: Die Mehrheit tolerieren
■ betr.: „Hoffen auf den Weih nachtsmann?“, taz vom 12. 12. 95
Nachdem die taz in den Tagen des grünen Parteitages zweimal Hans Monath auf ihrer Titelseite begründen ließ, warum er für den Bosnien-Einsatz ist und warum die grüne Fraktion dafür stimmen sollte, kommt nun endlich jemand zu Wort, der dazu auffordert, die Mehrheit der Einsatzgegner in der Partei zu tolerieren.
Gottschlich sieht zwar, wie diese „manchmal in bemitleidenswert naiver Art und Weise“ den Menschen helfen wollen, ohne zu schießen – typische Pazifisten eben, wie sie auch schon Schuld am Zweiten Weltkrieg waren – aber ein gewisser „utopischer Kern“ muß ja bewahrt bleiben auf dem von Sachzwängen gepflasterten Weg zur Blockpartei der CDU. Frieden schaffen mit Waffen! – wie sich doch die Zeiten ändern!
Vielleicht werden die Grünen eines Tages auf den Bonner Regierungsbänken sitzen – zu erwarten hat man sich davon jedoch rein gar nichts mehr. Wenn Gottschlich die Grünen als „einzige organisierte Kraft“ bezeichnet, die nach anderen als militärischen Lösungen sucht, wird der Realitätsverlust der MittelständlerInnen deutlich. Die PDS hat geschlossen gegen den Einsatz gestimmt – sie ist auch die Partei mit dem geringsten Bezug zur Kirche.
Mit der PDS sollen jene politischen Inhalte einfach geleugnet werden, die einmal zu grünen Essentials zählten. Mit Bundeswehrmachts-Anführer Rühe und dem kühlen Kinkel kann man jetzt „die Serben in die Knie zwingen“. Und wen morgen? Stefan Wirner, Berlin
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