde? Wirklich, das alles wollten Sie wissen? Dann wissen Sie es jetzt.