: Keine Geheimdiplomatie
■ Krankenhäuser und Kassen im Clinch
Die Pflegesatzverhandlungen der Hamburger Krankenhäuser und Krankenkassen stehen unter einem schlechten Stern. Dabei geht es bei den jüngsten Auseinandersetzungen nicht mal um Geld. Es geht vielmehr um „Fairplay“: „So behandelt man keinen Partner“, sagt Meta Stölken, Chefin der Landesvertretung der Ersatzkassenverbände verärgert.
Die Hamburgische Krankenhausgesellschaft (HKG) war den Krankenkassen mit der gestrigen Pressekonferenz zum Thema Pflegesatzverhandlungen zuvorgekommen. Dabei hatten sich die Kassen alles so schön ausgedacht: Einen Tag vor der Öffentlichkeit, wollten sie die HKG informieren; aus „Fairnessgründen“ wie Meta Stölken sagt. Jetzt preschten die Krankenhäuser vor. Die Kassen sagten daraufhin ein für heute angesetztes Spitzengespräch ab.
Wozu die Aufregung, fragt man sich dagegen bei der HKG. „Wir betreiben doch keine Geheimdiplomatie“, sagt ihr Sprecher Siegmar Eligehausen. Anlaß für die Pressekonferenz sei die Bekanntgabe eines Beschlusses der Landesschiedsstelle gewesen. Die hatten die Krankenhäuser angerufen, weil sie sich mit den Krankenkassen nicht auf die Höhe eines Punktwertes für Fallpauschalen und Sonderentgelte einigen konnten, nach denen die Behandlungskosten in Hamburger Krankenhäusern abgerechnet werden. Die Schiedsstelle legte den Punktwert am vergangenen Freitag auf 1,08 Mark fest und entsprach damit dem Wunsch der Krankenhäuser. Die Krankenkassen hatten 73,6 Pfennig pro Punkt gefordert.
Notwendig geworden war die Festsetzung des Punktwertes wegen des neuen Krankenhausfinanzierungsrechts. Danach werden künftig nicht mehr Tagespflegesätze abgerechnet. Statt dessen wird nach Behandlungsarten differenziert, für die es jeweils Fallpauschalen gibt. Während diese vom Bundesgesundheitsministerium in einer Punkteskala angeordnet werden, müssen die Krankenhäuser und Krankenkassen der Länder darüber verhandeln, was ein Punkt wert sein soll. Eine Blinddarmoperation kostet jetzt beispielsweise in jedem Hamburger Krankenhaus 3485 Mark. Patricia Faller
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