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Auf morschen Pfählen

■ Hamm-Süd: Senat setzt bei der Eisfabrik auf Abriß statt auf Sanierung

Die Galgenfrist für die ehemalige Eisfabrik an der Steinbeker Straße in Hamm-Süd ist nur zeitlich verschoben, inhaltlich bleiben die Abriß-Gelüste der Stadt unverändert: Die Senatsvorlage, die unter Federführung der Wirtschaftsbehörde in der vergangenen Woche erarbeitet wurde, beschert dem um die Jahrhundertwende gebauten Industriegebäude eine Zukunft in Schutt und Asche. Nächsten Dienstag soll sie beschlossen werden.

Die Wirtschaftsbehörde schlägt zwar für den Standort ein Nutzungskonzept mit Gewerbe und Wohnen vor (taz berichtete). Das aber „könnten wir sowohl in der alten Fabrik wie einem neuen Gebäude umsetzen“, entwickelt Sprecher Wolfgang Becker wenig Leidenschaft, sich für den Erhalt der stadtteilprägenden Industriearchitektur einzusetzen. Immerhin wagt seine Behörde die zaghafte Forderung nach einem Gutachten, das Wert und Sanierungskosten der Bausubstanz ermitteln soll. „Wir sind der Ansicht, daß das nicht nötig ist. Die Sanierung wäre erheblich teurer als ein Neubau“, setzt Stadtentwicklungsbehörden-Sprecher Bernd Meyer alles auf die Abriß-Karte. Die Fabrik sei auf inzwischen mehr als morschen Pfählen gebaut. „Dann müßte ja halb Hamburg demnächst einstürzen“, wundert sich Stattbau-Geschäftsführer Tobias Behrens.

„Wenn das alles auf höchster Ebene entschieden wird, haben die Interessen von Bezirk und BewohnerInnen, die hier gern soziale und kulturelle Einrichtungen hätten, sowieso wenig Durchsetzungschancen“, schätzt Michael Braun von der Stadtteilini Hamm. Für die Abriß-Entschlossenheit sprechen auch die Miet-Kündigungen, die den wenigen noch in der Eisfabrik ansässigen Lager- und Speditionsfirmen vorsorglich zum 31. Januar ausgesprochen wurden. AnwohnerInnen und Stadtteilini geben dennoch nicht auf: Sie hoffen auf ein Gespräch und die Unterstützung von CDU bis GAL. Unterdessen findet das nächste Informationstreffen zur Eisfabrik am 5. Dezmeber um 19 Uhr in der Schule Osterbrook 19 statt.

Wahrscheinlich wenige Stunden nach Senatsbeschluß.

Heike Haarhoff

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