LESERINNENBRIEFE
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Dürfte eine Frau das wagen?

■ betr.: „Fehler. Fehler. Fehler“, taz vom 24. 2. 11

Es mag ein wenig mühselig sein, Gedanken zu ordnen, Sätze selbst auszuformulieren und eine Arbeit korrekt zu Ende zu bringen. Aber kann es nicht auch mühselig sein – wie hat Guttenberg gesagt, „überlastend“ – ein Verteidigungsministerium samt einem Krieg zu führen? Ist jemand ein Ministerium anzuvertrauen, der schon vor einem kleineren Papierberg der eigenen Dissertation kläglich scheitert?

Dürfte eine Frau wagen, ihre Familientätigkeit als Grund für Unfähigkeit im Beruf anzuführen? Kaum. Guttenberg wagt es dreist … Kann man denn von einem treu sorgenden Familienvater erwarten, wissenschaftlich anständig zu arbeiten? Geht noch mehr Tränendrüsendrückerei? ESTHER BURKERT, Regensburg

Rücktritt schießt über Ziel hinaus

■ betr.: „Gnade für Zitatedieb“, taz vom 23. 2. 11

Ich gehöre zu den über 7.000 Personen die sich, wie der Autor schreibt, auf Facebook auf die Seite unseres Bundesverteidigungsministers geschlagen haben. Ein Rücktritt schösse über das Ziel hinaus, wäre dann doch ungewiss, ob die große Reform der Bundeswehr verwirklicht werden könnte und somit ein dringendes Anliegen großer Teile der Gesellschaft von der Politik behandelt werden würde. Unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Interessen ist es daher gerade positiv, dass die Menschen nicht der Dr.-Titel Guttenbergs interessiere, sondern es ihnen nur um dessen Person gehe. Natürlich, eine genaue Untersuchung des Plagiatvorwurfs ist unumgänglich und nötig, doch wie diese auch ausgehen mag, am Ende muss bedacht werden, welchen Verlust ein Rückzug zu Guttenbergs aus der Politik für die politische Kultur unseres Landes bedeuten würde.

MARCEL BIENIEK, Freiburg im Breisgau

Wessen Idee ist das?

■ betr.: „Massen verzeihen Guttenberg“, taz vom 24. 2. 11

Zwar wird, immer zur rechten Zeit, die passende Umfrage veröffentlicht, aber die Abstimmungen im Internet zeichnen ein ganz anderes Bild: Die Mehrheit stimmt für den Rücktritt. Jetzt hat die Bild ihre eigene Befragung für ungültig erklärt, als mehr als 50 % der TeilnehmerInnen für den Rücktritt waren. FAZ, SZ, Welt hatten über 70 % Stimmen für den Rücktritt in ihren Abstimmungen. Verstecken sich die Guttenberg-Fans gerade? Ungerührt gehen die Berichterstatter in Zeitungen, Radio und TV davon aus, dass das Volk den Freiherrn liebt. Wessen Idee ist das eigentlich? CHRISTIAN OTTO, Essen

Schummeln, was das Zeug hält

■ betr.: „Massen verzeihen Guttenberg“, taz vom 24. 2. 11

Ab sofort dürfen alle jungen Familienväter schummeln, was das Zeug hält. Zum Ausgleich sollten sie einmal am Tag in kerzengerader Haltung über Werte wie Ehrlichkeit und Anstand dozieren. Werden sie beim Lügen und Betrügen ertappt, brauchen sie sich nur „aufrichtig und von Herzen“, in „Demut“ zu entschuldigen. Und schon ist ihre Glaubwürdigkeit wiederhergestellt. SIGRID KOCH, Kassel

Berlusconi ist auch hier möglich

■ betr.: „Blenden ist alles – der neue Wertekanon der Union“, taz vom 23. 2. 11

Die Empörung über den Werteverfall bei den Konservativen langweilt mich allmählich. Das ist doch nicht neu. Um das zu merken, brauchte es nicht den Fall Guttenberg. Was mich vielmehr frustriert, ist das Volk, das diesem schmierigen Lügner traumhafte Umfrageergebnisse beschert. Nur deshalb geht das Spiel weiter. Ab sofort verbietet sich jegliches arrogante Gelächter über die Italiener. Berlusconi ist auch hier möglich. MANFRED PUHAN, Stuttgart