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„Wir sind Kirche“

■ Kirchenvolksbegehren startet morgen – selbst Radio Vatikan mischt mit

Berlin (taz) – Katholische Priester, die sich verlieben und die Frau ihrer Begierde zum Traualtar führen, fliegen heutzutage in hohem Bogen aus der Kirche hinaus. Priesterinnen, die am Sonntag die Messe lesen, sind ein Unding. Und daß das Volk Einfluß auf die Wahl ihrer Kirchenoberen haben sollte – da sei Gott vor. Doch was Deutschlands Bischöfe immer noch für das Nonplusultra katholischer Glaubensdoktrin halten, sieht die Basis längst nicht mehr so verbissen. Und das will sie ihren geistlichen Hirten ab Samstag mit einem Kirchenvolksbegehren demonstrieren. Mit ihrer Unterschrift können Gläubige bis Mitte November für mehr Demokratie in der Kirche plädieren, für die Abschaffung des Pflichtzölibats und die volle Gleichberechtigung von Frauen. Christian Weisner, der strategische Kopf der Initiative „Wir sind Kirche“, die das Volksbegehren startete, rechnet damit, daß bis Mitte November an die zweieinhalb Millionen Unterschriften zusammenkommen.

Ob die Unterschriftenlisten tatsächlich in allen katholischen Pfarreien ausgelegt werden, ist jedoch fraglich. Die Diözesen von Fulda und Dresden sowie das Erzbistum Köln kündigten schon im Vorfeld an, daß in den Pfarreien ihres Einzugsgebiets keinerlei Werbung für das Kirchenvolksbegehren stattfinden darf. Und selbst Radio Vatikan schaltet sich schon ein: Mit einer Infocassette will der päpstliche Sender deutschen KatholikInnen Entscheidungshilfen beim Volksbegehren geben: Zu Wort kommen auf der Cassette allerdings nur GegnerInnen der Initiative wie die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Rita Waschbüsch oder der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann. Karin Flothmann

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