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Freundliches Spiel mit Ge-Wohntem

■ Kampnagel: gruppe a.b. spielt in „Haus Segen“ mit dem trauten Heim

Im Foyer steht ein Gartenpavillon. Ein Miet-Klo leistet ihm Gesellschaft, fröhlich zwitschert es aus Vogelhäuschen. Zum zweiten Mal gastiert die gruppe a.b. auf Kampnagel, gibt sich häuslich in Fabrik-Atmosphäre. Unter dem Titel Haus Segen präsentieren die darstellenden und bildenden Künstler Objekte, Texte, Bewegungen und was ihnen sonst zum Thema „Haus“ so einfällt. Dabei geht es nicht um tiefsinnige Deutungen eines Begriffes, sondern vor allem ums Spiel mit Ge-Wohntem.

Die „Theatralische Einrichtung“ für vier Personen, vier Overhead-Projektoren, einen Lautsprecher – aus dem aber kein „House“ dröhnt – und ungezählte Miniaturhäuser beginnt, wie sollte es anders sein, zu Hause: Hausarbeit, Hauslärm. Langsam wird es still, und die Darsteller betreten den mittleren Raum der dreigeteilten Bühne. Sie malen ein großes Rechteck auf den Boden. Der Raum fürs Haus ist geschaffen, die Annäherung zwischen Haus und Mensch beginnt.

Aus einer Reihe von gleichförmigen Miniaturen – vier Wände, ein Spitzdach – suchen sich die Künstler einzelne Objekte aus, die es in sich haben. So wird nun das Brot-Haus zerschnitten, das Oblaten-Haus in Stücken ans Publikum verteilt, ein aufblasbares Haus zerplatzt, ein mißratenes Papp-Haus verbrannt und die Asche mit Handfeger und Haus weggekehrt.

Je größer die Vertrautheit mit dem Objekt, desto spielerischer gestaltet sich die Aufführung. Der Besucher erhält eine präzise Anleitung zum Bau von Modell-Häusern, die Vorteile von Sonnen- und Schattenseiten eines Hauses werden erörtert. Geisterhäuser mit Fensteraugen spuken umher, aus einem Haus wird vorgelesen, in einem anderen ertönt A-cappella. Die Performance endet, wo sie begonnen hat: zu Hause, bei Hausarbeit und Hauslärm.

Mit subtilem Witz gestaltet gruppe a.b. eine kurzweilige Stunde. Haus Segen ist zwar nicht gerade segensreich, dafür aber entspannte und intelligente Unterhaltung.

Begleitend zur Aufführung gibt es im Foyer der Halle eine kleine, namenlose Ausstellung im Bretterverschlag. Alles, was Miniaturhaus ist und im Bühnenspiel seinen Platz hat oder haben könnte, ist hier versammelt. Mit Puppenhaus, Kuckucks-Uhr, Lego-Haus und kaputtem Haus kann sich der Theaterbesucher auf die Performance einstimmen oder von ihr verabschieden. Nele-Marie Brüdgam

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