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Eine Reise nach Bagdad

■ Die „Karawane der Toleranz“ zieht durch den Norden Von M. Reimers

Wenn Karawanen früher durch den Orient zogen, transportierten sie nicht nur Handelswaren, sondern auch Botschaften und fremde Kulturen über weite Entfernungen. „Unsere Botschaft ist die Verwirklichung der Menschenrechte durch kulturelle Brücken“, erläutert denn auch der Iraner Mojtaba Shamsrizi die Idee der „Karawane für Toleranz“, die gestern in Hamburg Station machte. Der Chemiker, Lyriker und Publizist hat die Tour durch vier norddeutsche Städte zusammen mit dem Möllner Kommunalpolitiker Ulrich Nehls vorbereitet.

Besonders wichtig ist Shamsrizi, der seit 20 Jahren im deutschen Exil lebt, daß gerade junge Menschen einen ideologiefreien Kontakt zu fremden Kulturen finden. „Aus den Medien erfahren wir die negativen Aspekte wie Krieg und Elend. Aber wann und wo kann man je etwas über persische Lyrik hören?“ Rund 600 Hamburger SchülerInnen von der 6. bis zur 13. Klasse nahmen an dem „multikulturellen Projekttag“ im Curio-Haus teil, der vom Amt für Schule und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW) unterstützt wurde.

Die SchülerInnen lauschten den fremden, geheimnisvollen Klängen orientalischer Musik, erfuhren, daß orientalischer Tanz weit mehr als Bauchtanz ist und lernten Bedeutung und Herkunft traditioneller Feste im Orient kennen. Der Schriftsteller Muharem Serbezovski, Roma aus Mazedonien, erzählte von seinem Leben in Sarajevo. Vor drei Jahren hat er die Stadt mit seiner Familie verlassen: „Überall wo Krieg ist, leiden besonders Minderheiten.“ Um Verständnis für sein Volk zu wecken und Vorurteile zu korrigieren, las er eine Kurzgeschichte über sein Heimatdorf vor: „Über Roma wird sonst nur Negatives geschrieben.“

Die Irakerin Huda al-Hilali erläuterte den Kindern und Jugendlichen die Jahrhunderte alte Tradition orientalischer Erzählkunst: „Der Zuhörer soll das Gefühl haben, als wäre er selbst dabeigewesen. Ich nehme euch jetzt mit mir auf eine Reise nach Bagdad. Ihr könnt gerne Hi-hi machen, aber nicht so laut.“ Besonders den jüngeren fiel das konzentrierte Zuhören nicht ganz so leicht. „Es ist so leise“, klagten Katrin und Sylvia (beide 12), „außerdem sieht man von hinten so wenig.“

Gestartet ist die multikulturelle Karawane am vergangenen Montag. Mölln war der symbolträchtige Ausgangspunkt, „weil Mölln passiert ist“. Weitere Stationen werden Lübeck und Rendsburg sein. Christa Goetsch von der GEW kann sich vorstellen, die Werbung für Toleranz in Hamburg zu wiederholen: „Newroz wäre ein geeigneter Anlaß.“

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